August Döhler in Kirchberg i. S., Tuch- und Buckskinfabrik
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Die Tuch- und Buckskinfabrik von August Döhler in Kirchberg i./S. wurde im Jahre 1863 von dem Vater der jetzigen Besitzer, Herrn Carl Friedrich August Döhler gegründet. Im Verhältnis zu dem durch die hohe Blüte des Geschäftes bedingten jetzigen achtunggebietenden Umfange des Etablissements waren freilich die ersten Anfänge sehr bescheidene zu nennen. So waren in den beiden ersten Jahren des Bestehens der Fabrik nur 23 Arbeiter beschäftigt; zudem befanden sich in der Weberei, woselbst damals im Handbetrieb gearbeitet wurde, nur 5 Webstühle im Gange, während heute ca. 70 ausschließlich mechanische Stühle in Betrieb sind.
Daß eine so hohe Betriebsentwickelung, wie die heutige, aus den erwähnten kleinen Anfängen heraus nicht Glücksumständen oder Zufälligkeiten zu verdanken ist, bedarf wohl keiner besonderen Erörterung. Um so lebhafter muß daher die Anerkennung sein, welche dem rastlosen Streben, dem praktischen Sinne und der richtigen Erkenntnis bezüglich der Nutzbarmachung aller Fortschritte, Neuerungen und Erfindungen auf technischem Gebiete des Gründers und dessen Söhnen, den jetzigen Besitzern, den Herren Ernst, Moritz und August Döhler, welche die Leitung der Fabrik von ihrem Vater bei dessen im Jahre 1879 erfolgten Rücktritt übernahmen, im vollsten Maße zu zollen ist. – Es gehört in der That mehr als die geistige und körperliche Arbeitskraft eines Durchschnittsmenschen dazu, ein industrielles Etablissement in verhältnismäßig kurzer Zeit auf die Höhe einer Leistungsfähigkeit zu heben, wie sie die Tuch- und Buckskinfabrik der Firma August Döhler in Kirchberg erreicht hat. In dem berechtigten Stolz über ihre Errungenschaft aber werden die Besitzer des Etablissements eine Befriedigung finden, die höher anzuschlagen ist, als persönliche Auszeichnungen und Ehrenerweisungen.
Von dem hohen Aufschwunge, den die Fabrik genommen hat, geben nachstehende Mitteilungen genügende Aufklärung.
Zur Zeit arbeitet die Fabrik mit Dampfkraft, welche von zwei Dampfmaschinen zu 90 und 40 Pferdekräften erzeugt wird; außerdem ist eine Wasserkraft zu 12 Pferdestärken vorhanden. Diese Maschinen treiben außer den bereits erwähnten 70 mechanischen Webstühlen noch eine große Anzahl anderer Hilfsmaschinen. In der Fabrik sind 205 Arbeiter beschäftigt. –
Die Firma fabriziert glatte Tuche, graue und farbige Satins, sowie Buckskins in verschiedenen Qualitäten und Filztuche in jeder Farbe. Hierzu werden als Rohstoffe Wolle und wollene Abfälle verarbeitet. – Von dem Umfange der Fabrikation kann man sich eine Vorstellung machen, wenn man bedenkt, daß der jährliche Umsatz der Fabrik sich auf 650 bis 700 000 Mark beläuft, welcher hauptsächlich in Deutschland, der Schweiz und Dänemark erzielt wird.
Obgleich die Fabrik im allgemeinen eine gleichmäßig normale Entwickelung genommen hat, so ist ihr doch in den ersten Jahren ihres Bestehens eine Stockung in der geschäftlichen Thätigkeit nicht erspart geblieben. Im Jahre 1866 nämlich war während des Krieges der Betrieb fast ganz eingestellt worden. Durch vermehrte Thätigkeit und durch die eifrigsten Bemühungen des Gründers der Fabrik gelang es jedoch, die nachteiligen Folgen, welche aus der unfreiwilligen Hemmung des Fabrikbetriebes hereinzubrechen drohten, von der Firma abzuwenden und das Etablissement nunmehr in schnellerem Tempo zu der geachteten Stellung emporzuarbeiten, welche es als eine Zierde der vaterländischen Groß-Industrie einnimmt und – so hoffen wir – auch noch in ferner Zukunft, durch immer jugendfrische Kräfte gefördert, allzeit einnehmen wird!