Am Grabe Ernst Keil’s (Traeger)

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Autor: Albert Traeger
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Titel: Am Grabe Ernst Keil’s
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 14, S. 234
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1878
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Am Grabe Ernst Keil’s.

O winterlicher Frühlingstag,
Verschneit sind alle Blüthen;
Das erste Veilchen birgt am Hag
Sich vor der Stürme Wüthen;
Nur hier hat liebend sich vereint
Der Blumen ganze Fülle;
Ein duftumwehter Sommer scheint
Des frischen Hügels Hülle.

Und bleibt verhängt der Sonne Licht,
Das ihren Kindern leuchtet,
So fehlen doch die Tropfen nicht
Des Thau’s, der sie befeuchtet;
Es blickt kein Auge thränenleer,
Zum Troste für die meinen.
Ist ihm das Herz zum Brechen schwer,
Dann darf der Mann auch weinen.

O Gott, wie klingt es dumpf und hohl
Aus meinem Mund hernieder,
Für Dich das letzte Lebewohl,
Du Vater meiner Lieder!
Stets hab’ ich freudig offenbart
Mein Hassen und mein Lieben,
O, wäre ewig doch erspart
Mir dieses Lied geblieben!

Ernst Keil nun über zwanzig Jahr’
Steh’ ich bei Deinen Fahnen,
Und kämpfend sind wir immerdar
Geschritten gleiche Bahnen.
Nie hab’ ich auf dem schwanksten Steg
Mich rückwärts umgesehen,
Denn immer war’s der rechte Weg,
Sah ich voran Dich gehen.

Dich, eines deutschen Mannes Bild
In edelster Vollendung.
Voll heil’gen Ernstes, stark und mild,
Erfüllt von seiner Sendung –
So hast Du aus des Kerkers Nacht,
Wie eine Offenbarung,
Einst Deines Lebens Werk gebracht:
Des Deutschen Geistes Nahrung.

Der stets Dein tiefstes Herz bewegt,
An’s Vaterland der Glaube,
Mit treuem Sinn hat ihn gepflegt
Die deutsche „Gartenlaube“.
Und ihr, die unser Schirm und Hort,
Die unser letztes Lieben,
Der Freiheit bist in That und Wort
Ergeben Du geblieben.

Fahr’ wohl! Noch ist dem Schmerz verwehrt,
In Ruhe sich zu fassen.
Es darf in dieser Zeit vom Schwert
Der Mann die Hand nicht lassen.
Du bist am Ziel; einst sind auch wir
Erlöst vom Kampfgetriebe;
Ach, blieb’ uns Allen dann, wie Dir,
Zuletzt so viele Liebe!

Albert Traeger.