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ADB:Vogel, Samuel Gottlieb von

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Artikel „Vogel, Samuel Gottlieb von“ von Julius Pagel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 124–125, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vogel,_Samuel_Gottlieb_von&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 10:38 Uhr UTC)
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Vogel: Samuel Gottlieb v. V., Arzt und Professor der Medicin in Rostock, ist als Sohn von Rudolf Augustin V. (s. o. S. 128) am 14. März 1750 in Erfurt geboren. Er erhielt seine Vorbildung in Göttingen, wohin sein Vater mittlerweile als Professor berufen worden war, begann dort 1764 seine medicinischen Studien, also bereits als 14jähriger Knabe, und erlangte 1771 die medicinische Doctorwürde mit der Inauguralabhandlung: „De lithophago et polyphago Ilfeldae nuper mortuo et dissecto“ (deutsch u. d. T.: „Von dem Ilfelder Vielfraß und Steinfresser“, Berlin 1781). Nachdem er kurze Zeit in Göttingen prakticirt und sich dort 1776 als Privatdocent habilitirt hatte, siedelte er im letztgenannten Jahre als Arzt nach Ratzeburg über, wo er 1780 vom Herzog von Mecklenburg-Strelitz zum Landphysicus des Fürstenthums Ratzeburg und 1783 vom Kurfürsten von Hannover auch zum Landphysicus des Herzogthums Lauenburg ernannt wurde, sowie 1784 den Titel eines großbritannischen Hofmedicus erhielt. Trotz ausgedehnter praktischer Thätigkeit fand V. in diesen Stellungen noch die Muße zu zahlreichen schriftstellerischen Arbeiten. So veröffentlichte er außer einer deutschen Ausgabe von seines Vaters kleinen akademischen Schriften und verschiedenen Journalaufsätzen folgende, selbständig erschienene Werke: „Versuch einiger medicinisch-praktischer Beobachtungen u. s. w.“ (Göttingen 1778); „Handbuch der praktischen Arzneiwissenschaft zum Gebrauch für angehende Aerzte“ (6 Thle., Stendal 1781, vollendet 1816, neue Auflage 1816–21; Nachdruck 4. Aufl., Wien 1831, lateinisch von Joh. Bernh. Keup, 3 Theile, Stendal 1790–1792) u. a. Diese Arbeiten bewirkten, daß er 1789 als ordentlicher Professor der Medicin mit dem Hofrathstitel an die erst jüngst restaurirte Universität Rostock berufen wurde. Hier erhielt er 1797 den Titel eines herzoglichen Leibmedicus sowie die Stellung als Badearzt am Seebade zu Doberan. Um letzteres erwarb er sich die größten Verdienste durch Publication einer Reihe von Schriften, welche speciell von diesem Badeorte handeln. Wir citiren: „Ueber den Nutzen und Gebrauch der Seebäder, nebst einer Ankündigung einer öffentlichen Seebadeanstalt, welche an der Ostsee in Mecklenburg angelegt wird“ (Stendal 1794)); „Zur Nachricht und Belehrung für die Badegäste in Doberan im J. 1798“ (Rostock 1799); „Annalen des Seebades zu Doberan vom Jahre 1799“ (ebd. 1800); „Neue Annalen des Seebades zu Doberan von 1803–1812“ (ebd. 1804–1813) und ähnliche. 1805 besuchte V. Paris, 1815 wurde er zum Geheimen Medicinalrath ernannt, 1821 feierte er sein 50jähriges Doctorjubiläum, 1830 wurde er ordentliches Mitglied der Medicinalcommission, 1832 vom König von Baiern geadelt. Er starb im hohen Alter von fast 87 Jahren am 19. Januar 1837 an der Grippe. V. ist als Arzt und ärztlicher Schriftsteller von hervorragendster Bedeutung. Bekannt ist besonders sein schöner Aufsatz über das ärztliche Savoir faire in Hufeland’s Journal. Außer seinen großen, schon oben dargelegten Verdiensten um den Aufschwung des Seebades Doberan hat sich V. durch zahlreiche anderweitige Veröffentlichungen auf den verschiedensten Gebieten der Medicin auch um die Förderung dieser große Verdienste erworben. Ein vollständiges Verzeichniß seiner schriftstellerischen Leistungen findet sich in einigen der im Biogr. Lexikon VI, 136 angegebenen Quellen, woselbst auch unter Zugrundelegung von Rohlfs’ classischer Lebensbeschreibung Vogel’s eine eingehende Würdigung seiner Bedeutung für die Medicin geliefert ist. Danach gehörte V. zu den tüchtigsten Praktikern aller Zeiten; ihm verdanken in litterarischer Beziehung die Kenntniß von der Geschichte der Seebäder im allgemeinen, die medicinische Hodegetik, die allgemeine Medicin, die Diagnostik, die specielle Pathologie und Therapie, die gerichtliche Medicin, die [125] pathologische Anatomie, die Balneologie und die Hygiene, endlich auch die populäre Medicin wesentliche Bereicherungen, sodaß der von Rohlfs als „Vater des deutschen Seebades“ und der sog. „philosophischen Diagnostik“ bezeichnete V. als einer der vielseitigsten Förderer der Medicin angesehen werden muß. Die Titel einiger seiner größeren Werke tragen wir noch nach und führen an: „Allgemeine medicinisch-diagnostische Untersuchungen zur Erweiterung und Vervollkommnung eines Kranken-Examens (2 Theile, Stendal 1824–31); „Ein Beitrag zur Lehre von der gerichtsärztlichen Zurechnungsfähigkeit“ (2. Aufl., ebd. 1825); „Beweis der unschädlichen und heilsamen Wirkungen des Badens im Winter“ (Berlin 1828); „Medicinische Beobachtungen und Memorabilien aus der Erfahrung“ (Stendal 1834); „Einige Bemerkungen und Erfahrungen von dem mächtigen Einfluß der Gewohnheit auf das Wohl und Wehe des Menschen“ (Rostock 1835).

Vgl. die oben citirten Quelle.