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ADB:Weidenkeller, Johann Jacob

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Artikel „Weidenkeller, Joh. Jacob“ von Carl Leisewitz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 447–448, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weidenkeller,_Johann_Jacob&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 12:33 Uhr UTC)
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Weidenkeller: Joh. Jacob W., Vorstand und Professor der Kreislandwirthschafts- und Gewerbeschule zu Nürnberg, † am 2. Juli 1851. In Kempten 1789 geboren, erhielt er am dortigen Gymnasium die erforderliche Schulbildung, um sich im Alter von 18 Jahren dem thierärztlichen Studium an der Centralveterinärschule in München widmen zu können. Als er nach drei Jahren diese Studien mit ausgezeichnetem Erfolge absolvirt hatte, wurde er auf Verwendung des Institutsdirectors zum Kreisthierarzt für den bairischen Innkreis ernannt und nach weiteren drei Jahren als Regimentsveterinär dem 6. Chevauxlegersregiment beigeordnet. In dieser Eigenschaft nahm er an den Feldzügen der bairischen Truppen in den Jahren 1813 bis 1815 theil, wobei ihm vielfach Gelegenheit zur Bereicherung seiner Kenntnisse wie zur Erprobung seiner Tüchtigkeit gegeben war. Nach Rückkehr in die Garnison Nürnberg befaßte er sich vielfach mit schriftstellerischen Arbeiten, welche sich auf Verbesserungen in der Organisation des Veterinärwesens und auf Hebung der Pferdezucht Baierns bezogen. Seit 1818 gab er ein Wochenblatt der Viehzucht und Thierarzneikunde heraus, welches später in Verbindung mit Tenneker’s Archiv für Pferdekenntniß fortgesetzt wurde. Ferner führte er eine neue Bearbeitung der bezüglichen Schriften von Wiborg aus und ließ dieselbe 1823 als „Anleitung zur Behandlung der Krankheiten des Rindviehes“ erscheinen. Demselben Gebiete gehörten auch seine 1828 veröffentlichten „Beiträge über Wartung der Pferde“ und der 1831 von ihm herausgegebene „Katechismus der Pferdekenntniß“ an, während er schon 1825 mit seiner „Anleitung zur Behandlung der öden Gründe und Sandwüsten“ den seit mehreren Jahren von ihm verfolgten gemeinnützigen Bestrebungen Ausdruck gegeben hatte. Inzwischen waren seine Leistungen aber auch mehrfach anerkannt worden, indem er einen Ruf zur Uebernahme der Direction der Veterinärschule in Düsseldorf erhalten hatte und bald nach dessen Ablehnung zum Ehrendoctor von der philosophischen Facultät der Universität Erlangen ernannt wurde.

In dem Bewußtsein der ihm in früheren Jahren von seinen Gönnern erwiesenen Wohlthaten war er von dem Verlangen beseelt, dem Wohl seiner Mitmenschen in der Heimath dienen und sich dadurch zugleich der pflichtschuldigen Dankbarkeit entledigen zu können. So hatte er schon 1819 einen Industrie- und Culturverein zu Nürnberg gegründet und für denselben ein Versammlungslocal nebst Bibliothek und einen Industriegarten erworben, um damit den materiellen wie den socialen Interessen des Handwerker- und Bürgerstandes eine geregelte Pflege zu ermöglichen. Gleichfalls rief er einen Frauenverein ins Leben, um durch denselben zur Unterstützung armer Frauen und Wöchnerinnen beizutragen und weiteren Halt für eine Wittwen- und Waisen-Pensionsanstalt zu gewinnen. Durch Vermittlung jenes Culturvereins veranstaltete er schon 1820 eine große Kunst- und Gewerbe-Productenausstellung, errichtete im Jahre darauf eine landwirthschaftliche Ausleihanstalt und suchte damit den Landwirthen der Umgebung einen lange entbehrten Beistand zu verschaffen, bis eine später von dem Staate gegründete Kreishülfskasse dafür eintreten konnte. Aus demselben Vereine ging auch unter seiner Leitung die Gesellschaft zur Förderung vaterländischer Pferdezucht hervor, für deren Zwecke ziemlich bedeutende Summen von ihm aufgebracht wurden, bis er auch dieser Aufgabe durch die [448] Reorganisation des bairischen Landgestütes enthoben werden konnte. Sein vielseitiges und verdienstvolles Wirken erwarb ihm das Vertrauen der Staatsregierung, sowie die ungetheilte Anerkennung in allen interessirten Kreisen, zugleich trugen seine litterarischen Leistungen dazu bei, ihm den Ruf einer Autorität seines Faches zu verschaffen. Ein neuer Wirkungskreis wurde ihm 1833 durch Ernennung zum Professor und Vorstande der Kreislandwirthschafts- und Gewerbeschule in Nürnberg eröffnet, womit ihm nun auch die Gelegenheit geboten war, auf die Hebung der Landwirthschaft und Technik weiter einzuwirken. Zu diesem Behufe suchte er nicht nur den Zutritt in die Anstalt auch unbemittelten Schülern zu erleichtern, sondern sorgte ebenfalls für entsprechende Ausstattung des Instituts mit Sammlungen bezw. Lehrmitteln, sowie mit weiteren Lehrkräften, in deren Reihe ihm sein eigener Bruder Dr. Friedr. W. als Stütze und zweiter Lehrer zur Seite stehen konnte. Mit dieser Position war ihm nunmehr auch ein so weit reichender Einfluß gesichert, daß er zur Verwirklichung eines schon länger gehegten Planes schreiten durfte, indem er mit Zustimmung und Unterstützung jenes Culturvereins die Gründung einer technisch-ökonomischen Armenknaben-Erziehungsanstalt ins Werk zu setzen suchte. Wesentliche Garantien für ein ersprießliches Wirken auf diesem Gebiete mochte er theils in der Concentrirung seiner eignen Kraft wie in der Mitwirkung seiner Frau, theils in der Anlehnung an den Organismus der Gewerbeschule gefunden haben. Durch fortgesetzte Bemühungen hinsichtlich der Pflege dieses Institutes gelang es ihm bald, dessen Frequenz zu heben, auch beachtenswerthe Studienerfolge darzuthun und damit wieder das Interesse der Fachkreise an dem Gedeihen der Schule zu fesseln. Auf seine Anregung kam es zur Gründung einer Stiftung, durch welche das Institut von Seite verschiedener Gönner mit einer Dotation, bestehend aus zwei bis dahin pachtweise bewirthschafteten Oekonomiegütern, beliehen wurde, damit dessen Fortbestand auch für die Zukunft gesichert sein sollte. Nachdem nun die Verhältnisse des Lehrinstituts in günstiger Weise geregelt waren, gab W. auch eine periodische Zeitschrift unter dem Titel „Lichtenhofer Blätter“ heraus, deren Fortexistenz ihm um so eher durch einen größeren Kreis von Abonnenten gesichert zu sein schien, als der Erlös aus diesem litterarischen Unternehmen zur Ergänzung der Fonds für Unterhaltung unbemittelter Zöglinge bestimmt war.

Mit seinen allseitig anerkannten dienstlichen Leistungen wie mit seinen gemeinnützigen Bestrebungen hatte W. aber auch das besondere Wohlwollen des Königs gewonnen und wurde infolgedessen durch Verleihung des Verdienstordens vom hl. Michael ausgezeichnet. War ihm somit manche Genugthuung durch die ungeschmälerten Erfolge seines Wirkens geboten und konnte er mit befriedigender Zuversicht sich der weiteren Verfolgung seiner vielseitigen Aufgaben widmen, so wurde seine Arbeitskraft leider öfters durch rheumatische Beschwerden beeinträchtigt, und dieses Leiden nahm allmählich einen so schlimmen Charakter an, daß er sich mehr und mehr zur Einschränkung seiner Functionen genöthigt fand und schon frühzeitig seinem Wirken ein Ziel gesetzt sehen mußte.

Vgl. Neuer Nekrolog der Deutschen. 29. Jahrg.