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ADB:Wachter, Johann Georg

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Artikel „Wachter, Johann Georg“ von Max Mendheim in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 426–427, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wachter,_Johann_Georg&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 20:25 Uhr UTC)
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Wachter: Johann Georg W., Gelehrter, wurde am 7. März 1663 als Sohn des Stadtphysikus Jakob W. und seiner Gattin, Marie Katharina Zweiflin aus Stuttgart, in Memmingen geboren. Nachdem er die lateinische Schule besucht hatte und durch Privatstunden in der Trigonometrie und Zeichenkunst gefördert worden war, bezog W. 1689 die Universität Tübingen, um sich nach dem Willen des Vaters in dem dortigen Kloster der Theologie zu widmen. 1693 kehrte er in die Heimath zurück und unternahm nun, um einer Anstellung in dem ihm nicht zusagenden Berufe zu entgehen, eine größere Reise, die ihn über Leipzig und Halle nach Berlin und Frankfurt und 1698 mit Unterstützung des Kurfürsten von Brandenburg nach Holland führte. Bei dieser Gelegenheit lernte er in Amsterdam Joh. Peter Speeth kennen. Dieser war vom Katholicismus zum Judenthum übergetreten und gerieth hier über seine Ansichten mit W. in einen gelehrten Streit, der die Veranlassung wurde zu Wachter’s Streitschrift „Der Spinozismus im Jüdenthumb, oder die von dem heutigen Jüdenthumb [427] und dessen Geheimen Kabbala Vergötterte Welt, an Mose Germano sonsten Johann Speeth, von Augsburg gebürtig, befunden und widerleget von J. G. Wachter“ (Amsterdam 1699). Inzwischen hatten sich Wachter’s Gönner in Berlin bemüht, ihm nach seiner Rückkehr eine Stelle bei der philosophischen Facultät zu Duisburg zu verschaffen; doch zerschlug sich diese Aussicht durch einige Schwierigkeiten wegen der Besoldung; dagegen ward ihm nun „bis auf weitere Verordnung zum nothdürftigen Unterhalte eine Pension bei dem Monte pietatis angewiesen“. Während dieser Wartezeit beschäftigte sich W. mit Studien auf der Berliner Bibliothek und der Malerakademie. Von 1707 an bis zum Tode des Königs erhielt er dann ein Jahrgeld ausgesetzt, wofür er bei allen Feierlichkeiten des Hofes die Verfertigung der Aufschriften und Devisen zu besorgen hatte. Unter Friedrich Wilhelm I. wurde W. auch in die Societät der Wissenschaften aufgenommen. 1722 aber verlor er durch die Beschränkungen des Königs seine Besoldung und siedelte nun nach Dresden, bald darauf aber nach Leipzig über, „allwo er die Etymologie der deutschen Sprache als ein Bret im Schiffbruche ergriffen, und erstlich das kleine, hernach das große Glossarium geschrieben: kaum war diese Arbeit vollendet, so hat der Rath in Leipzig … ihm das Verzeichniß der griechischen und römischen Münzen bei seiner angesehenen Bibliothek zu verfertigen aufgegeben, und ihm eine ansehnliche Besoldung auf Lebenszeit ausgesetzet“. Er starb am 7. November 1757.

Am bekanntesten hat sich W., der sich durch eine umfassende Gelehrsamkeit und verdienstliche Forschungen um die deutsche Sprache auszeichnete, durch seine beiden Wörterbücher gemacht, von denen das kleine als „Glossarium Germanicum, continens origines et antiquitates linguae Germanicae hodiernae. Specimen ex ampliore farragine decerptum“ (Leipzig 1727) und das große unter dem Titel „Glossarium Germanicum, continens origines et antiquitates totius linguae Germanicae, et omnium paene vocabulorum, vigentium et desitorum. Opus bipartium et quinque indicibus instructum“ (Leipzig 1737 fol.) erschien, in deren gleichlautender praefatio er die Deutschen und ihre Sprache als von den alten Kolonisten Asiens und Europas, so von den Skythen, Phrygiern und Kelten, ausgegangen annimmt. Das Angelsächsische aber erklärt er für die älteste Tochter des Keltischen und für älter als seine Schwestersprachen, das Gothische, Fränkische und Alamannische. Bei seinen Worterklärungen geht er, soweit ihm das möglich ist, auf die Quellen der deutschen Sprache zurück, so beim Gothischen auf das gothische Evangelium, über dessen Sprache, wie sie der Codex argenteus bietet, er schon 1722 in Berlin eine lateinische Abhandlung schrieb (Handschrift in der Leipziger Stadtbibliothek). Von seinen weiteren Schriften ist dann hauptsächlich noch die „Archaeologia numaria, continens praecognita nobilissimae artis, quae nummos antiquos interpretatur“ (Leipzig 1740, mit Kupfern) hervorzuheben.

Leben Herrn Johann George Wachter’s, aus seiner eigenen Handschrift in Bd. 9 der Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freien Künste (Leipzig 1763), S. 160–171. – Meusel, Lexikon der bis 1800 verstorbenen deutschen Schriftsteller, Bd. 14, S. 305 fg. (mit einer Aufzählung seiner Schriften). – Raumer, Geschichte der germanischen Philologie (1870), S. 183 f. – Einen kleineren Briefwechsel zwischen P. Placidus Amon in Melk und Wachter über die Absicht des ersteren, eine Sammlung altdeutscher Schriften zu veröffentlichen, worüber er die Meinung des Gelehrten zu hören wünscht, und über Wachter’s Wunsch, sein großes Glossarium dem Kaiser zu dediciren, hat R. Schachinger in den Studien und Mittheilungen aus dem Benedictiner- und Cistercienser-Orden, Bd. 9, S. 432–35 (1888) veröffentlicht.