Zum Inhalt springen

ADB:Walther, Michael (Professor der Theologie in Helmstedt)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Walther, Michael (Professor der Theologie in Helmstedt)“ von Carl Gustav Adolf Siegfried in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 119–120, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Walther,_Michael_(Professor_der_Theologie_in_Helmstedt)&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 02:43 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 41 (1896), S. 119–120 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Michael Walther der Ältere in der Wikipedia
Michael Walther der Ältere in Wikidata
GND-Nummer 121761142
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|41|119|120|Walther, Michael (Professor der Theologie in Helmstedt)|Carl Gustav Adolf Siegfried|ADB:Walther, Michael (Professor der Theologie in Helmstedt)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=121761142}}    

Walther: Michael W. ward am 6. April 1593 zu Nürnberg geboren, studirte zu Wittenberg anfänglich Medicin, dann Theologie, welches Studium er in Gießen und Jena, wo er als Adjunct an der philosophischen Facultät angestellt wurde, fortsetzte. Danach ward er Hofprediger der Herzogin Elisabeth von Braunschweig und Professor zu Helmstedt, 1626 Generalsuperintendent in Ostfriesland, 1642 desgleichen zu Celle, wo er am 9. Februar 1662 starb. (Jöcher, Bd. 4, Sp. 1804.)

W. gehörte zu jenen älteren protestantischen Bibelforschern, die im Geiste des lutherischen Orthodoxismus, aber mit gründlicher Gelehrsamkeit die kritischen Fragen behandelten. Seine „Officina biblica“ 1636 (wieder aufgelegt 1668, 3. Aufl. 1703), s. den vollst. Titel bei Meyer, Gesch. der Schrifterklärung, Bd. 3, S. 392, umfaßte die Stoffe, welche jetzt gewöhnlich in den sogen. biblischen Einleitungen behandelt werden und erstreckte sich über das A. und N. T. Im ersten Abschnitt handelt der Vrf. von den kanonischen Büchern, die er als die erweislich den Propheten und Aposteln inspirirten definirt. Doch unterscheidet er beim N. T. kanonische Bücher erster Ordnung, an deren apostolischer Verfasserschaft niemals ein Zweifel entstanden sei, von solchen zweiter Ordnung, bei denen wie beim Hebräerbriefe, den Briefen des Jacobus und Judas, der Apokalypse derartige Zweifel ausgesprochen seien. Aber auch bei diesen habe nur über den auctor secundarius oder ministerialis eine Unsicherheit geherrscht; daß diese Bücher ebenfalls von Gott als dem auctor primarius herrühren, stehe absolut fest. Der 2. Abschnitt des Werks spricht von den Apokryphen. In beiden Abschnitten wird bei jedem einzelnen Buche auf das sorgfältigste der gesammte damals erreichbare Apparat von Materialien betreffs der kritischen und exegetischen Fragen zusammengetragen. Ueber die Art wie er dabei verfuhr vgl. Meyer a. a. O., Bd. 3, S. 398–404. Ueberall wird die synagogal-kirchliche Tradition über die einzelnen Bücher festgehalten (vgl. Ed. Koenig, Einl. in das A. T. 1893, S. 5 f.). – Der 3. Abschnitt de libris deperditis von den nach Einiger Meinung verloren gegangenen heiligen Büchern und der 4. de libris spuriis von einzelnen untergeschobenen Büchern enthalten nur einige wenige Mittheilungen zu diesen Fragen. – In demselben Geiste war seine „Harmonia biblica“, 7. Aufl. 1654, 9. Aufl. 1696 (s. den vollst. Titel b. Meyer a. a. O., Bd. 3, S. 426) verfaßt. Sein Ziel war A. und N. T. als in vollkommenster Harmonie befindlich erscheinen zu lassen, jeden Widerspruch zwischen denselben als einen nur scheinbaren zu erweisen und auszugleichen. Das konnte trotz aller subjectiven Ehrlichkeit des Verfassers unmöglich ohne große Gewaltsamkeiten abgehen. So wurde z. B. die Differenz zwischen 2. Kön. 8, 26 und 2. Chr. 22, 2 (Ahasja beim Regierungsantritt 22 bzw. 42 Jahre alt) damit beseitigt, daß das eine Mal der Zahlwerth in Buchstaben, das andere Mal in Ziffern dagestanden habe. Bei Abweichungen der Septuaginta mußte stets der massoretische Text Recht behalten (vgl. Diestel, Gesch. des A. T’s. 1869, [120] S. 478 f.). Auf S. 477 führt Diestel eine postilla mystica von W. an, ob dies nicht ein Schreibfehler für postilla mosaica ist? Denn nach Jöcher a. a. O. hat W. auch eine p. prophetica, eine p. hiero-psaltica und eine p. evangelistica geschrieben. Von Walther’s übrigen Schriften verdient noch Erwähnung sein „Spicilegium controversiarum illustrium de nomine divino“, eine Sammlung von Ansichten über den Jahvenamen und seine threnologia (s. den vollst. Titel b. Meyer a. a. O., Bd. 3, S. 125) zu Ehren des namhaften biblischen Philologen Glassius. – Zahlreiche Titel findet man noch bei Jöcher a. a. O.