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ADB:Volger, Wilhelm

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Artikel „Volger, Wilhelm“ von Friedrich Ratzel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 404, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Volger,_Wilhelm&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 08:54 Uhr UTC)
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Volger *): Wilhelm V., Schulmann und geographischer Schriftsteller, geboren am 31. März 1794 zu Kratze bei Lüneburg, † am 6. März 1879 zu Lüneburg. Im dritten Jahre verwaist, wurde er in Lüneburg von Verwandten erzogen, besuchte dort das Gymnasium und studirte seit 1812 in Göttingen, wo er 1815 promovirte. An derselben Anstalt, wo er seine Jugendbildung erworben hatte, wirkte er 2 Jahre als Collaborator, 13 Jahre als Subconrector, 37 Jahre als Rector. Er leitete zugleich die seit 1834 beigegebenen Realclassen und stand noch 23 Jahre dem wesentlich von ihm ins Leben gerufenen Realgymnasium vor. Im Ruhestand wirkte er als Stadtbibliothekar und Archivar. Als 75jähriger Greis begann er die Ordnung und Entzifferung der städtischen Urkunden, die er eigenhändig umschrieb und von denen er bis zu seinem 83. Jahr mehr als anderthalbtausend zum Druck brachte. „Ein ganzes Leben in Einer Stadt, in Einem Wirkungskreise, über 60 Jahre in Einer Amtswohnung.“ V. hatte in Göttingen zuerst Theologie studiren sollen, ging aber bald zu Geschichte und Geographie und zu philologischen Studien über. In seiner Lehrthätigkeit behandelte er mit Vorliebe die sogenannten Realien; die Schaffung besonderer Realclassen an seinem Gymnasium, sowie die Abzweigung des Realgymnasiums ist wesentlich sein Werk. Seiner „Anleitung zur Länder- und Völkerkunde“ (1833) folgten verschiedene Leitfäden, Lehr- und Handbücher der Geographie, die zum Theil zahlreiche Auflagen erlebten. 1834 schrieb er eine im Sinne Ritter’s gehaltene Schrift „Ueber das historische Element in der Geographie“ und 1843 eine „Beschreibung von Palästina“. Ebenso schrieb er mehrere Geschichtsbücher für Schulen und 1835–39 erschien sein „Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte“, 1847–55 seine Geschichtstafeln. In späteren Jahren wandte er sich der selbständigen Erforschung der Geschichte Lüneburgs und der hannoverisch-braunschweigischen Lande zu. Lüneburgs Zustand und Schicksale im 30-jährigen Krieg hatte er 1844–57 in einer größeren Monographie behandelt. 1859 gab er einen „Leitfaden zum Unterricht in der hannoverisch-lüneburgischen Landesgeschichte“. Diesem folgten „Origines Luneburgicae“ (1861); „Die Patricier der Stadt Lüneburg“ (1863); „Urkundenbuch der Stadt Lüneburg“ (in 3 Bänden, 1872–77), und eine Reihe von Monographieen erschien unter dem Titel „Lüneburger Blätter“ 1859–66. – V. hatte mit 23 Jahren sich verheirathet und lebte 60 Jahre in glücklicher Ehe, der als einziger Sohn der Geolog Dr. Otto V. entsproß. Er war nicht bloß als Schulmann, sondern als Mann von großer öffentlicher Wirksamkeit, reiner maßvoller Charakter und Menschenfreund hochangesehen und verehrt.

Biographie verf. von Dr. Otto Volger (mit Bildniß) in der Deutschen Rundschau f. Geographie, 1879.

*) Zu S. 227.