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A ressolutes Mädel

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hermann Ey
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Titel: A ressolutes Mädel
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber: Hermann Ey
Auflage:
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Erscheinungsdatum: Vorlage:none
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender für das Jahr 1913
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: [1]
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A ressolutes Mädel.


     Einst tät ein wandernd Schneiderlein
Die Sorgerstraß’ hinuntergehen,
Als er – ein Schelm – was fiel ihm ein?
Ein Mädel sah am Buttich stehen.
Da ging er keck auf sie hinzu
Und fruh in aller Seelenruh:
„Mein Kind, wo wohnt die Schönste hier
Auf Eurer wunderlichen Gasse?
Ist sie der oberen Seite Zier,
Wohnt sie dort unten auf der Straße?
Wie heißt sie? Ich will zu ihr gehn,
In ihre Augen mal zu sehn – – –
Mir däucht, ich säh schon jetzt hinein –
Sollt Sie nicht gar die Schönste sein?“
Und will sie allsobald umfassen,
Worauf sie sagt, er möcht’ das lassen.
Doch als nun sucht sie gar zu küssen
Das Schneiderlein, der dürre Wicht,
Da glaubt sie wehren sich zu müssen,
Gießt ihm ihr Wasser ins Gesicht.
Und reißt die Schanne sich vom Nacken,
Geht mit ihr drohend auf ihn zu
Und spricht: „Mohgst Dich zum Teifel packen
Ich sah drsch: ‚Laß mich ju in Ruh!‘
krigst noch än Ämmer vull an Kopp.
Prahlhäns, Ihr Karrels alle, seid ’r,
Un iwer dan Gelander nob
Do schpringst de jetzt, verrickter Schneider!
Mich aufziehe?! Heiliges Gewitter
Schlah nein in dissen Ehlenritter!“

     Da war der Sprung auch schon getan,
Denn Furcht hat so ein Schneidersmann.

     Und war er nun auch pudelnaß,
Schien auch gekühlt die heiße Wonne,
So macht ihm doch die Sache Spaß.
Ihn trocknete die Junisonne,
Und vor dem Mädel ihm nicht graut.

     Als er im Känzel neu verstaut
Die Elle, Scheer und Bügeleisen,
Die ihm entfallen bei dem Sprung
Rief sie: „Nun mohg ’r glicklich reisen!“
Er aber sang: „O Röslein jung!“
Und summt ein Lied von Lieb und Treu
Und daß nur einmal blüht der Mai,
Von blauer Augen hellem Glanz,
Von Lieb und lust und Spiel und Tanz,
Vor Allem, was das Herz begehrt,
Was nur die Jugend uns Bescheert,
Dann Kratzfüh’, Kußhänd’ noch einmal
Und Don Juan verließ Clausthal.

     So sah er denn auch nicht die Träne,
Die in den Brunnen ward geweint,
Und hört nicht, was zuletzt die Schöne
Dort spricht: „Ich habs nicht so gemeint!“

     ’ s ist anno fünfzig schon gewesen –
Lebt sie noch, di eam Buttich stand?
Dann wird sie dies mit freuden lesen,
Mir hats – das Schneiderlein bekannt!