ADB:Wechmar, Rudolf Freiherr von
v. Steinmetz befehligten V. Armeecorps nahm er am Kriege des Jahres 1866 in Böhmen theil, wurde dann Oberstlieutenant und Bataillonscommandeur im 4. Rheinischen Infanterieregimente Nr. 30, schied aber im November 1868 unter Beförderung zum Oberst aus dem preußischen Heere, um das Commando des Badischen Leib-Grenadierregiments (jetzt Nr. 109) zu übernehmen und bei der Einführung der preußischen [369] Heereseinrichtungen bei den badischen Truppen mitzuwirken. Es war eine sehr glückliche Wahl, die ihn getroffen hatte: „Seine heitere Liebenswürdigkeit und seine Begabung als Führer machten ihn im ganzen Lande, wo nur Beziehungen zu den Leibgrenadieren zu finden waren, bekannt und hochgeliebt“, sagt die Geschichte des Regiments. Das letztere führte er sodann gegen Frankreich in den Krieg. Nachdem er vor Straßburg das Eiserne Kreuz 2. Classe erhalten hatte, rückten unter seinem Commando die zum feierlichen Einzuge befohlenen Truppen in die Stadt ein, dann machte er, vielfach an die Spitze größerer Abtheilungen gestellt und mit selbständigen Aufgaben betraut, unter General v. Werder den Feldzug im südöstlichen Frankreich mit. Für sein Verhalten im Gefechte bei Dijon am 30. October ward ihm das Eiserne Kreuz 1. Classe, für Auszeichnung beim Angriffe auf Nuits am 18. December, wo er leicht verwundet ward, wurde ihm der Orden pour le mérite verliehen. Am letztgenannten Tage übernahm er, an des gefallenen Oberst von Renz Stelle, das Brigadecommando, welches er bis zum Ende des Krieges, namentlich auch in den Kämpfen an der Lisaine, geführt hat. Als Baden mit Preußen am 25. November 1870 eine Militärconvention abgeschlossen hatte, in Gemäßheit deren die badischen Truppen in den Verband des preußischen Heeres traten, kehrte auch Oberst v. W. in denselben zurück. Bis zum 12. December 1873 blieb er in seiner bisherigen Verwendung, dann wurde ihm die Führung der 21. Infanteriebrigade in Breslau übertragen, eine Stellung, die er, 1874 zum Generalmajor aufgerückt, im Januar 1880 mit der an der Spitze der 11. Division, ebenfalls in Breslau, vertauschte, am 22. März 1880 wurde er zum Generallieutenant befördert, aber nicht lange nachher nöthigte ein schweres Leiden ihn aus dem Dienste zu scheiden. Am 10. September 1881 war ihm der erbetene Abschied bewilligt, schon am 18. October des nämlichen Jahres starb er auf der Fideicommißbesitzung seiner Gattin, geb. v. Kuszutsky, Groß-Tschunkawe, Kreis Militsch, in Schlesien. – Eine von ihm veröffentlichte Schrift „Das moderne Gefecht und die Ausbildung der Truppen für dasselbe“ (Berlin 1875) war eine hochbedeutende Arbeit, welche in das Englische, das Französische und das Spanische übersetzt ward.
Wechmar: Rudolf Freiherr v. W., königlich preußischer Generallieutenant, am 26. November 1823 zu Breslau geboren, kam 1841 aus dem Cadettencorps als Secondlieutenant zum 6. Infanterieregimente, besuchte von 1845 bis 1848 die Allgemeine Kriegsschule, wurde 1858 Hauptmann, 1863, nach vielfacher Verwendung als Adjutant, in den Generalstab versetzt und zum Major befördert. Als Generalstabsofficier bei dem von General- Militär-Wochenblatt Nr. 91, Berlin 1881. – Geschichte des 1. Badischen Leib-Grenadier-Regiments Nr. 109: 1. Theil von v. Barsewisch; 2. Theil von v. Trapp-Ehrenschildt, 2. Auflage, Karlsruhe 1893.