ADB:Vesque von Püttlingen, Johann

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Artikel „Vesque von Püttlingen, Johann“ von Eusebius Mandyczewski in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 651, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vesque_von_P%C3%BCttlingen,_Johann&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 10:41 Uhr UTC)
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Vesque: Johann V. von Püttlingen, österreichischer Staatsmann und Componist, geboren am 23. Juli 1803 zu Opole in Russisch-Polen, † am 29. October 1883 zu Wien, entstammte einer alten französischen Familie, die sich schon im 17. Jahrhunderte in Belgien niedergelassen hatte. Sein Vater, Jean Vesque de Puttelange, wurde 1793 durch die französische Invasion gezwungen, Brüssel, wo er als Staatsbeamter lebte, zu verlassen und auszuwandern; er fand ein Asyl beim Fürsten Lubomirsky in Opole, zog dann aber nach Wien und trat in den österreichischen Staatsdienst. In Wien erhielt der Sohn eine vortreffliche Erziehung. Er wurde für den Staatsdienst herangebildet und daneben seiner Begabung gemäß im Zeichnen, Stechen und Malen von Fendi, im Clavierspielen von Moscheles, im Gesang von Ciccimarra, in der musikalischen Composition von Sechter unterrichtet. Im J. 1827 trat er in den Staatsdienst und kam rasch zu einflußreichen und hohen Stellungen. Als Vertreter Oesterreichs in Sachen des internationalen Rechtes bereiste er Deutschland, Frankreich und Italien, und schuf u. a. 1840 den ersten Staatsvertrag zum Schutze des geistigen Eigenthums. Viele Jahre hindurch wirkte er als Ministerialrath und Sectionschef im Ministerium des Aeußeren und als Präses für die diplomatischen Staatsprüfungen; 1866 wurde ihm die Freiherrnwürde, 1879 die Geheimrathwürde verliehen. Nach 45-jähriger Dienstzeit schied er aus dem Staatsdienste und wurde für seine übrige Lebenszeit in das Herrenhaus berufen. Durch seine amtliche Stellung, seine persönlichen Eigenschaften und seine musikalische Begabung war V. eines der hervorragendsten Mitglieder der österreichischen Gesellschaft seiner Zeit. Er verkehrte mit allen bedeutenden Tonkünstlern Deutschlands und Oesterreichs und erwarb sich als Componist einen ansehnlichen Ruf. Als solcher nannte er sich nach einer großväterlichen Besitzung J. Hoven. Seine Opern „Turandot“, „Johanna d’Arc“, „Liebeszauber“, „Ein Abenteuer Carl des Zweiten“, „Der lustige Rath“ u. a. wurden in Wien, Berlin, Dresden und anderen Städten mit Erfolg aufgeführt. Er schrieb auch mehrere Kirchen- und Kammermusikwerke, und eine große Anzahl von Liedern, von denen gegen 200 veröffentlicht worden sind. Die bekanntesten darunter waren die später unter dem Titel „Die Einkehr“ gesammelten Compositionen von 88 Gedichten aus Heine’s Reisebildern. Für seine Lieder war er selbst ein wohlgebildeter Interpret.

Johann Vesque von Püttlingen. Eine Lebensskizze. Wien 1887.