ADB:Wenzel, Karl
Joseph W. (s. o.), geboren zu Mainz am 25. April 1769, studirte die Heilkunde und erlangte 1791 die Doctorwürde daselbst mit der Inauguralabhandlung: „Commentatio inter forcipes Levretianam, Leakianam et Johnsonianam.“ Als 1792 Mainz von den Franzosen occupirt wurde, siedelte W. infolge dessen 1795 nach Frankfurt a. M. über und wurde 1798 unter die dortigen Aerzte aufgenommen. 1804 machte er hier als Erster in Deutschland die Operation der künstlichen Frühgeburt. 1806 mit Eintritt der fürstlich primatischen Herrschaft in Frankfurt wurde er Leibarzt des Fürstprimas mit dem Titel Geheimrath, erwirkte in dieser Eigenschaft 1812 die Begründung einer medicinisch-chirurgischen Specialschule, deren Directorat er übernahm, entfaltete 1812–1814 in den in Frankfurt errichteten französischen, preußischen und russischen Lazarethen eine angestrengte ärztliche Wirksamkeit, wurde 1824 zum Stadtaccoucheur ernannt und starb am 19. October 1827. – W. war ein, besonders auch als geschickter Geburtshelfer sehr geschätzter und angesehener Arzt. Ein Theil seiner schriftstellerischen Leistungen ist mit seinem Bruder verfertigt und in dessen Biographie (s. o.) aufgezählt. Allein publicirte er: „Ueber die schwammigen Auswüchse auf der äußeren Hirnhaut“ (Frankf. a. M. 1811); „De penitiori structura cerebri hominis et brutorum“ (Tübingen 1811, fol. c. 15 tabb. aeneis et 12 tabb. lin.); ferner als Einladungsprogramm zur Eröffnung der Frankfurter Specialschule: „Ueber Natur und Kunst in der Arzneiwissenschaft. Ueber die Induration und das Geschwür in indurirten Theilen“ (Mainz 1815); „Ueber die Krankheiten des Uterus, vorzüglich in Beziehung auf die Induration und die Geschwüre desselben“ (ebd. 1816 mit 12 Kupfertafeln); „Allgemeine geburtshülfliche Betrachtungen und über die künstliche Frühgeburt“ (ebd. 1818).
Wenzel: Karl W., Arzt, jüngerer Bruder von- Vgl. Biogr. Lex. VI, 242.