Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden/Fragen und Wünsche

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Proben der jetzigen Volkssprache in den Herzogthümern Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden (1856)
von Friedrich Köster
[266]
32.
Fragen und Wünsche.

1. Punkte unserer Provinzial-Geschichte, welche noch nähere Aufklärung fordern und verdienen, sind: die Einwanderung niederländischer Colonisten, besonders in den Marschen; das Regiment der protestantischen Erzbischöfe und Bischöfe von Bremen und Verden bis zum Westphälischen Frieden; die innere Landesverwaltung unter Schwedischer Hoheit; und der Uebergang der Herzogthümer an die Krone Hannover.

[267] 2. Das Hannoversche Magazin von 1759, № 82 erzählt von einem Tür Lür’s-Berge bei Bramstedt, in welchem ein vergötterter Held, Tür Lür, begraben liege. Vor 30 Jahren habe man das Grab geöffnet und in demselben große Menschenknochen, ein Schwert und Römische Münzen gefunden. Die Bramstedter Kinder riefen noch jetzt, wenn die Haidtüte schreiet: Tür Lür böt für! Weiß Jemand Näheres darüber? Lür ist wohl so viel als Lüder oder Lothar.

3. Nach Pratje (histor. Sammlungen Bd. 3. Seite 239) ist der Taufstein zu Dorum uralt, mit heidnischen Götzenfiguren geziert und wahrscheinlich ursprünglich ein vas lustrale der heidnischen Sachsen. Verhielte sich dies also, so wäre es eine große Merkwürdigkeit, und weiterer Untersuchung werth.

4. Hat man genauere Nachrichten über den Friesenkirchhof an der Geeste bei Schiffdorf? So heißt eine dortige Worth, wahrscheinlich mit Beziehung auf den Krieg des Erzbischofs Christoph gegen die Wurster.

5. Knüpfen sich nicht Sagen oder Geschichten an den Carlshöfer See in der Gemeinde Rhade, in welchem vorzeiten eine Raubburg gelegen haben soll?

6. Finden sich noch Ueberreste alter Volkslieder unter unseren Landleuten? Gerade bei dem nicht poetischen Sinne unserer Bevölkerung wären solche Reliquien um so wichtiger; sollten es auch nur halbverklungene Töne sein.

7. Diejenigen Aemter der Provinz, über welche sich die Nachrichten des sel. Pratje nicht erstrecken, namentlich das Alte Land und Kehdingen, Bremervörde, Harsefeld, Ottersberg und Zeven, sollten billig eben so, wie jene anderen, historisch beschrieben werden. Denn die Pratje’schen Nachrichten bieten eine Special-Geschichte dar, wie sie kaum eine andere deutsche Provinz aufzuweisen hat. Die oben gedachten handschriftlichen Werke von Roth und Manecke könnten dabei als Grundlage dienen: weiteres Material aber würde sich in den Amtsregistern und kirchlichen Lagerbüchern finden.

[268] 8. Zur Erhaltung unserer Steindenkmäler (welche den Königl. Aemtern obliegt), zur Sammlung der vorhandenen oder künftig aufgefundenen Alterthümer (unter Mithülfe der Herren Wegbau-Beamten), und zur Aufbewahrung wichtiger historischer Urkunden und Monographien über die Herzogthümer sollte etwas Gemeinsames geschehen. Wollen wir nicht einen Verein für Alterthümer und Geschichte der Herzogthümer stiften? Es kommt dabei weniger auf Geldbeiträge an, als auf Belebung des Interesse an der Sache.

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