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ADB:Vietor, Hieronymus

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Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Vietor“ von Anton Mayer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 686–687, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vietor,_Hieronymus&oldid=- (Version vom 17. November 2024, 15:55 Uhr UTC)
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Vietor: Ein in der Gelehrtenwelt Wiens angesehener Buchdrucker, welcher der ältesten Zeit der Wiener Buchdruckerei angehörte, war Hieronymus Binder (Böttcher, Büttner), oder nach der Sitte seiner Zeit, die Personen- und Ortsnamen zu latinisiren oder ins Griechische zu übersetzen, auch Vietor geheißen. Er war zu Liebenthal in Schlesien geboren, woher er sich auch Philovallis nannte, und widmete sich schon frühe den Wissenschaften. Im Wintersemester des Jahres 1497 finden wir ihn an der Artistenfacultät der Universität Krakau immatriculirt, wo eben Andreas v. Labischin Rector war. 1499 erlangte er das Baccalaureat der freien Künste. Wie es aber kam, daß er sich dann der aufblühenden Kunst Gutenberg’s zuwendete und wahrscheinlich in Haller’s Officin in Krakau lernte, wissen wir nicht, ebenso wenig, wann er nach Wien kam. 1509[WS 1] ließ er von Krakau aus bei Winterburger in Wien drucken, im folgenden Jahre finden wir ihn aber schon daselbst. Und nun begann seine Thätigkeit als Wiener Buchdrucker. Anfangs druckte er bis zum Jahre 1514 gemeinsam mit Hans Singriener; ihr erster Druck war ein schöner Claudianus, und 1511 besaßen sie griechische Lettern. Beider Buchladen befand sich auf dem alten Fleischmarkte gegenüber dem Nonnenkloster St. Laurenz. Vom Jahre 1515 an druckte er allein, ohne daß aber die Freundschaft zwischen ihm und Singriener dadurch irgendwie getrübt worden wäre. 1516 besaß V. ein Haus in der Weihenburggasse, wo auch seine Officin sich befand; aber schon 1517 übersiedelte er nach Krakau, zu dessen Gelehrten und Adeligen er stets rege Beziehungen aufrecht erhalten hatte und wo er nun eine große Buchdruckerei einrichtete. Die Wiener Officin bestand aber nebenbei fort; dieselbe leitete sein Bruder Benedict und zuletzt wahrscheinlich sein Sohn Florian, von dem ein Druck aus dem Jahre 1531 auf der Wiener Hofbibliothek noch erhalten ist; mit diesem Jahre hört überhaupt Vietor’s Wiener Officin auf. V. starb 1546; seine Wittwe aber setzte den Betrieb der Krakauer Officin bis 1551 fort. V. druckte meistens in lateinischer und [687] polnischer Sprache. Seine Bücher zeichnen sich aus durch schöne Schrift, correcten Druck und gutes Papier; auch die Holzschnitte sind gut.

Denis, Wiens Buchdruckergeschichte bis 1560, p. VII und XIX. – D. Ant. Mayer, Wiens Buchdruckergeschichte 1482–1882. I, 30–37.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1409