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ADB:Würth, Johann Gottlob

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Artikel „Würth, Johann Gottlob“ von Karl Friedrich Ledderhose in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 348–349, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:W%C3%BCrth,_Johann_Gottlob&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 05:12 Uhr UTC)
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Würth: Joh. Gottlob W., zum Missionar gebildet in Basel. Der Marktflecken Pleidelsheim bei Ludwigsburg war seine Heimath, der 18. September 1820 sein Geburtstag. Schon im fünften Jahre wurde er von seinen Eltern in die Schule geschickt, namentlich rühmt er seine Mutter, die ihn auf den Segen des Gebets hingewiesen habe. Sie war es ohne Zweifel, welche ihn auf das bevorstehende Weltgericht hinwies. Hatte doch der berühmte Theolog Bengel in seiner Auslegung der Offenbarung Johannis die dreißiger Jahre als die Periode bezeichnet, in welcher Christus wiederkommen und Gericht halten werde. Besonders in den Kreisen der Württemberger Gläubigen schloß man sich der Anschauung Bengel’s an. Für den zwölfjährigen W. hatte es den Nutzen, daß er von seiner Unfolgsamkeit und Widerspenstigkeit gegen seine Eltern erschreckt zurücktrat. Weil seine Eltern im Vermögen sehr beschränkt waren, konnten sie ihn kein Handwerk lernen lassen, wenn es mit Kosten verknüpft war. Im J. 1834 trat er bei dem Wundarzt des Dorfes in die Lehre. Dieser Beruf führte manche Versuchungen und Lockungen herbei. Er theilt uns in einer kurzen Lebensskizze mit, daß all sein Streben nach Heiligung sehr mangelhaft gewesen sei. „Ich sah sehr deutlich ein“, sagt er, „daß ich einen Heiland, einen Erlöser nöthig habe, der mich sündigen Menschen von der Gewalt des Teufels, des Todes und der Hölle befreien muß, um einst das ewige Leben ererben zu können“. Als sein Lehrmeister schon nach zwei Jahren starb, kam er zu dem Oberamtswundarzt Jung in Besigheim, um seine Lehrzeit zu vollenden. Drei Jahre hielt er dort theils als Lehrling, theils als Gehülfe gern aus und kann nicht dankbar genug daran erinnern, was für ein christlicher Sinn in dem Hause herrschte. In Besigheim wurde es ihm möglich, den Gottesdienst, besonders nachmittags, oft zu besuchen. Sowohl hier in der Kirche, als in der Familie Jung, wurde er mit der Missionssache eingehender bekannt. Besonders hebt er den dortigen Helfer Zeller hervor, dessen persönlichen Umgang und Unterricht er genießen durfte. Mit den zwei Söhnen seines Lehrmeisters wurde er in der lateinischen Sprache unterrichtet und brachte es zum Uebersetzen des Livius. Namentlich beschäftigte er sich gern mit der Grammatik. Als nun W. sich entschlossen hatte, sich um Aufnahme in das Missionshaus zu Basel bittend zu melden, stellte ihm Zeller ein durchschnittlich günstiges Zeugniß aus, sowol was seine Begabung und Aufführung, als seinen inneren Herzenszustand betrifft. Zeller sagt in seinem Begleitschreiben von ihm: „Die evangelische Wahrheit ist ihm Herzenssache, daher er auch das Bekenntniß vor Menschen nicht scheut“. Das Baseler Comitté nahm ihn auf; im August 1840 trat er in das Haus ein und hielt bis October 1845 treu und gewissenhaft aus. Basel hatte bereits seit Jahren eine eigene Mission in Ostindien. W. arbeitete zuerst zu Hubli in Süd-Mahratta und wurde später nach Bettigeri versetzt. Bereits hatte er 22 Jahre lang in Indien, besonders in Süd-Mahratta gearbeitet. Da fühlte auch er das Bedürfniß, nach Europa zurückzukehren, um sich zu neuer Arbeit zu stärken. Aber der Aufenthalt in der Heimath währte nicht lange, weil der Präses der ostindischen Generalconferenz, Missionar Huber in Hubli, bei gebrochener Gesundheit genöthigt war, um Urlaub zur Erholung in Europa zu bitten. Da wandte sich das Comité an W., Huber’s Stelle in Indien zu übernehmen. Er willigte ein und verabschiedete sich im November 1868 in der Elisabethkirche. Weil gerade damals das afrikanische Missionsgebiet, von Basel aus bearbeitet, große Erfolge zeigte durch zahlreiche Uebertritte und Taufen, war Indien mehr in den Hintergrund getreten. In seiner Abschiedsrede erklärte W., man möge nur noch ein paar Jahre zuwarten, und man werde schon sehen dürfen, daß Indien das fruchtbarste aller Missionsgebiete sein werde. Noch war kein Jahr verflossen, so hat er den Anfang der Erfüllung seiner Hoffnung in Südkanara sehen dürfen. Seine Rückreise war außerordentlich [349] schnell. Denn schon am Abend vor dem Weihnachtsfest 1868 traf er in Mangalur ein und leitete die Verhandlungen der ostindischen Generalconferenz im Februar 1869. Da zog es ihn mächtig, „unter die Heiden gehen zu können“. Das Kurgland war sein Ziel. Im April nach Mangalur zurückgekehrt, widmete er sich theils den Arbeiten, die er als Präsident auszuführen hatte, theils auch litterarischen Studien. In letzterer Beziehung war es ganz besonders die freie Bearbeitung des Calwer Bibelwerks in kanaresischer Sprache. Darin hat er der Mission wesentliche Dienste geleistet. Bei dieser Gelegenheit sei noch bemerkt, daß er in kanaresischer Sprache das Werk „Poetical Anthology“, Bangalore 1866 herausgegeben hat. Weil in der Umgegend von Mulki und Udapi eine bedeutende Bewegung war, so reiste er mit Missionar Brigel in dieses gesegnete Arbeitsfeld. Man hat einen Brief von ihm, welchen er am 22. November aus Hubli in Süd-Mahratta an das Comité geschrieben hat. Er war in diesem District gereist, weil mehre Fragen seine Anwesenheit erforderten. Es war seine letzte Reise. Am 7. December 1869 traf er in Mangalur ein und war sehr erfreut, seine Frau zu treffen, welche zwei Tage vorher angelangt war. Er fühlte sich sehr angegriffen von der Reise, und schon am 18. December arbeitete das Fieber so mächtig in ihm, daß er nicht mehr bei klarem Bewußtsein war. Sogar in Phantasien beschäftigte er sich mit seinem Berufe. Er katechisirte über das hl. Abendmahl; deutsch fing er an und schloß kanaresisch mit dem Satz: „Wenn wir an Ihn glauben, so werden wir bewahrt vor der Hölle; darum glaubet an Ihn“. Am Weihnachtsfeste hatte er einen klaren Augenblick, daß er sich von seiner tiefbetrübten Frau verabschieden konnte. Rasch trat jetzt sein Ende ein. Sein Sterbebett wurde mit Gebet, Lesen des göttlichen Worts und Gesang von Sterbeliedern gesegnet. In dem neuen Gottesacker zu Mangalur wurde er zu seiner Ruhe beerdigt, und er war also hier das erste Saatkorn auf Hoffnung herrlicher Auferstehung.

Missionsmagazin. – Der ev. Heidenbote.