Überschriebene e über den Vokalen a, o und u wurden als moderne Umlaute transkribiert.
Abconterfeytung vnd Erklerung des Cleu.schen Ritters S. Jörgens.
[Links]AVS Cleuschem Landt newlicher Zeit /
Erschollen ist ein Gschrey fast weit /
Ein Jungfraw edel / schön / vnd zart /
Mit Dienstbarkeit vnd Schrecken hart /
Bekümmert / führt ein grosse Klag /
Hilff Gott / sprach sie / was fur ein Plag /
Was für ein Angst / was fur ein Noth /
Trifft mich ietzundt? O Trewer Gott /
Der Feinde Zorn ist gar zu groß /
So bin ich Freundt vnd Vatterloß /
Ein armer Wayß / des Vetter werth /
Bedrauwt zu würgen mit dem Schwerth /
Hab Ich mit Sunden mannigfalt /
Verschuldt / das ich so werd bezalt /
So leid ichs billich mit Gedult /
Vielleicht hilfft mihr Sanct Jörgens huldt /
Bald als die Jungfraw dieses sprach /
Erzeiget sich ein rother Drach /
Der war stoltz / brechtig / vngehewr /
Sein Augen brandten wie ein Fewr /
Wo ehr hingieng / da spey Er auß /
Blaw gifftig Fewr mit großem Grauß /
Vor ihm erschrack die Jungfraw gut /
Als vor eim Wolff ein Schäfflein thut / [Mitte] Sie fiel zur Erd / bald redt sie an /
Das Thier mit worten wie ein Lam /
Warumb wiltu Rebellisch sein /
Vnd streiten widern Ghorsam mein /
Da ich doch sitz im Tempel werth /
Vnd als ein Gott hoch würd geehrt /
Von Keysern / Könign / Fursten vnd Herrn /
Bedenck dich recht / halt mich in Ehrn /
Wo du nicht volgest sölcher Gestalt /
So wiß / dein Straff wirdt kommen baldt /
Die Jungfraw dorfft antworten nicht /
Sie sach das alles war gericht /
Zum Vndergang vnd Dienstbarkeit /
Wo jhr nich kehm zuhülff bey Zeit /
Nechst Gott / Sant Jörg ein Ritter gut /
Geborn von jhrem Stam vnd Blut /
Bald kam daher ein Junger Herr /
Geziert als obs ein Spanier wer /
Sein glantz strekt sich in ferne Landt /
Bracht jhm zu weg groß Hilff zuhand
Er richt sein gang stracks zu dem Thier /
Sprach zur Jungfrawn / was machstu hier /
Du vngetrew schnöd Vnderthan?
Kenst den nicht der dir gstorben an? [Rechts] Fürchst nicht der Spanier große Macht?
Der Weßler zustand recht betracht /
Hab acht / welchs Reich ohn Fürsten ist /
Mag nicht bestehn fürs Feindes List /
Sie sprach / vons Admiranten Zeit /
Bißher / ist mihr viel hertzen Leid /
Gefüget zu von diesem Thier /
Ich hoff Gott werd bald helffen mihr /
Als man nuu fieng zu bauwen an /
Ein Thurn / gleich dem von Babylon /
Vnd jeder sich bemühet sehr /
Dem Thier zu leisten Forcht vnd Ehr /
Ein Junger Ritter ließ sich sehn /
Der wolt dieß Thier mit Kampff bestehn /
Ob wohl / sprach ehr / diß grawsam Thier /
Mit großem Zorn zusetzet dir /
Wil jchs doch greiffen an getröst /
Vnd helffen das du werst erlöst /
Die wahre Kirch / vnd Christi Wort /
Wil schutzen Ich an diesem Ort /
Drumb trit heran / dich meiner wehr /
Ergreiff himit sen Schildt vnd Speer /
Des frewet sich die Jungfraw fein /
Vnd hofft sie wed erlöset sein.