ADB:Zumbach von Koesfeld, Lothar

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Artikel „Zumbach von Koesfeld, Lothar“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 478–479, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zumbach_von_Koesfeld,_Lothar&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 07:51 Uhr UTC)
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Zumbach: Lothar Z. von Koesfeld, Astronom, geboren am 27. August 1661 zu Trier, † am 29. Juli 1727 zu Kassel. Als Sohn eines höheren Officiers sollte Z. eine sorgfältige Erziehung genießen und besuchte deshalb die von den Jesuiten geleiteten Lehranstalten in Trier und Luxemburg bis zum Jahre 1678, konnte sich aber nicht zu dem ihm sehr nahe gelegten Eintritte in den Orden selbst entschließen, obwol er ein überzeugter Katholik war und dies auch blieb, als sein Geschick ihn in eine vollkommen protestantische Umgebung verschlagen hatte. Der ihm gebotene Unterricht befriedigte ihn nicht vollständig; er suchte sich deshalb privatim durch das Studium der Werke von Gassendi und Cartesius fortzubilden und wandte sich dann an der Universität Köln der Medicin zu. Da er nebenher auch eifrig Musik betrieb, so zog er die Aufmerksamkeit des kunstliebenden Landesherrn auf sich und wurde schon 1685 zum kurfürstlichen „Mathematicus und Musicus“ ernannt. Theologische Anfeindung machte ihm den Aufenthalt in Köln unerquicklich, und so gab er seine Stellung aus und übersiedelte nach Leiden, wo er 1692 zum Doctor der Heilkunde creirt wurde. Er hielt dann medicinische und astronomische Vorlesungen, folgte jedoch 1708 einem Rufe als Professor der Mathematik an das Collegium Karolinum zu Kassel, welches Landgraf Karl gegründet hatte. Die Berliner Gesellschaft der Wissenschaften nahm ihn als auswärtiges Mitglied auf. Er verblieb auch in Kassel bis zu seinem Tode, der infolge der Wassersucht eintrat. Aus erster Ehe hatte er einen Sohn Konrad, der nachmals ebenfalls [479] Professor der Mathematik in Leiden wurde und ein nachgelassenes Werk des Vaters zum Drucke beförderte.

Zumbach’s litterarische Thätigkeit war eine vielseitige. Die ersten Publicationen („Florae Lugduno-Batavae flores“, Leiden 1695; „De sudore et sudoriferio“, ebd. 1690) schlagen ins medicinische Gebiet ein, aber später handelt es sich nurmehr um astronomische und verwandte Gegenstände. Aus der niederländischen Periode stammt eine sehr brauchbare „Anweisung zum Globusgebrauche“ (Amsterdam 1700; 2. Aufl. 1711), während in Kassel mehrere kleinere Schriften erschienen („Ueber den Regenbogen“, 1712; „Vom wahren Weltsysteme“, 1713; „Vindiciae mathematum“, 1719). Am bekanntesten jedoch wurde Z. durch seine Bemühungen, Apparate zu ersinnen, mittelst deren die Bewegungen der Himmelskörper im Kleinen mit möglichster Treue nachgebildet werden sollten; die Schrift über das Planetolabium kam 1696 in Leiden (2. Aufl. Amsterdam 1700), diejenige über das Jovilabium 1716 in Amsterdam, diejenige über das Saturnilabium 1726 ebendort heraus. In seinen späteren Jahren beschäftigte sich Z. hauptsächlich mit dem viel umstrittenen Probleme der Meereslänge („Instrumentum novum seu horologium autobarum ad longitudines inveniendas inventum, ed. Conr. Zumbach“, Leiden 1749).

Programma Collegii Carolini in obitum Zumbachi de Koesfeld, Kassel 1727. – Poggendorff, Biographisch-litterarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exakten Wissenschaften, 2. Bd., Leipzig 1863, Sp. 1421 ff.