An einen Schwabinger Bürger
Denkst du daran?
Denkst du noch rückerinnernd jener
Verfloss’nen Zeit,
Wo dir die adligsten Rumäner
Wo dir Fürst Ghika als Bojar,
Der immer abgebronnen war,
Mit Ehrenwort den Schwur getan.
Sie wollten dir ein andermalen
Du weißt, wie deine Frau sich sorgte,
Wenn das Gesindel immer borgte,
Und du – na ja, in Gottes Namen,
Gabst ihnen wieder, wenn sie kamen
Ist das der Dank,
Wie gegen uns die Bande hetzt?
Der Ärger macht dich krank –
Du meinst als schlichtes Publikum,
Sei ruhig! Schau die andern an,
Die haben Schlimmeres getan.
Die Herren, die die Kunstwelt lenken
Und in der Zeitung für uns denken,
Uns täglich deutsche Kunst versauen,
Wie fanden sie Geschmack
An dem Schlawinerpack!
An Burschen, die den Kniff verstanden,
In der man ohne Kunst und Fleiß
Sich als Genie zu geben weiß!
Wie das die Zeilenschreiber fraßen!
Wie sie auf ihren Hosen saßen
Daß das Genie,
Das sich so frech und ungebärdig,
So unverschämt und zukunftwerdig,
So seltsam gab und laut rumorte,
Du wardst sie los mit einem Fluch,
Strichst ihren Namen aus dem Buch –
Doch das, was sie als Kunst betrieben,
Verehrter Freund, das ist geblieben.
Den müssen wir noch fort genießen
Als „Expression“,
Und uns zum Hohn
Grinst er uns aus den Fenstern an,
Die Wunde schwärt. Da hilft kein Pflaster,
Die Kunst ist krank
Und siecht nun dank
Dem gottverdammten Kritikaster.
Ludwig Thoma