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ADB:Weinmann, Sebastian

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Artikel „Weinmann, Sebastian“ von Paul Bahlmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 511–512, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weinmann,_Sebastian&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 16:57 Uhr UTC)
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Weinmann: Sebastian W. (Weynman, Wynman) aus Oschatz, studirte zuerst in Leipzig, wo er die erste akademische Auszeichnung – das philosophische Baccalaureat – empfing, und seit Ostern 1479 (nicht 1475) in Erfurt, wo er 1482 Magister der freien Künste, 1490 Doctor der Theologie und Ostern 1493 Rector der Universität geworden und das Predigeramt an der Marienkirche bekleidet hat. In der Universitätsmatrikel wird er eloquentissimus theologorum und in einem der Erstlingsgedichte des Eobanus Hessus eine Zierde der Universität genannt; auch bei dem Volke und den Studirenden, zu denen u. a. seit dem Sommer 1501 Martin Luther gehörte, stand er, der bedeutendste unter Erfurts damaligen Kanzelrednern, in großem Ansehen. Von seinen freimüthigen und treffenden Aeußerungen über Gegenstände der Religion und des öffentlichen Lebens sind uns mehrere aufbewahrt. So überliefert Luther (de Wette, Luther’s Briefe III, 228 f.) seinen Ausspruch „Gott plaget ander Leute mit Theurunge, uns strafet er mit Fülle“, zu dem ihn die in Erfurt eingerissene Ueppigkeit und Prunksucht veranlaßte; Flacius Illyricus (Catalogus testium veritatis. Basileae 1556, p. 992) seine Worte „Wir haben, die für uns zur kirchen gehen, beten, singen, horas lesen, Meß halten; wer wil aber für uns inn die helle faren?“, die ihm die Ueberhebung der Geistlichen, welche sich allein noch für wahre Christen hielten, entlockte. Flacius (s. o.) berichtet ferner über eine Predigt, die W. 1508 nach der Ankunft eines Ablaßpredigers gegen den Ablaßhandel gehalten, und über eine andere Predigt gegen den damals üblichen Brauch, das Evangelium [512] dem Volke vom Priester nicht vorlesen, sondern aus dem Gedächtnisse hersagen zu lassen. Auch gegen das heidnische Treiben der Poeten, die sich nicht scheuten, in ihren Gedichten Christum mit Jupiter zu vergleichen, hat W. nach einem von Mutian 1509 an Herebord v. d. Marthen gerichteten Briefe (K. Gillert, Briefwechsel des Conr. Mutianus. H. I, Halle 1890, S. 203 f.) von der Kanzel herab geeifert. Als er aber während der Unruhen, die 1509 infolge der Mittheilung des Rathes über die ungeheure, fast 600 000 Gulden betragende Schuldenlast der Stadt ausgebrochen waren, die einzelnen Parteien durch Ermahnungen und Vorwürfe zur Ruhe und Ordnung zurückbringen wollte, zog er sich so viele Feinde und Verfolgungen zu, daß er Erfurt verlassen und einige Jahre in freiwilliger Verbannung zu Magdeburg leben mußte. Nach Beendigung der Wirren kehrte W. zwar im Herbst 1516 nach Erfurt zurück, starb daselbst aber noch im selben Jahre. Die beiden von ihm ungedruckt hinterlassenen Sammlungen lateinischer Gebete (meist in Versen) – Orationes in usum horarum canonicarum und Rosarium beatae Mariae virginis – befinden sich unter den Handschriften der kgl. Bibliothek zu Erfurt. Außer Flacius handeln über ihn

H. A. Erhard, Gesch. des Wiederaufblühens wissenschaftl. Bildung. Bd. III. Magdeburg 1832, S. 462 ff. – F. W. Kampschulte, Die Universität Erfurt etc. Th. I, Trier 1858, S. 18 u. 122; Th. II, 1860, S. 112.