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ADB:Wieck, Friedrich Georg

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Artikel „Wieck, Friedrich Georg“ von Egbert Ritter von Hoyer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 372–373, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wieck,_Friedrich_Georg&oldid=- (Version vom 20. Dezember 2024, 05:46 Uhr UTC)
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Band 42 (1897), S. 372–373 (Quelle).
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Wieck: Friedrich Georg W., technologischer Schriftsteller und Industrieller, geboren am 24. Juli 1800 in der Stadt Schleswig als Sohn eines angesehenen Kaufmanns, † am 17. Januar 1860 in Leipzig, erlernte nach gehörigem Schulbesuch das Handlungsgeschäft 1815–1820 im väterlichen Hause und trat dann in das Spitzengeschäft von Eisenstuck & Co. in Annaberg (Erzgebirge) als Gehülfe ein. Mit großem Scharfblick ausgestattet, erkannte er bald die großen Mängel, welche der deutschen Industrie anhafteten. Namentlich gab ihm seine Stellung in Annaberg die beste Gelegenheit dazu, indem u. A. die wichtigen Maschinen zur Erzeugung von Spitzengrund (Bobbinnet) in England unter strengem Ausfuhrverbot standen, und somit Deutschland gezwungen wurde, dies in großer Menge verlangte Fabrikat aus England zu beziehen. W. machte sich infolge seiner Wahrnehmungen die Hebung der deutschen Industrie zur Lebensaufgabe, wobei in erster Linie sein Bestreben dahin zielte, dieselbe vom Auslande unabhängig zu gestalten. Hierzu schlug er verschiedene Wege ein. Nachdem er 1823 ein Exportgeschäft in Bremen übernommen und im Interesse dieses [373] Geschäftes in dem gewerbereichen Chemnitz seinen Wohnsitz gewählt hatte, unternahm er 1828 eine Reise nach England, um die englische Weltindustrie an Ort und Stelle, insbesondere aber die Bobbinnetmaschine zum Zwecke der Einführung in Deutschland kennen zu lernen. Die nächste Folge davon war die Bildung eines Actienvereins „Sächsische Bobbinnetmanufactur“ in Chemnitz 1830 unter Wieck’s Leitung, die 1832 nach Harthau bei Chemnitz verlegt, aber trotz aller Bemühung Wieck’s doch 1837 infolge ungünstiger Zeitverhältnisse wieder aufgelöst wurde. W., der sein Exportgeschäft auch aufgegeben hatte, zog aus diesem Ereigniß die Lehre, daß durch solche unmittelbare Uebertragung von Industriezweigen das Ziel nicht zu erreichen sei, entsagte mit schwerem Herzen dem gewerblichen Schaffen und wählte für seine Zwecke den schriftstellerischen Beruf, der sich dann auch als außerordentlich segensreich erwies.

Unter dem Titel „Gewerbeblatt für Sachsen“ war 1836 in Chemnitz eine bescheidene Zeitschrift ins Leben gerufen. Unmittelbar nach Auflösung des oben genannten Unternehmens trat W. als Mitarbeiter zugleich in die Redaction dieses Blattes ein, um bald darauf die Redaction ganz zu übernehmen und in kurzer Zeit dem Blatte eine Bedeutung zu geben, die weit über die Grenzen Sachsens hinausreichte und die neue Benennung „Deutsche Gewerbezeitung und Sächsisches Gewerbeblatt“ durchaus rechtfertigte. In der Leitung dieser Zeitschrift erkennt man nicht nur den wirthschaftlich politischen Scharfblick Wieck’s, der u. A. mit aller Kraft trotz stetiger Anfeindung die Befreiung der gewerblichen Arbeit von allen zünftlerischen Schranken und bureaukratischer Willkür verfocht, sondern auch seine Umsicht in der Auswahl seiner Mitarbeiter sowie seine Geschicklichkeit den Lesern Anregendes und Nachahmungswerthes auf allen Gebieten des Gewerbewesens zu bieten, so daß diese Gewerbezeitung, deren Redacteur W. bis zu seinem Tode blieb, außerordentlich viel zur Hebung des deutschen Gewerbes beigetragen hat und jetzt eine Quelle für denjenigen bietet, der diese Entwicklung geschichtlich verfolgen will. Es konnte unter solchen Umständen nicht ausbleiben, daß W. von allen Seiten zu Rathe gezogen wurde, wenn weitgreifende Fragen des Gewerbewesens auftauchten; deßhalb wurde W. von der sächsischen Regierung als Commissär nach allen nennenswerthen Ausstellungen entsandt, 1848 in die Commission zur Berathung der Gewerb- und Arbeiterverhältnisse nach Dresden berufen, jahrelang zum Vorsitzenden des großen Polytechnischen Vereins in Leipzig gewählt und unausgesetzt mit Gutachten auf dem Gebiete der Gewerbegesetzgebung, des Patentwesens u. s. w. betraut. – Neben dieser zeitraubenden Thätigkeit ermöglichte es W. auch noch durch Herausgabe von hochinteressanten und zeitgemäßen Schriften zu wirken, unter welchen zu nennen sind: „Grundsätze des Patentwesens“, Expedition des Gewerbeblattes 1839: „Torfbüchlein“ ebenda 1839; „Erklärendes Taschenbuch über alle beim Eisenbahn- und Dampfmaschinenbetriebe vorkommenden technischen Kunstausdrücke“ Leipzig 1839; „Das Gesammtgebiet des sächsischen Manufactur- und Fabrikwesens u. s. w. historisch, statistisch und kritisch beleuchtet“, Chemnitz 1840; „Sachsen in Bildern“, ebenda 1841–1843; „Scott’s praktischer Spinner und Weber“ aus dem Englischen übersetzt, Chemnitz 1842; „Die Pariser Industrie-Ausstellung 1844“, ebenda 1844; „Die Manufactur- und Fabrik-Industrie des Königreichs Sachsen“, Leipzig 1845. Zur Erinnerung an diesen verdienstvollen Mann führt nach seinem Tode die von ihm 25 Jahre redigirte Zeitschrift den Namen: Wieck’s deutsche Illustrirte Gewerbezeitung.