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Ahrenshoop, Juni 1944

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: Ahrenshoop, Juni 1944
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Entstehungsdatum: 1944
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Tagebuchauszüge zum Thema Ahrenshoop, Juni 1944
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Einführung[Bearbeiten]

Der Artikel Ahrenshoop, Juni 1944 zeigt die von Stefan Isensee im Rahmen seines Werkes „Ahrenshoop vor und im Krieg“ zusammengestellten Tagebuchauszüge von Juni 1944. Textauslassungen wurden mit [...] gekennzeichnet, eingefügte Erläuterungen von Stefan Isensee in eckigen Klammern kursiv [Erläuterung].

Tagebuchauszüge[Bearbeiten]

[1]
Sonntag, 4. Juni 1944.     

[2] Fritz schreibt übrigend, daß in Frankreich keiner mehr an die Invasion glaubt. Solche Leute gibt es auch bei uns in Deutschland, – aber man wird sich wundern! [...]

[3]
Donnerstag, 8. Juni 1944     
Fronleichnam.     

[...] [3]      Heute Marthas Geburtstag. Vormittags gratulierten Ziels mit Fliederstrauß, früh waren schon Küntzels da gewesen. Auch Agnes Borchers-Papenhagen gratulierte, brachte Flieder, Radieschen aus dem Garten, eine selbst gefertigte Speise u. ein Bild Reproduktion eines Aquarells eines Kriegsmalers, Landschaft im Schnee mit russ. Kirche, – sehr hübsch.

     Nachmittags 4 Uhr große Kaffee-Gesellschaft [...]

[4]
Montag, 12. Juni 1944.     

[...] [5]      Mit der Invasion scheint es gut zu stehen. Wir geben jetzt selbst zu, daß die Gegner einen Küstenstreifen von 80 km. Länge zusammenhängend besetzt haben, der etwa bis zu 20 km. tief ist. In dieser ganzen Zone müssen also doch unsere Befestigungsanlagen niedergekämpft worden sein, obwohl sie angeblich uneinnehmbar waren. Und unsere sog. Geheimwaffe? [...]

[6]
Freitag, 16. Juni 1944.     

[6]      Es ist fünf oder sechs Jahre her, daß Otto Wendt mir einen sehr anständigen Oelfarben-Malkasten geschenkt hat. Es mag auch noch länger her sein. Er wollte mich damit nötigen, ihm ein Bild zu malen. Ich habe den Kasten in den Schrank gestellt u. nie mehr angesehen. – In diesem Frühjahr oder noch im Winter starb Bartuscheck. Martha veranlaßte die Frau, daß sie mir die Staffelei des Verstorbenen leihweise überließ. Sie glaubte, mich damit zum Malen verführen zu können. Die Staffelei stand seitdem drüben im kleinen Haus in meinem ehemaligen Atelier, in dem Fritz jetzt wohnt. Sie war ja für mein kleines Zimmer viel zu schwerfällig. Meine Versuche im letzten Herbst, mit Aquarellfarben zu malen, waren gänzlich gescheitert, denn mir liegt diese Technik garnicht. Seitdem habe ich den Gedanken an das Malen ganz wieder aufgegeben. Dora Seeberg, die jetzige Frau des Malers Oberländer, fragte mich kürzlich nach der Staffelei des Bartuscheck, denn er hat das Atelier [7] des Verstorbenen gemietet u. vermißte nur die Staffelei. Ich sagte ihr, daß er sie gern bekommen könne, da ich doch nicht zum Malen käme.

     Das war am Sonnabend. Am Sonntag, als wir zum Kurhaus zum Essen gingen u. bei Papenhagen vorbei kamen, hantierte er mit einer einfachen, gewöhnlichen Staffelei im Hofe. Ich sagte zu ihm, daß ich eine solche Staffelei vielleicht gebrauchen könne. Er war sofort einverstanden. –

     Gestern Nachmittag (Frau Carmen Grantz saß ja für mich an der Kasse) fiel mir die Staffelei wieder ein. Ich ging zu P. rüber u. traf ihn auch in seiner Werkstatt. Er gab sie mir sofort heraus. Ich machte im Zimmer den Fensterplatz frei, rückte den Schreibtisch mehr in's Zimmer u. stellte das Reißbrett mit dem letzten, mißglückten Aquarellversuch auf die Staffelei, nachdem ich das Bild unter die Wasserleitung gehalten u. gründlich abgewaschen hatte. Ich setzte mich davor u. überlegte, ob ich's noch einmal versuchen sollte. –

     Abends, als ich ins Bett gehen wollte, saß ich wieder davor. Es fiel mir der Malkasten von Otto Wendt ein. Ich stand auf u. holte ihn aus dem Schrank, öffnete ihn, packte die Farben aus, die noch einzeln mit Papier verpackt waren so, wie ich ihn damals bekommen hatte. Wie ich die Tuben in der Hand hielt, bekam ich große Lust zum Malen u. ich sagte mir, daß ich es doch versuchen könne, – nur nicht mehr in Aquarell. Aber ich kann doch versuchen, das abgewaschene Aquarell in Oel auf Papier zu malen. Der Gedanke hat mich so gepackt, daß ich nacher nur schwer darüber einschlafen konnte.

     Diese Lust zum Malen hat mich auch heute noch nicht verlassen, sodaß ich bedaure, daß ich nicht gleich anfangen konnte, denn heute Vormittag mußte ich im Geschäft neu dekorieren u. Nachmittags von 4 – 5 Uhr kommt Lothar Krappmann, dem ich mit Jens W. zusammen Religions-Unterricht geben soll. So werde ich wohl erst morgen anfangen können, oder gar erst Montag, denn ich muß mich am Sonnabend auch auf die Sonntagsandacht vorbereiten.

Abends

     Ich habe trotzdem zu Malen angefangen u. freue mich über das gute Gelingen – bis jetzt! Erfahrungsgemäß gibt es nachher stets unerwartete Schwierigkeiten, aber was ich heute gemacht habe, erfüllt mich mit Hoffnung. Die Oelmalerei ist doch ganz was anderes, wie das dünne Aquarell. Die Oelfarbe steht auf den guten Aquarellpapier, das ich im vorigen Jahre Hülsmann abkaufte, ganz ausgezeichnet.

[8]
Montag, 19. Juni 1944.     

[...] [8]      Heute sah ich von der Terrasse aus zum ersten Male ein feindliches Flugzeug ziemlich tief über dem Darss.

     Mein Bild macht gute Fortschritte, morgen wird es wohl fertig sein.

[9]
Donnerstag, 22. Juni 1944.     

[...] [9]      Unsere Berichterstattung ist nachgrade empörend. Wir hatten am Sonntag Lufalarm, am Montag am Dienstag, am Mittwoch. Heute früh war noch kein Alarm, dafür aber Nachts 1/2 2 Uhr. Von all dem liest man nichts. Es sind die synthet Treibstoffwerke in Hamburg, Hannover, Magdeburg u. Stettin bombardiert worden, ferner haben sie wieder Braunschweig angegriffen u. gestern oder vorgestern soll Berlin wieder sehr schwer darangewesen sein. – Auch Ribnitz soll vorgestern angegriffen worden sein, Bachmann soll gebrannt haben, merkwürdigerweise war hier davon nichts zu hören, da Nordwind war. [...]

[9]      Im fernen Osten erwartet man eine große Seeschlacht östlich der Philippinen. Anscheinend wollen die Amerikaner dort landen. Leider weiß ich nichts Näheres darüber, weil gestern Abend unser Radio kaputt gegangen ist. [...]

[9]      Mein erstes Bild ist fertig, es ist sehr gut geworden. Nachdem sich damit ergeben hat, daß Aquarellpapier ein ausgezeichneter Malgrund ist, auf dem die Farbe stark leuchtend steht, will ich nun weiter arbeiten. Ich habe gestern Nachmittag u. heute Vormittag eine Bleistiftskizze einer Engelfigur gemacht, die sehr vielversprechend geworden ist. Martha, die nichts davon wußte, sah sie heute morgen, als sie zufällig in mein Zimmer kam. Sie war ganz hingerissen davon, obgleich der Entwurf in verschiedenen Teilen noch nicht gelöst war. Nun ist mir aber die Lösung gelungen. [...]

[10]
Sonntag, 25. Juni 1944.     

[...] [10]      Das Engelbild macht Fortschritte, es wird sehr farbig u. wenn es keine unerwarteten Ueberraschungen gibt, wird es ein schönes Bild werden. Von Berlin hört man schreckliche Dinge über den letzten Angriff.

[11]
Montag, 26. Juni 1944.     

[...] [11]      Mein Engelbild macht gute Fortschritte, ich habe heute den schwierigsten Teil, das untere Gewand, gemalt, welches sich in großen Linien in den Hintergrund hineinzieht. Es ist sehr gut gelungen. [...]