ADB:Weete, Matthias
[421] also ein gemein Jahr. Auff den hessischen und angräntzenden Horizont. Darinnen zu finden sind: Die tägliche Strahlen-Wechselung, der Lauff- und Stand der Planeten, (sodaß leichte daraus eine ohngefährliche Ephemeris gestellet werden kann), die muthmaßliche Witterung, der Auff- und Untergang der Sonnen, die Tag- und Nacht-Länge, und allerhand leßwürdige Sittenhistorien vom Hauß-Stande; darbeneben eine richtige Tage-Verzeichniß derer Märckte in Hessen und Benachbahrten; ferner ein Gebuhrts-Tag- und Jahr-Calender, derer Hohen in der Welt, bevorab in Teutschland. Wie auch die Fortsetzung der Regierung derer Hn. Landgrafen zu Hessen, und was sich darunter merckwürdiges in Hessen und benachbarten Orten zugetragen. Also eingerichtet durch Matthiam Weete, Breuna – Hass.“).
Weete: Matthias W., ein niederhessischer Pfarrer, geboren in Breuna bei Zierenberg am 24. Januar 1651, † ebendaselbst am 14. Juli 1739. Er hat sich seiner Zeit einen bekannten Namen gemacht durch die langjährige, von 1691 bis 1739 dauernde, Herausgabe eines vielbegehrten Kalenders, der in Kassel gedruckt und verlegt wurde und auch nach Weete’s Tode noch fünf Jahre unter seinem Namen erschien; noch 1770 steht auf dem Titelblatte der Fortsetzung dieses Kalenders: „Also nach dem Weetischen eingerichtet“. Sein Inhalt möge aus dem Titel ersehen werden, der bald in einer kürzern Form, bald in einer längern erscheint (vgl. z. B. „Kön. Schwed. F. H. Privileg. Schreib- Märckte- Chronic- und Historien-Calender, Auf das Jahr Christi 1737. Also eingerichtet durch Matthias Weete aus Breuna“. Und „Nach dem Verbesserten, Neuen und Alten Styl, Hessischer Schreib- Märckte, und Chronicken-Calender, Aufs 1722. Jahr Christi, Welches ist das 2. nach dem 430. Schalt Jahr, undIn den „Hauß-Stands-Lehren“ gibt sich ein christlich frommer Sinn kund. Sie handeln z. B. von den „Kindern als Zierde und Stützen des Haußstandes“, von dem Gesinde, von den Eigenschaften guter Hausvorstände u. dgl. m. und sind ebenso kurzweilig wie nützlich zu lesen, von manchem trefflichen Beispiel beleuchtet und mit kernigen Worten aus der Weisheit des Volkes gewürzt. Die geschichtlichen Denkwürdigkeiten aus dem Leben der Landgrafen zu Hessen, die in einem besondern Abschnitte „Hessische Zeitrechnung“ in chronologischer Folge angefügt sind, reichen in den von W. selbst herausgegebenen Nummern bis in das Jahr 1530. Gelegentlich lassen sie auch etwas von des Verfassers theologischer Ueberzeugung durchschimmern, wie z. B. bei der Schilderung des Marburger Religionsgespräches ein warmes Interesse für Zwingli und ein herzliches Verlangen nach einer Glaubensunion zu spüren sind (siehe die 57. und die 58. Fortsetzung hessischer Zeitrechnung auf die Jahre 1732 und 1733).
Ueber das Leben Weete’s konnte leider schon Strieder außer den wenigen Daten seiner Geburt, seiner Herkunft, seines Standes u. s. w., die vorhin angeführt worden sind, nichts von Bedeutung mehr ermitteln. Er erwähnt noch den Titel eines auf der Kasseler Bibliothek befindlichen autographischen Manuscripts von der Hand Weete’s, das für den Hessen-Kasselischen Meridian eingerichtete astronomische Berechnungen enthält.
- Vgl. den Kalender selbst, und Strieder’s Grundlage zu einer hessischen Gelehrten- und Schriftsteller-Geschichte, Bd. 16, unter Weete.