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ADB:Walliser, Christoph Thomas

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Artikel „Walliser, Christoph Thomas“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 754–755, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Walliser,_Christoph_Thomas&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 05:08 Uhr UTC)
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Walliser: Christoph Thomas W., geboren am 17. April 1568 zu Straßburg im Elsaß und ebendort am 27. April 1648 gestorben, verließ mit 16 Jahren seine Vaterstadt, um an verschiedenen Orten Deutschlands, Böhmens, Ungarns, Italien und der Schweiz die Wissenschaften und freien Künste zu studiren. Lobstein in seiner Geschichte der Stadt Straßburg sagt S. 54: er war ein Schüler des Tobias Kindler in Zittau und hatte vordem in Straßburg das Wilhelmitanerstift besucht. Im J. 1599 kehrte er in seine Vaterstadt zurück und wurde an der achten Classe des evangelischen Gymnasiums und der Akademie (die 1621 zur Universität erhoben wurde) zum Praeceptor classicus und Musicus ordinarius ernannt. An der Thomaskirche und am Münster hatte er die Kirchenmusik zu leiten. 1634 wurde er als Lehrer am Gymnasium pensionirt; ob er die übrigen Aemter beibehielt und wie lange, ist nicht bekannt. W. genoß in seiner Vaterstadt die größte Achtung und seine Compositionen waren in Deutschland, theils im Druck, theils in Copien weit verbreitet. Sein kleines theoretisches Werk: „Musicae figuralis praecepta brevia“, Argentorati 1661, Kieffer, Lederetz, in 8°, hat nur einen Werth als Leitfaden für die Schüler, die er unterrichtete, gibt uns aber einen Begriff, wie gründlich damals Musik auf Schulen gelehrt wurde. Exemplare besitzen die Bibliotheken in Berlin, München, Mainz und das Conservatoire in Paris. Bedeutender tritt er uns entgegen als Beförderer und Bearbeiter des Kirchenliedes. In diesem Fache gab er drei große Sammlungen zu 4, 5 und 6 Stimmen heraus. Der erste Theil trägt den Titel: „Ecclesiodiae, Das ist Kirchen Gesäng. Nemblich die gebreuchlichsten Psalmen Davids, so nicht allein viva voce, sondern auch zu Musicalischen Instrumenten Christlich zugebrauchen. Mit 4. 5. vnd 6 Stimmen componirt durch …“ (Straßburg 1614, Paul Ledertz. 6 Stb. mit 50 Gesängen.) Dazu der „Ander Theil: Darinn die Catechismus gesäng, andere Schrifft und geistliche Lieder, sampt dem Te Deum laudamus vnd der Litania, wie sie durch das gantze Jahr in der Kirchen vast vblich begriffen … Mit 4. 5. 6. und 7 Stimmen gesetzt …“ (Straßburg 1625, bei Marx von der Heyden. 6 Stb. 60 Gesänge). Im Frankfurter Kataloge von Israel ist das Register des 2. Theils abgedruckt. v. Winterfeld bespricht das Werk in umständlicher Weise im 2. Bande S. 8 seines evangel. Kirchengesangs. Vor dem gab W. schon ein ähnliches Werk heraus, welches wie eine Vorbereitung des größeren erscheint. Selbst der Titel hat fast gleichen Wortlaut: „TEutscher Psalmen vnd Geistliche Kirchengesäng mit fünff Stimmen, welche nicht allein viva voce“ etc. wie oben (Nürnberg 1602 bei Catharina Dieterichin. 5 Stb. 8 Lieder zu 5 St.). Exemplare von allen drei Werken besitzen die Bibliotheken zu Königsberg, Gotha, Grimma, Berlin, Elbing, Hamburg, München, Zwickau (1602 ohne Baß), Frankfurt a. M. (nur 2. Thl. 1625). Von 1610, 1613, 1627 und 1641 existiren noch vier Gelegenheitsgesänge, die sich in Privathänden befinden. Außerdem besitzt die [755] Kgl. Bibl. zu Berlin in den Manuscr. Z. 28. Z. 44 und 54 eine Reihe deutsche und lateinische mehrstimmige Gesänge. Auch in der Proske’schen und Liegnitzer Bibliothek befinden sich handschriftliche Motetten und geistliche Lieder. In alten Sammelwerken sind 9 Gesänge aufgenommen (siehe Eitner’s Bibliographie) und in neuen Ausgaben 15 Gesänge (siehe desselben Verzeichniß nebst dem Nachtrage in Monatsh. Bd. 9). Dazu kommt noch ein Gesang in Ambros’ 5. Bd. Musikgeschichte, edirt von Kade, S. 523. Soweit mir seine Compositionen bekannt sind, benützt er nur die Motive der bekannten Kirchenlieder zu contrapunktischen Combinationen, ohne je eine Melodie in ihrem ganzen Umfange dem Tonsatze zu Grunde zu legen. Seine Schreibweise ist sehr lebhaft und wohlklingend, noch ganz im Stile des 16. Jahrhunderts sich haltend.

August Bähre, Festschrift zur 350jährigen Jubelfeier des protestantischen Gymnasiums in Straßburg. Theilweiser Abdruck in Monatsh. f. Musikg. 20, 186. Ebd. Bd. 1, 134 ein Artikel von Ritter über eine Tragödie von 1612 mit Chören.