Anapa und Poty

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Textdaten
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Autor: Nouveau Journal Asiatique u.a.
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Titel: Anapa und Poty
Untertitel:
aus: Das Ausland, Nr.  169 S.  676
Herausgeber: Eberhard L. Schuhkrafft
Auflage:
Entstehungsdatum: 1828
Erscheinungsdatum: 1828
Verlag: Cotta
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Erscheinungsort: München
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: türkische Enklaven in Russland
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Anapa und Poty.

Eine überraschende Erscheinung für Jeden, der von den früheren Verhältnissen der kaukasischen Völkerschaften und der geringen Autorität der russischen Regierung über diese nomadischen Stämme nicht genau unterrichtet ist, muß es seyn, wenn er mitten in Gegenden, welche auf den Karten als russische Provinzen bezeichnet werden, zwei isolirte Puncte bemerkt, die von den Türken besetzt sind. Die Festung Anapa, in deren Gewässern nach den neuesten Berichten die russische Flotte von Sebastopol kürzlich einen Sieg über eine türkische Flotille erfochten haben soll, liegt unfern des cimmerischen Bosporos, die die Halbinsel Krym von den kaukasischen Landen trennt, dreißig Werste südlich von der Mündung des Liman von Kuban. Sie ist auf dem Abhange eines Berges erbaut, der sich in das schwarze Meer hineinstreckt, von dessen Wogen ihre Mauern bespühlt werden. Die Festungswerke, die von den Russen im J. 1807, wo Anapa ohne Widerstand in ihre Hände fiel, gesprengt wurden, sind seidem wieder hergestellt worden und nehmen einen Umfang von mehr als drei Wersten ein. Im Jahr 1791, als die Russen die Stadt mit Sturm nahmen, wurde sie von 10,000 Türken und 15,000 Nogaern, Tscherkessen u. a. kaukasischen Gebirgsvölkern vertheidigt. Die Zahl der Einwohner überstieg indessen nicht 5000; Häuser zählt man 1000. Der Hafen ist eine im S. und S. O. offene Rhede. Hohe Kalkfelsen bilden die Küste, an der das Meer eine große Tiefe hat. Im N. und N. O. sind diese Felsen weniger hoch und das Meer so seicht, daß mehrere Bänke über das Wasser empor ragen. – Die Türken unterhalten immer eine starke Besatzung in Anapa und ein Pascha von drei Roßschweifen hat darin seinen Sitz. Die Einwohner bestehen außer den Türken aus griechischen und armenischen Kaufleuten, die einen wichtigen Handel mit den Gebirgsvölkern treiben und besonders die Harems von Constantinopel mit den schönen circassischen Sclavinnen versehen, die oft von ihren eigenen Familien verkauft werden.[1] – Poty, im Süden des Kaukasus, an der Küste von Mingrelien, wäre durch seine Lage bedeutenderer, als Anapa, indem es auf dem linken Ufer des Rion (des alten Phasis), vier Werste von seiner Mündung gelegen, die ganze Schifffahrt dieses wichtigen Flußes beherrscht; doch scheinen die Türken von dieser Stellung keinen andern Vortheil zu ziehen, als daß sie den Christen die Beschiffung des Stromes verbieten. Auch Poty war im Jahr 1807 – wie Anapa und die übrigen türkischen Festungen an der Ostküste des schwarzen Meeres, Sukum-Kaleh, Anagri und Redoute-Kaleh, von den Russen genommen worden und wurde nach dem Frieden von 1811 mit Anapa wieder an die Türken zurückgegeben. Sukum-Kaleh, Anagri und Redoute-Kaleh dagegen wurden von Rußland, vertragswidrig, zurückbehalten und gaben noch vor wenigen Jahren von Seiten der hohen Pforte Gelegenheit zu heftigen, aber vergeblichen Reclamationen [2].


  1. S. Nouveau Journal Asiatique, Avril 1828 p. 305. f.
  2. S. Gamba, voyage dans la Russie meridionale, T. II. pag. 117 u. 76 f.