ADB:Zunggo, Johann Anton

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Artikel „Zunggo, Johann Anton“ von Friedrich Lauchert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 489–490, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zunggo,_Johann_Anton&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 06:58 Uhr UTC)
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Zunggo: Johann Anton Z., regulirter Chorherr, geboren am 11. November 1686 zu Warasdin in Kroatien, † am 11. Juli 1771 in dem dem Chorherrenstift Vorau in Steiermark gehörigen Schlosse Klaffenau. Z. ward am 8. September 1704 Profeß des Stiftes Vorau, feierte daselbst am 4. October 1711 seine Primiz, war dann zuerst als Hülfspriester an der Stiftspfarre Wenigzell thätig, wurde nach Jahresfrist als Regens des Stiftschores in das Stift zurückberufen, bei dem Mangel an Seelsorgskräften aber bald wieder für längere Jahre in der Seelsorge verwendet, als Pfarrvicar in Ungarn, in Irdning, zuletzt an der Stiftspfründe Dechantskirchen. Von dort wurde er endlich im J. 1733 dauernd in das Stift zurückberufen und in das Amt des Bibliothekars eingesetzt. Später erhielt er auch die Ehrentitel eines Notarius publicus und apostolischen Pönitentiars. Die Zeit seines Amtsantrittes als Bibliothekar wird als die glücklichste und glänzendste Epoche in der Geschichte des Stifts bezeichnet, eine Zeit regen Schaffens auf wissenschaftlichem und künstlerischem Gebiete, besonders unter dem Prälaten Lorenz Joseph Leitner seit 1737. Unter solchen Verhältnissen wurde auch der begabte und strebsame Geist Zunggo’s zu eifriger Thätigkeit angeregt. Seine nächste Sorge war der Bibliothek gewidmet, die er nach einem neuen Aufstellungsplan ordnete. Er verschaffte sich auch eine Handpresse, [490] auf der er zwei Kataloge des Stiftes als Festschriften druckte. Dabei war er ununterbrochen mit litterarischen Arbeiten beschäftigt, zunächst mit Studien zur Geschichte des Ordens der Augustiner-Chorherren, als deren Frucht er das Werk veröffentlichte: „Historiae generalis et specialis de Ordine Canonicorum Regularium S. Augustini Prodomus, in quo praemissa eorum, quae ad pleniorum hujus notitiam conferunt, summaria exegesi omnium in Germania Ecclesiarum, Abbatiarium, Praepositurarum, Prioratuum, tam abolitorum, quam translatorum, tam actu existentium, et sub hoc instituto florentium, ortus, progressus, aliaque eorum fata breviter enarrantur“ (2 Bände in Folio, Ratisbonae 1742 u. 1745). Der 1. Band enthält die allgemeinen Prolegomena über die Institution der Regular-Cleriker überhaupt und zur Geschichte der Regular-Kanoniker nach der Regel des hl. Augustinus im allgemeinen; der 2. Band eine kurzgefaßte Geschichte der einzelnen Häuser des Ordens in Deutschland, nach der Kreiseintheilung geographisch geordnet. Beigegeben ist dem Werke eine von Z. selber sehr sorgfältig gezeichnete Karte aller Chorherrenstifte in Deutschland. Das ganze Werk sollte nach der Angabe des Titels und der Absicht des Verfassers nur der Vorläufer eines umfangreicheren Werkes sein, dessen Plan in der Vorrede des 1. Bandes dargelegt wird. Darnach beabsichtigte Z., eine ausführliche Geschichte aller früher oder noch existirenden Chorherrenstifte in Europa in einer Reihe von Bänden zu bearbeiten, für welches Werk er bei Gelegenheit der Veröffentlichung des „Prodromus“ als eines „specimen futuri operis“ die an die verschiedenen Ordenshäuser schon früher gerichtete Bitte um Mittheilung urkundlichen Materials erneuert. Diesem großen Werke wollte er auch nicht nur für jedes Land eine Uebersichtskarte nach dem Muster seiner im „Prodromus“ gegebenen Karte für Deutschland beigeben, sondern auch noch Specialkarten über kleinere Theile der verschiedenen Länder. Leider ist der groß angelegte Plan auch nicht einmal zum Theil mehr ausgeführt worden, da er wol an den äußeren Schwierigkeiten scheiterte. Im Druck veröffentlichte Z. außerdem eine historisch-kritische Broschüre „Apocrisis“ (1750) zur Geschichte der Gründung des Stiftes Pöllau in Steiermark, und eine „Vita venerabilis Thomae a Kempis“ (Venedig 1762). Z. besaß auch eine hervorragende Begabung für Musik und Malerei. Eine von ihm gemalte Abbildung des Stiftes ist noch vorhanden. Als das letzte Werk seines Fleißes, die Frucht zwölfjähriger Arbeit, das er als Achtzigjähriger vollendete, besitzt die Bibliothek des Stifts ein von seiner Hand kunstvoll auf Pergament geschriebenes, mit Miniaturen geziertes Chorbuch in 3 Bänden, von welchem in dem unten angeführten Aufsatze des Chorherrn Otto Kernstock eine ausführliche Beschreibung gegeben ist; Band I mit dem Titel: „Liber chori Voraviensis conscriptus sub R. R. D. D. Laurentio Josepho 1754; Band II: „Antiphonarium in collegio Voraviensi pro ejusdem choro conscriptum … a. 1764; Band III: „Hymnarium pro choro Voraviensi … conscriptum“ (1766).

Ottokar Kernstock, Die älteren Chorbücher des Stiftes Vorau, in: Der Kirchenschmuck. Blätter des christlichen Kunstvereins der Diöcese Seckau, VII. Jahrg. 1876 (speciell über Zunggo Nr. 5, S. 54–56). – Briefliche Mittheilgn. d. Hrn. Stiftsbibliothekars Chorherrn Theodorich Lampel in Vorau.