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Ahrenshoop, März 1945

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
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Autor: Hans Brass
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Titel: Ahrenshoop, März 1945
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Entstehungsdatum: 1945
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Tagebuchauszüge zum Thema Ahrenshoop, März 1945
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Einführung

Der Artikel Ahrenshoop, März 1945 zeigt die von Stefan Isensee im Rahmen seines Werkes „Ahrenshoop vor und im Krieg“ zusammengestellten Tagebuchauszüge von März 1945. Textauslassungen wurden mit [...] gekennzeichnet, eingefügte Erläuterungen von Stefan Isensee in eckigen Klammern kursiv [Erläuterung].

Tagebuchauszüge

[1]
Donnerstag, 1. März 1945.     

[...] [1]      Gestern hörte Paul am Radio, daß die Lebensmittel-Rationen, die schon längst nicht mehr ausreichend sind, noch weiter gekürzt werden sollen. Der Hunger wird immer fühlbarer. Dabei muß ich acht geben, daß Grete, die sich gern das Leben bequem macht nicht auch noch unsere Lebensformen verproletarisiert. Seit einigen Tagen hat sie angefangen, das Essen einfach im Kochtopf auf den Tisch zu bringen, was ich mir heute sehr energisch verbeten habe.

     Nachrichten habe ich seit 2 Tagen nur schlecht gehört. Heute hörte ich nur Richtlinien an die Bevölkerung in Trier, von den Amerikanern ausgegeben, wie sie sich verhalten sollten. Sie wurden aufgefordert, sich nicht evakuieren zu lassen, in die Keller zu gehen u. sich mit Lebensmitteln zu versorgen. Die Offensive im Westen scheint demnach weiterhin Fortschritte zu machen. – Inzwischen spricht sich mehr u. mehr durch, daß die Russen sich höflich u. anständig benehmen u. alle Gräulpropaganda haarsträubende Lüge ist.

[1]
Freitag, 2. März 1945.     

[...] [2]      Vorgestern kam übrigens eine Verfügung, daß alle noch irgendwo vorhandene Autoreifen abzugeben sind. So werden also wohl auch die Reifen von Fritzens Wagen abmontiert werden, falls es dazu überhaupt noch kommt. Meistens erledigen sich solche Sachen ja mit der erlassenen Verfügung, zur Ausführung kommt es gewöhnlich nicht. [...]

[2]
Sonnabend 3. März 1945.     

[...] [3] Der Hunger nimmt überall rasch zu, auch hier bei uns. Es wird von nun ab nur noch 1/2 Pfund Butter im Monat geben, die Brotrationen werden weiter gekürzt, ebenso alles Uebrige. Es gibt kein Salz.

     Bei der Beerdigung begrüßte uns Partikel, der mit dem Rad von Königsberg gekommen ist u. sehr elend aussieht.

     Seit Wochen ist das Telephon eingeschränkt, jetzt ist es gänzlich eingestellt. [...]

[4]
Dienstag, 6. März 1945.     

[4]      Gestern Vormittag erschien überraschend Wollesen der auf einer Dienstreise nach Prag einen Abstecher hierher gemacht hat. Seine Division ist vom Westen nach Ungarn an den Plattensee gekommen. Auf meine erstaunte Frage, wieso man eine SS=Division gerade jetzt während der West-Offensive von dort fortnehme, um sie auf einen Nebenkriegsschauplatz zu schicken, meinte er, Ungarn würde jetzt Hauptkriegsschauplatz werden. Ich schwieg dazu u. dachte mir mein Teil, denn mit diesem SS=Jüngling muß man vorsichtig umgehen, er ist Hauptmann geworden u. trägt das KVKI u. er weiß alles! Also soll demnach jetzt der Rhein wohl nur noch hinhaltend verteidigt werden, nachdem das Westufer von Bonn bis Cleve verloren ist u. man wird alle Kraft auf den Süden der Ostfront konzentrieren, um – – den Obersalzberg zu verteidigen. Norddeutschland einschl. Berlin ist ebenso nebensächlich. – Dem entspricht auch, daß Wollesen die Absicht hat, Erika nach Hamburg zu bringen, damit sie hier nicht den Russen in die Hände fällt. Er glaubt also selbst nicht an eine Verteidigung Norddeutschlands. Wir sind freilich alle sehr froh, wenn wir Erika auf diese Weise loswerden. – Dennoch glaubt der junge Mann immer noch an einen deutschen Sieg.

[5]
Sonntag, 11. März 1945.     

[...] [5]      Gestern Abend Herr u. Frau Ziel. Beide waren etwas besorgt, Herr Dr. Burgartz hatte sie nervös gemacht. [6] Dieser Mann war nämlich vor einigen Tagen auf Zureden verschiedener aufgeregter junger Frauen zu Prof. Reinmöller gegangen, weil das Gerücht umhergeht, er wolle, falls Russen kämen, schießen. Es ist das bei diesem Narren durchaus glaubwürdig u. das würde den Ruin des ganzen Ortes bedeuten; aber Herr Dr. B. hat sich eingebildet, diesen Idioten umstimmen zu können. Er soll sich, wie es heißt, eine Abfuhr geholt haben. Darauf ist er zu Dr. Ziel gegangen u. hat ihm u. seiner Frau gegenüber Andeutungen gemacht, es gäbe hier im Ort zwei Leute, welche die Absicht hätten, ihn, Dr. Ziel, zu ermorden, falls die Russen kämen, da Dr. Ziel „als roter Funktionär“ ihnen verdächtig wäre. Dieses Wort paßt nur auf Prof. R., der es verschiedentlich gebraucht hat im Hinblick auf Dr. Ziel. Wer der andere ist, wußte er nicht, – ich meinte, es könne nur Dr. Zabel sein, der ein fanatischer Nazi ist u. mit Prof. R. verkehrt. – Dr Ziel fragte mich nun, was er tun solle, ob es vielleicht gut sei, von hier fort zu gehen. Ich riet ihm sehr ab. Erstens ist Herr Dr. Burgartz ein eitler, geltungsbedürftiger Mensch, der aus der Fliege einen Elefanten macht, um sich aufzublasen, u. zweitens halte ich solche Reden des Prof. R. für ebenso dummes Geschwätz, wie es dieser Mann seit Jahren schon von sich gibt. Ich versprach ihm, zu Herrn Deutschmann zu gehen u. ihm davon vertraulich Mitteilung zu machen u. ihn überhaupt aufmerksam zu machen, daß Prof. R. mit solchem Geschwätz alle Frauen verrückt macht. Sie sind so schon fast alle durchgedreht u. viele von ihnen verlassen den Ort, um nach dem Westen zu gehen, weil sie lieber den Engländern od. Amerikanern in d. Hände fallen wollen, als den Russen, von denen die furchtbarsten Gräuelgeschichten amtlich kolportiert werden. Diese gewissenlose Propaganda ist das Gemeinste, was sich denken läßt, denn man sagt den verängstigten Leuten nicht, wohin sie fliehen sollen. –

[7]
Dienstag, 13. März 1945.     

[...] [7]      Abends waren Partikels bei uns. Es war sehr anregend. P. erzählte von seiner Flucht per Rad aus Königsberg hierher u. von den Erfahrungen, die er bisher mit Russen gemacht hatte, oder von denen er gehört hatte. Es ist demnach nicht so schlimm. Natürlich hängt alles davon ab, ob eine Gegend Kampfgebiet ist, oder ob die Russen nur durchziehen u. besetzen, u. die Truppen selbst werden auch unterschiedlich sein. Nach wie vor habe ich keine große Sorge, da ich hoffe, daß wir hier niemals Kampfgebiet sein werden. Die Nervosität im Dorf ist aber sehr groß. – P. erzählte mir von jenem Erlebnis mit Herrn Dr. Zabel lange vor dem Kriege, wohl bald nach 1933. Er war eines Abends mit einem jungen Meisterschüler der Königsb. Akademie bei Dr. Z. eingeladen u. dort traf er auch dessen Schwiegersohn, der eine nationalsoz. Weltanschauung=Schulung durchgemacht hatte u. nun mit den dort gelernten Schlagworten um sich warf. Natürlich verfehlte er auch nicht, die kathol. Kirche anzugreifen. Der junge königsb. Maler war nun Katholik. Er trat für die Kirche ein. Der Schwiegersohn von Dr. Z. wurde ausfallend u. persönlich u. es gab scharfe Auseinandersetzungen u. Drohungen, sodaß Partikel mit dem jungen Maler das Haus verließ. Zwei Monate später kamen Gestapo-Beamte zu Partikel in Königsberg, um ihn über die Sache zu vernehmen. Der Kerl hatte also tatsächlich P. u. den jungen Maler denunziert. Es kam zwar weiter nichts dabei heraus; aber diese Geschichte ist doch sehr bemerkenswert. –

     Heute früh wurde bekannt, daß die Russen Küstrin auf dem direkten Anmarschwege nach Berlin erobert haben. –

[8]
Donnerstag, 15. März 1945.     

[...] [8] Wustrow, Alt= u. Niehagen haben wieder neue Flüchtlinge bekommen, alle Häuser sind übervoll, ganz egal, ob die Räume heizbar sind, oder nicht. Die Gemeinden müssen die Flüchtlinge aufnehmen, ob sie Platz haben oder nicht, danach wird nicht gefragt. Das Städtchen Damgarten ist längst überbelegt u. es ist beim besten Willen nicht möglich, auch nur noch einen Menschen unterzubringen. Trotzdem wurde ein Eisenbahnzug voll Flüchtlinge dorthin geleitet. Der Bürgermeister weigerte sich, die Leute aufzunehmen u. ließ den Zug weiterfahren. Drei Tage später wurde der Bürgermeister verhaftet u. in ein Konzentrationslager verschleppt. In Wustrow ist nun bereits Ruhr [9] ausgebrochen, die Schule ist deshalb geschlossen worden. Es sind tolle Zustände. Dazu kommt die Angst der Frauen, besonders der jungen Mütter. Diese Angst wird immer größer, denn sie wird von der Regierung ja immer weiter geschürt. Es ist eine abgrundtiefe Gewissenlosigkeit u. Gemeinheit. –

     Gestern hörte ich, daß die Gestapo von Berlin nach Bregenz verlegt worden sei. Man will dort vermutlich den Terror noch steigern, denn dieses ganze süddeutsche Alpengebiet soll ja die letzte Verteidigungsstellung dieser Verbrecherbanden werden.

     Wenn es künftig nur noch Nachts Strom geben sollte, wird man aufbleiben müssen, um wenigstens Nachts Nachrichten zu hören. Es ist ja von großer Wichtigkeit, daß man weiß, was los ist. – [...]

[9] Die neu angekommenen Flüchtlinge in Althagen sollen ein Bild unüberbietbaren Elends geboten haben, die Leute besitzen nichts als das, was sie auf dem Leibe haben, u. das sind Lumpen. [...]

[10]
Sonnabend, 17. März 1945.     

[10]      Gestern Nachmittag wurde das Dorf plötzlich u. unvorbereitet mit 150 neuen Flüchtlingen belegt. Wir selbst sind verschont geblieben, aber sonst sind viele Häuser belegt worden, darunter auch Ziels mit drei Personen. Der notwendige Raum mußte innerhalb drei Stunden belegbar sein. Für das alte Ehepaar Ziel war das einfach unmöglich u. so gingen wir, Martha, Trude u. ich, hin, um zu helfen. Ziels haben entsetzlich viel Kram. In dem Zimmer, das frei gemacht werden mußte, war Ziels Bibliothek mit 2000 Bänden. Frau Dr. Hahn half ebenfalls mit. Als wir endlich das Zimmer freigeräumt hatten, schleppten Ziel u. ich die drei Betten aus einem Schuppen im Haus u. nach oben über eine schrecklich enge u. steile Stiege, u. als alles oben war, stellten wir fest, daß die Matratzen nicht in die Bettgestelle hineinpaßten. Der alte Ziel war erschöpft, wir anderen ebenfalls. Inzwischen kam Frau Langner u. kündete an, daß die Flüchtlinge nun kämen. Ich weiß nicht, was aus der Sache geworden ist, Martha u. ich gingen mit Trude nachhause. Ich habe ein schlechtes Gewissen, die alten Leute allein gelassen zu haben, aber wir konnten ja weiter nichts tun. – [...]

[11]
Dienstag, 20. März 1945.     

[11]      Die Offensive über die Mosel im Rücken des Saargebiets macht starke Fortschritte. Die Nahe ist bereits überschritten, die Amerikaner stehen dicht vor Kaiserslautern. Unser Rückzug scheint wieder einmal in wilde Flucht auszuarten. In die vollgepfropfen Straßen schießen die Jagdbomber mit Bordwaffen. Auch der rechtsrheinische Brückenkopf wird ständig erweitert. Bei uns sind vier Offiziere standrechtlich erschossen worden, weil die Brücke bei Rehmagen nicht rechtzeitig gesprengt worden ist. Standrechtliche Erschießungen sind überhaupt an der Tagesordnung, sowohl an der Front, wie in der Heimat. Die Russen haben Kolberg erobert u. haben dort zahlreiche an Bäumen erhängte Soldaten gefunden, an denen Zettel angeheftet waren mit der Aufschrift: „Ich bin erhängt worden, weil ich die Waffen strecken wollte“. [...]

[12] Der Führer beschäftigt sich derweil damit, Hitlerjungens zu empfangen u. zu begrüßen, die sich im Kampfe ausgezeichnet haben. Einer von diesen, ein 12jähriger Bengel, dem man gründlich den Hintern versohlen sollte, hat das EKII von ihm bekommen.

     Wenn ich daran denke, daß in diesem Frühjahr die Feldbestellung in ganz Ostpreußen, Westpreußen, dem größten Teil von Pommern, von Nieder= u. Oberschlesien u. einem Teil von Brandenburg, sowie in dem ganzen Lande links des Rheines nicht mehr stattfinden wird, u. daß im übrigen Deutschland sicher nicht mehr geerntet werden wird, was jetzt vielleicht noch gesät wird, – u. daß dieser noch übrige Teil Deutschlands vollgepfropft ist mit Flüchtlingen, Fremdarbeitern u. Soldaten, so kommt mir das Grauen. In Deutschland werden die Menschen zu Tausenden sterben, wenn schon längst kein Schuß mehr fällt. [...]

[12]
Mittwoch, 21. März 1945.     

[...] [12]      Ich war entsetzt über die vielen fremden Kinder, die ich auf der Dorfstraße sah u. die seit dieser Woche hier sind. Sie sehen zumeist schrecklich verwahrlost aus. Ich merke das auch am Garten, in dem diese Kinder wahrscheinlich die Schneeglöckchen abgerissen haben. – [...]

[13]      Gestern hatten wir den ganzen Tag über Strom, dafür heute überhaupt keinen. Mittagessen wird deshalb wohl wieder ausfallen müssen. [...]

[13]
Donnerstag, 22. März 1945.     

[13]      Der Strom kam gestern doch noch, wenn auch spät, sodaß wir essen konnten. Wir aßen eine Konserve, die Fritz früher einmal geschickt hatte u. die Hühnerbrühe enthielt, dazu Kartoffeln. Es war sehr schmackhaft. Wir essen jetzt allmählich unsere bescheidenen Vorräte auf, was später kommt, mag der Himmel wissen. –

     Der Vortrag gestern Abend: Geburtsgeschichte Jesu, – Beschneidung, – Darstellung im Tempel – u. der 12jähr. Jesus im Tempel gelang besonders gut, ich war gut in Form. Später blieb noch Frau Dr. Müller-Bardey da. Sie erzählte, sie sei gewarnt worden, an diesen Vorträgen teilzunehmen, die Nazis könnten zum Schluß noch etwas gegen mich unternehmen u. dann würden alle Teilnehmer mit daran glauben müssen. Sie sagte nicht, wer diese Warnung ausgesprochen hat, nur sagte sie, es sei wohlwollend gemeint gewesen u. nicht von nationalsoz. Seite. – Ich kümmere mich darum nicht. – [...]

[13]
Freitag, 23. März 1945.     

[13]      Heute der erste schöne, warme Frühlingstag. Vormittags im Garten gearbeitet, aus einem alten Johannisbeerstrauch, der im Halbschatten stand, vier junge Sträucher gemacht u. in die Sonne vor das kleine Haus gesetzt. Sonst geharkt u. gehackt. Sehr anstrengend, war Mittags ganz erschöpft. [...]

[14]
Palmsonntag, 25. März 1945.     

[14]      Gestern Nachricht von Pfr. Dobczynski, – ein rührender Brief. Er trauert, weil er gerade jetzt in diesen schweren Wochen nicht allen ganz nahe sein kann. Er teilt mit, daß er vorhabe, am Donnerstag nach Ostern in der evang. Kirche zu Prerow das hl. Meßopfer zu feiern. Der Lic. Pleß hat die Kirche dafür zur Verfügung gestellt. Um 8 Uhr würde dann Beichtgelegenheit sein, um 9 Uhr feierl. Hochamt. Mehr kann er nicht leisten. Die tägl. Anforderungen, die an den kranken Mann gestellt werden, sind sehr groß. Selbst Werktags ist die Kirche fast voll, wochentags 60 – 70 Kommunikanten täglich, sonntags hält er 3 – 4 Gottesdienste, um 10 Uhr so voll, daß kaum die Türen geschlossen werden können, 120 – 150 Kommunikanten. Sonntags ist er fast durchgehends in der Kirche. Am Passionssonntag waren noch außerdem 10 Taufen. In den Gottesdienstpausen ist er im Beichtstuhl oder an der Kommunionbank. Werktags ist das Pfarrhaus wie ein Taubenschlag. Seine Schwester u. Schw. Maria sind ebenfalls entsprechend überanstrengt. Er schreibt: „Alles vermag ich in dem, der mich stärkt.“

     Die Andacht heute bei uns war ebenfalls zum brechen voll. Es war überaus schön, ich hatte das Gefühl, daß der Hl. Geist buchstäblich das Zimmer füllte.

     Martha war gestern auf Spangenbergs Lastwagen, nach Wustrow zu Frau Dr. Umnus gefahren. Da sie ihn zur Rückkehr verpaßte, mußte sie zu Fuß zurückkommen. Sie kam erst kurz vor 10 Uhr, ich war bereits zu Bett gegangen. Zugleich hörte man Motorengeräusch, das ich für ein Auto hielt, denn es klang ganz anders wie das gewöhnl. Geräusch von Flugmaschinen. Bald darauf gab es sechs schwere Detonationen. Vom Fenster aus sah man Leuchtbomben in Richtung Ribnitz. Etwas später kam ein Flugzeug im Tiefflug dicht über unser Haus. Heute morgen wurde bekannt, daß dem Fliegerhorst Putnitz der Angriff gegolten hatte. Der Angriff erfolgte ohne Warnung, ganz überraschend. Man glaubt, daß es russische Flugzeuge waren. Es gab keinerlei Abwehr.

     Heute früh schickte uns Dr. Krappmann den Mehliss u. den Dachdecker mit Dachpappe, um das Dach der Bu. Stu. reparieren zu lassen.

[15]
Karsamstag, 31. März 1945.     

[...] [15]      Heute hat Martha Verkauf für Ostern. Kinder u. Frauen haben allerhand kleine Ostersachen gebastelt, die sehr nett aufgebaut sind.