Zum Inhalt springen

ADB:Weinmüller, Karl Friedrich Clemens

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Weinmüller, Karl Friedrich Clemens“ von Heinrich Welti in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 512–513, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weinm%C3%BCller,_Karl_Friedrich_Clemens&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 21:02 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Weinmann, Sebastian
Band 41 (1896), S. 512–513 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Carl Weinmüller in der Wikipedia
Carl Weinmüller in Wikidata
GND-Nummer 130841196
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|41|512|513|Weinmüller, Karl Friedrich Clemens|Heinrich Welti|ADB:Weinmüller, Karl Friedrich Clemens}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=130841196}}    

Weinmüller: Karl Friedrich Clemens W., berühmter Bassist der Wiener Bühne, wurde am 8. November 1764 zu Dillingen im Trierschen geboren, starb am 16. März 1828 in Oberdöbling bei Wien. Seine erste musikalische Bildung erhielt er wie so viele seiner Kunstgenossen auf dem Kirchenchor der Heimathgemeinde und später auf dem Seminar zu Wien, wo er sich für einen gelehrten Beruf vorbereiten sollte. Durch äußere Verhältnisse aus dieser Laufbahn gedrängt, wandte er sich um 1782 dem Theater zu, schloß sich 1783 einer Truppe an, die in Wiener-Neustadt, St. Pölten, Haimburg und andern kleinen Städten Oesterreichs spielte und kam 1788 nach Ofen und Pest, wo er mehrere Jahre als erster Bassist und Opernregisseur wirkte. Am 6. November 1796 betrat er als Gast in Dittersdorf’s „Doctor und Apotheker“ zum ersten Male die Wiener Hofbühne und fand mit seinem „Stössel“ sowol als Sänger wie als Schauspieler soviel Beifall, daß er sofort sammt seiner Frau für die kaiserliche Oper verpflichtet wurde. Etwa zwei Jahrzehnte durch bildete seine gewaltige und umfangreiche Stimme (sie reichte in ihrer Blüthezeit vom Contra-D bis zum Tenor-F) den Grundpfeiler des auserlesenen Wiener Ensembles und seine Bühnenkenntniß kam bis in die zwanziger Jahre der Opernregie zu Gute. Von 1820 ab begannen die kritischen Stimmen ihre Aussetzungen mit Lobesworten für den wackern „Veteranen“ zu verbrämen und im December 1823 nahm W. endgültig von der Bühne Abschied. Den Rest seines Lebens bekleidete er nur noch die Stelle eines Hofkirchensängers, die er schon seit Beginn seiner Wiener Thätigkeit inne gehabt hatte, wie er denn überhaupt auch als Oratorien- und Concertsänger eine bedeutende Rolle im Wiener Musikleben seiner Zeit spielte. In Anerkennung dessen und zum Dank für seine Wirksamkeit in zahlreichen Wohlthätigkeitsconcerten schenkte ihm 1810 die Stadt Wien das Bürgerdiplom. Als seine Hauptrollen werden Thoas, Leporello, Sarastro, Figaro, Don Alfonso, Rocco und die seriösen wie komischen Baßrollen vieler längst vergessener Singspiele genannt, in denen neben seiner feinen Gesangskunst vor allem auch sein lebendiges, charakteristisches Spiel zur Geltung kam. Als sein größter und unvergänglichster Ruhmestitel aber soll es die Geschichte verzeichnen, daß W. im Verein mit Saal und Vogl im J. 1814 die Anregung zur Wiederaufnahme [513] des im J. 1805 durchgefallenen „Fidelio“ von Beethoven gab, der in der Umgestaltung, die er dabei erfahren, seinen Siegeszug über die deutsche Bühne antrat.

Vgl. Wurzbach, Bd. 54, S. 54 ff. – Allgemeine musikalische Zeitung, Jahrgang 1800 bis 1823. – Wiener allgemeine musikalische Zeitung, Bd. VII, S. 805.