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ADB:Zinzendorf, Franz Ludwig Graf von

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Artikel „Zinzendorf und Pottendorf, Franz Ludwig Graf von“ von Franz von Krones in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 338–339, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zinzendorf,_Franz_Ludwig_Graf_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 17:27 Uhr UTC)
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Zinzendorf: Franz Ludwig, Graf und Herr von Z. und Pottendorf, zu Drosendorf, Borgoni, Kallendorf, Wasserburg und Karlstetten, Toppel und Enzersfeld, geboren am 23. März 1661, † in Karlstetten (Nied.-Oesterr.) am 17. Juli 1742, österreichischer General, ältester Sohn aus dritter Ehe Ferdinand’s v. Z. († 1686) mit Rebecca Regina Freiin Gienger von Grienpichl, von welcher die Herrschaft Wasserburg in Nied.-Oesterreich herrührt, während er die Fideicommißherrschaft Enzersfeld 1738, nach Ableben seiner Base, Fürstin Montecuculi, erbte und 1728 die Herrschaften Karlstetten und Toppel als Familiengut den Grafen von Lassberg erwarb. Als Kriegsmann machte er im Regimente des österr. Generals Sigbert Graf Heister den Krieg gegen die Türken und Franzosen mit. 1696 k. k. Titulatur-Hofkriegsrath, 1704 Oberst, 1706 Generalwachtmeister und wirklicher Hofkriegsrath, wurde Z. 1706 nach Altranstädt entsendet, um als Militär an der Convention K. Josef’s I. und Karl’s XII. von Schweden mitzuwirken. Auch an dem kaiserlichen Executionsrecesse von 1709 hatte er Antheil. 1711 Geheimrath, 1712 Hatschier- und Trabantenhauptmann, [339] 1715 Obersthofmeister der Erzherzogin Maria Josepha, Tochter K. Josef’s I., und nachmals Gattin des Kurprinzen von Sachsen-Polen, gelangte Graf Z. 1717 zur Stellung eines commandirenden Generals in Mähren und Commandanten der Festung und des Staatsgefängnisses auf dem Spielberge bei Brünn. Während seiner 24jährigen Thätigkeit als solcher erlebte er (1724 Feldmarschalllieutenant) den Ausbruch des ersten schlesischen und des österreichischen Erbfolgekrieges und zog sich mit 81 Jahren in den Ruhestand zurück, den er nicht mehr lange genoß. Zu seinen Privatliebhabereien zählte der vertrauliche Verkehr mit dem seiner Zeit vielgenannten Alchymisten oder „Goldmacher“ Hulderzopf.

Franz Ludwig Graf v. Z. stammte aus einem alten, niederösterreichischen Adelsgeschlechte (Czinzendorf, Zinzinsdorf, Zinzendorf), das unter Christoph Herrn v. Z. († 1535) das Oberstlandjägermeisteramt von Nieder-Oesterreich als Erblehen an sich brachte und durch seine Heirath mit Sophie, der Erbtochter des letzten Herrn v. Pottendorf, die Güter dieses – im Mannesstamme erloschenen – alten Geschlechtes erwarb. Die Nachkommen des einen Sohnes Christoph’s, Stefan (III.), † nach 1548, die bald zum evangelischen Glauben übertraten, das Wappen der Pottendorfer aber wie das bezügliche Prädicat führten, erloschen mit Georg Christoph im J. 1616, der das erste Zinzendorfer Fideicommiß stiftete. Dagegen erhielt sich die von einem zweiten Sohn jenes Christoph, Johann (IV.), augsburgischer Confession († 1552), begründete jüngere Linie des Hauses, aus welcher weitere Zweige oder Linien hervorgingen, von denen nur nachstehende in Betracht kommen. Die von Johann Friedrich († 1600) begründete „Hausecker“ Linie führt schon das Prädicat Pottendorf und erlosch 1738 mit Karl Leopold. Hans Joachim († 1626) stiftete die Karlsbacher Linie, aus welcher drei andere erwuchsen: 1. die ältere mit Georg Hartmann († 1632) anhebende Linie, welche mit Franz Ludwig (s. o.) 1742 ihr Ende findet, 2. die von Otto Heinrich († 1655) begründete „mittlere“ Linie, die das Wappen der erloschenen, verschwägerten Freiherrn v. Zelking in das ihrige aufnahm, am längsten blühte und erst 1813 erlosch (s. unten), und 3. die von Albrecht (VII.) begründete, jüngste, und mit ihm im Mannesstamme (1683) schließende Linie der Zinzendorfer. Von besonderer Bedeutung ist die Otto Heinrich’sche Linie deshalb, weil der dritte Sohn ihres Stifters, Maximilian Erasmus (geboren 1633, † 1672) 1661 seinen Güterantheil verkaufte, nach Nürnberg auswanderte, und seine beiden Söhne Otto Christian († 1718) und Georg Ludwig († 1700) in kursächsische Dienste traten. Georg Ludwig’s Söhne waren Friedrich Christian (geboren 1697, † 1756), der Vater der Grafen Ludwig Friedrich (s. S. 353) und Karl v. Z. (s. S. 340), und Nikolaus Ludwig (geboren 1700, † 1760), der bekannte „Brüder-Bischof“ (s. S. 344). Diese Linie erlosch mit dem Grafen Karl 1813, und sein Großneffe Graf Heinrich August Baudissin erhielt 1816 die Erlaubniß das Wappen und den Namen der Z. zu führen. Den Grafenstand erwarben die Freiherren v. Z. im J. 1662.

Vgl. die Litteratur bei Ludwig Friedrich Julius v. Zinzendorf.