Allgemeines Deutsches Kommersbuch:314

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Schauenburg:
Allgemeines Deutsches Kommersbuch
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[626]

Trink, Füchslein, nur mit frohem Mut! Der Schiffer auf des Weines
Flut umsegelt wohlgeborgen das Felsenriff der Sorgen.

     6. Doch muß ich denn allein, ihr Herrn, die Fahrt durchs Leben
machen? Ich führt ein feines Liebchen gern in meinem Reisenachen;
— schon sah ich hier manch schönes Kind, das ich mir möcht erwählen;
doch ach! Mama ist hartgesinnt und würde grausam schmählen. Alle.
Ein Leben ohne Lieb ist tot! Was denkt Mamachen beim Verbot?
Sie hat doch selbst vor Jahren den Weltstrom so befahren!?

     7. Ihr redet mir gar tröstlich ein, des Lebens zu genießen.
Wohlan! es soll bei Lieb und Wein mir wie ein Fest verfließen. Und
stößt der Tod die Tafel um, glaubt mir, daß ich dann klagte? Dann
bleibt mir noch Elysium, wie der Magister sagte. Alle. Ja, reizend mag
er sein, der Ort, allein man trinkt nur Wasser dort und auf den
stillen Matten umarmet man nur Schatten!

     8. Hört noch, was die Frau Mama spricht: Ich soll das Fechten
lassen, dieweil mich könnte im Gesicht ’ne wüste Schmarre fassen. Ich
hört dann kein Collegium und würd zum Renommisten, und triebe
mich in Händeln rum, — das thäten keine Christen. Alle. Mein
lieber Fuchs, besuch er ja mit Eifer die Collegia, doch auch
mit den Rapieren muß er sich exerzieren!


          697.     Ahasver.

     Singw.: Steh ich in finstrer Mitternacht ec.

     1. Ich bin der alte Ahasver, ich wandre hin, ich wandre her;
meine Ruh ist hin, mein Herz ist schwer, ich find sie nimmer und
nimmermehr.

     2. Es brüllt der Sturm, es rauscht das Wehr, nicht sterben können,
o Malheur, mein Haupt ist müd, mein Herz ist leer, ich bin der alte
Ahasver.

     3. Es brummt der Ochs, es tanzt der Bär, ich find sie nimmer
und nimmermehr, ich bin der ewige Hebrä’r, meine Ruh ist hin, ich
streck ’s Gewehr.

     4. Mich hetzt und jagt ich weiß nicht wer, ich wandre hin, ich
wandre her, zu schlafen hab ich sehr Begehr, ich bin der alte Ahasver.

     5. Ich komme wie von ohngefähr, meine Ruh ist hin, mein Herz
ist schwer, ich fahre über Land und Meer, ich wandre hin, ich wandre her.

     6. Mein alter Magen knurret sehr, ich bin der alte Ahasver, ich
wandre in die Kreuz und Quer, ich find sie nimmer und nimmermehr.

     7. Ich lehne an die Wand den Speer, ich habe keine Ruhe mehr,
meine Ruh ist hin, mein Herz ist schwer, ich schweife nach der Pendellehr.

     8. Schon lang ist’s, daß ich übel hör, Küraço ist ein fein Likör,
einst war ich unterm Militör, ich finde keine Ruhe mehr.

[627]

     9. Was hindert, daß ich aufbegehr, meine Ruh ist hin, mein Herz
ist schwer, ich bin der alte Ahasver, jetzt aber weiß ich gar nichts mehr.

Eichrodt.


          698.     Doktor Eisenbart.     (IV. 70.)

     1. Ich bin der Dok=tor Ei=sen=bart, zwil=li=wil=li=wick, bum,
     ku=rier die Leut nach mei=ner Art, zwil=li=wil=li=wick, bum,
bum!
bum!       kann machen, daß die Blinden gehn, zwil=li=wil=li=wick, ju=
hairas=sa, und daß die Lahmen wie=der sehn, zwil=li=wil=li=
wick bum, bum! Lau=to=ri=a, lau=to=ri=a, zwil=li=wil=li=wick ju=
hai=ras=sa, lau=to=ri=a, lau=to=ri=a, zwilli=wil=li=wick, bum, bum!

     2. Zu Wimpfen accouchierte ich, zwilli ec., ein Kind zur Welt
gar meisterlich: zwilli ec., dem Kind zerbrach ich sanft das Gnick,
zwilli ec., die Mutter starb zum guten Glück, zwilliwilli wick, bum,
bum ec.

     3. Zu Potsdam trepanierte ich den Koch des Großen Friederich: ich
schlug ihn mit dem Beil vor'n Kopf, gestorben ist der arme Tropf.

     4. Zu Ulm kuriert ich einen Mann, daß ihm das Blut vom Beine
rann; er wollte gern gekuhpockt sein, ich impft's ihm mit dem Brat=
spieß ein.

     5. Des Küsters Sohn in Dudeldum, dem gab ich zehn Pfund
Opium, darauf schlief er Jahre, Tag und Nacht, und ist bis jetzt noch
nicht erwacht.

     6. Sodann dem Hauptmann von der Lust nahm ich drei Bomben
aus der Brust, die Schmerzen waren ihm zu groß. Wohl ihm! er ist
die Juden los.