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Alfred Krupp

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Textdaten
Autor: Unbekannt
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Titel: Alfred Krupp.
Untertitel: Volksblatt. Eine Wochenzeitschrift mit Bildern. Jahrgang 1878, Nr. 2, S. 9–11
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Herausgeber: Dr. Christlieb Gotthold Hottinger
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1878
Verlag: Verlag von Dr. Hottinger’s Volksblatt
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Erscheinungsort: Straßburg
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Quelle: Scan auf Commons
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Alfred Krupp
(nach einer Photographie im Verlag von G. D. Bädeker in Essen),
geboren den 11. April 1810 in Essen.

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Alfred Krupp.

Alfred Krupp, dessen Name in der letzten Zeit wegen der von ihm erfundenen „Panzerkanone“ häufig genannt wurde, ist am 11. April 1810 in Essen in der Rheinprovinz geboren. Sein Vater, der eine kleine Gußstahlfabrik besaß, starb bald. Seine Mutter führte – besonders mit seiner Hilfe – das Geschäft fort, welches 1848 ganz in seinen Besitz überging und unter seiner Leitung zu großer Blüthe gelangte. Schon auf der ersten Londoner Weltausstellung (1851) zeichnete er sich in hohem Grade aus. Er brachte dahin einen 45 Centner schweren Gußstahlblock und übertraf dadurch die Erzeugnisse der englischen Fabrikanten, deren Ruhm auf diesem Gebiete des Gewerbfleißes doch ein so großer war; das bisher für einen Stahlblock erreichte höchste Gewicht hatte nur 20 Centner betragen. Wie sehr man seine Verdienste anerkannte, zeigen folgende Worte in dem Ausstellungsberichte: „Der von Krupp in Essen angefertigte Gußstahl gehört zu den besten Erfolgen in der ganzen Ausstellung. Dieser thätige Fabrikant ist der erste, dem es gelang, Gußstahl in solchen großen und durchaus gleichförmigen Stücken zu erzeugen.“ Dieser Erfolg spornte Krupp an, sein Geschäft immer mehr auszudehnen; auf die Londoner Weltausstellung von 1862 konnte er schon einen Gußstahlblock von 500 Centnern, auf die Pariser von 1867 einen solchen von 800 Centnern schicken.

Die Erzeugnisse seiner Fabrik sind sehr mannigfaltige. Man ist gewöhnt, bei Nennung seines Namens besonders an seine Kriegswerkzeuge zu denken, welche auf die neueste Kriegsführung einen geradezu umgestaltenden Einfluß ausübten. Krupp verkauft dieselben jedem Staate, der sie von ihm beziehen will. In den Jahren 1870–71 war die deutsche Artillerie der französischen überlegen, in dem zur Zeit zwischen Russen und Türken wüthenden Kampfe haben letztere ihrer guten Geschütze wegen mehrfach ihre Gegner besiegt, und dies erklärt sich zum großen Theile aus dem Umstande, daß sich beide, damals die Deutschen, dies Mal die Türken, zur rechten Zeit mit Krupp′schen Kanonen versehen hatten.

Auf der Weltausstellung in Philadelphia (1876) kam der deutsche Gewerbefleiß nicht so zur Geltung, wie es jeder Deutsche zur Ehre seines Vaterlandes hätte wünschen mögen, aber auch hier bewährte der Name des Essener „Gußstahlkönigs“ seinen guten Klang. Krupp hatte ein Geschütz dahin gebracht, dessen Rohr 8 Meter lang, 57.500 Kilogramm schwer war, das zur Ladung 110 Kilogramm Pulver bedurfte und Granaten im Gewichte von 525 Kilogramm schleuderte.

Eine neue Erfindung Krupp′s ist die Panzerkanone. Wie ihr Name besagt, soll die Kanone durch einen Panzer Schutz erhalten. Am 7. und 8. November 1877 wurden in Bredelar in Westfalen Versuche mit einer solchen angestellt. Ueber 50 Offiziere aus Preußen, Oesterreich, Rußland, England, Holland, Italien, Spanien, Portugal, Schweden, Norwegen, Dänemark, Belgien, Japan, Brasilien und der Argentinischen Republik (in Südamerika) hatten sich zu diesem merkwürdigen Schauspiele eingefunden. Die vordere Wand des Panzers war 50 Centimeter stark und hatte eine Fläche von etwa 1½ Quadratmeter. Für die Mündung des dahinter befindlichen Kanonenrohrs war eine Oeffnung gelassen, welche durch einen 35 Centimeter starken Schieber geschlossen werden konnte. Der Panzer wurde aus einer Entfernung von 320 Metern aus 12- und 15-Centimeter-Rohren beschossen. Die im Panzerstand anwesenden Offiziere verglichen den Schlag der Geschosse gegen den Panzer mit dem eines sehr starken Hammers auf eine hohlliegende Platte. Die Kugeln drangen nur 14 Centimeter in den Panzer ein; dessen Innenseite blieb unversehrt. Ein neuer Sieg für Krupp, ein gewaltiger Fortschritt im Kriegswesen!

Bis jetzt hat die Krupp’sche Werkstätte über 15.000 Gußstahlgeschütze hergestellt, in einem Monat kann sie allein 250 Feldkanonen liefern.

Mit der Anfertigung von Kriegsmaterial ist aber die Thätigkeit Krupp’s keineswegs erschöpft; auch dem friedlichen Verkehr dienende Unternehmungen haben in ihm einen großartigen Förderer gefunden; besonders viel verdankt man ihm auf dem Gebiete der Schifffahrt und des Eisenbahnwesens.

In seinen weit ausgedehnten Werkstätten sich zurecht zu finden, würde dem Unkundigen kaum möglich sein. Bald würde derselbe geängstigt durch die hin- und herfahrenden Locomotive, bald durch die glühenden Stahlstangen, welche durch die Luft schwirrend den Hämmern zugeworfen werden, bald würde er auf glühende Körper treten und sich Schuhe und Füße verbrennen. Es ist daher leicht erklärlich, daß Krupp unberufenen Neugierigen die Besichtigung seiner Fabrikanlagen verweigert.

Letztere nehmen einen Raum von über 400 Hektaren ein, von denen 75 mit Gebäuden bedeckt sind. Darin waren im Jahre 1877 thätig: ungefähr 1650 Oefen, 300 Dampfkessel, über 1000 Werkzeugmaschinen und 300 Dampfmaschinen von 2 bis 1000 Pferdekräften.

Besonderes Staunen erregt ein Dampfhammer von 1000 Centnern Gewicht. Als Krupp denselben anfertigen lassen wollte, erhoben sich allerlei Bedenken gegen die Ausführung; es hieß: „Die Herstellung eines solchen Hammers ist unmöglich: sollte sie aber wirklich gelingen, so werde es unmöglich sein, denselben in Bewegung zu setzen; sollte es aber wider alles Erwarten sogar gelingen, denselben in Bewegung zu setzen, so würde er Amboß, sich und Alles zerschmettern.“ Krupp konnten solche vorgefaßte Meinungen von seinem Vorhaben nicht abbringen, er ließ vielmehr eine aus Mauerwerk, Baumstämmen und Eisencylindern bestehende sehr starke Grundlage erbauen und das Dachgebälk sowie alles, was in der Nähe des Riesenhammers sich befinden sollte, in großer Stärke anfertigen. Endlich war das Ungethüm aufgestellt. Höchst überwältigend soll der Augenblick gewesen sein, als der Hammer in Bewegung gesetzt wurde. Ein Bericht darüber sagt Folgendes: „500 Arbeiter standen um Krupp und den [11] Oberingenieur, der die Errichtung geleitet hatte. Es war unmöglich gewesen, die erforderliche Dampfmenge genau zu schätzen, man hatte daher der Maschine etwas zu viel Dampf gegeben, und dieser schoß, als der Hammer die Höhe des Hubs erreicht hatte, mit so starkem Brausen unter das Dach der Werkstätte, daß die Arbeiter, aufgeregt wie sie waren, von Furcht ergriffen wurden, daß irgend etwas in Unordnung sei. Wie auf Kommando stürzten sie zu Boden, 500 Mann hoch. Nur Krupp und der Ingenieur blieben stehen. In demselben Augenblick fiel der Hammer herab und schlug ein 18zölliges Eisen zu 11 Zoll zusammen.“ Ein österreichischer Fachmann schreibt über diesen Hammer: „Man kann sich schwer einen Begriff von der Wirkung eines Schlags dieses Ungethüms von einem Hammer machen; in einer Entfernung von mehreren hundert Klaftern, in welcher sich das Krupp’sche Wohnhaus befindet, macht jeder Schlag den Eindruck eines abgefeuerten Schusses aus einer Kanone größten Kalibers in weiter Entfernung, und wie sonst der Schall auf den Blitz, so folgt hier ungefähr eine Sekunde nach dem Schall eine durch den Boden fortgepflanzte Erschütterung, welche alle Fenster des Hauses erdröhnen macht. Daß durch solche Schläge auch die größten Gußstahlblöcke durch und durch bis in das Innerste verdichtet und bearbeitet werden können, wird man leicht begreiflich finden.“ Dieser Hammer soll allein 1.800.000 M. gekostet haben; es ist daher begreiflich, daß Krupp denselben Tag und Nacht in Thätigkeit zu halten sucht, damit er die Zinsen des auf ihn verwandten Kapitals verdiene.

Um sich die ungeheueren Mengen nöthigen Roheisens zu verschaffen, hat sich Krupp ganze Bergwerke inner- und außerhalb Deutschlands (z. B. auch in Spanien) gekauft. Zur Speisung seiner vielen Oefen braucht er täglich 44.000 Centner Kohlen.

Auf seinen verschiedenen Anlagen beschäftigt er ungefähr 15.000 Arbeiter, in seiner Gußstahlfabrik allein etwa 8500. Er ist auf deren Wohl in fürsorglicher Weise bedacht, ließ z. B. mehr als 3000 Wohnungen für sie bauen, den unverheiratheten ein besonderes Unterkommen schaffen, ermöglicht ihnen sehr vortheilhaften Bezug ihrer Bedürfnisse an Eßwaaren und Kleidern, läßt ihre Kinder unterrichten, begründete für alte und kranke besondere Unterstützungskassen und hat sich dadurch einen Arbeiterstand herangezogen, der weiß, daß sein eigenes Gedeihen mit dem seines Brodherrn enge verbunden ist. Er ist ein leuchtendes Vorbild für so viele Fabrikanten, welche aus ihren Arbeitern nur Nutzen ziehen wollen, ohne sich sonst um sie zu kümmern und ohne ihnen in Krankheit und Unglück beizustehen.

Seine Heimathstadt Essen ist durch ihn zu großer Bedeutung gelangt. Während sie im Jahre 1842 erst 6000 Einwohner hatte, zählte sie deren im Jahre 1875 bereits etwa 55.000.

Und dies Alles ist von diesem Einen, von diesem einzigartigen Manne zu berichten. Klein hat er begonnen und an sich selbst erfahren, welche Anstrengungen es erfordert, vorwärts zu kommen. Das, was er geleistet, ist ein sprechender Beweis dafür, was ein einsichtiger, rastlos strebsamer, beharrlicher Mann zu wirken vermag.

Ehrenbezeugungen sind ihm vielfach zu Theil geworden. Bereits 1864 sollte er geadelt werden, lehnte diese Auszeichnung jedoch dankend ab. Im vorigen Jahre besuchte ihn Kaiser Wilhelm auf dem Boden seines Wirkens und versicherte ihn seiner hohen Anerkennung, einer Anerkennung, in welche Tausende von Angehörigen verschiedener Völker rückhaltslos einstimmen.