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Aus dem Künstlerinnenverein in München

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Bn.
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Titel: Aus dem Künstlerinnenverein in München
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 38, S. 647–648
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1891
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[647] Aus dem Künstlerinnenverein in München. Die „Kunstfrage“ genießt eine Ausnahmestellung unter den Streitpunkten in der Frauenbewegung, zahlreiche gute Leistungen von weiblicher Hand haben hier [648] befriedigend eingewirkt, und niemand macht heutzutage den Frauen das Recht der Ausbildung streitig. Aber wie viel schwieriger ist diese Ausbildung zu erlangen für die von den Akademien ausgeschlossenen Damen, als für die männlichen Kunstjünger! Noch vor einem Jahrzehnt hatten selbst in München die ärmeren Mädchen einen wahren Heldenmuth im Entbehren nöthig, um die Kosten für Atelier, Lehrer und Modell aufzubringen. Heute jedoch blüht dort als segensreiche hochgeschätzte Einrichtung der Künstlerinnenverein, welcher für einen mäßigen Beitrag nicht nur vorzügliche Lehrkräfte und schöne Ateliers sammt allen Mitteln zum Studium gewährt, sondern auch den vielen Ortsfremden einen geselligen Mittelpunkt mit regelmäßigen Veranstaltungen bietet, wo gute Vorträge und Musikaufführungen abwechseln mit zwangloser Unterhaltung oder dem Betrachten der von den Kunsthändlern bereitwillig gelieferten neuen Bilderwerke.

Und alles dies ist aus kleinen Anfängen herausgewachsen, nicht durch Staatshilfe, sondern rein aus eigener Kraft und ohne alle Reklame. Mit zehn Schülerinnen im bescheidensten Lokal begann im Jahr 1884 der Unterricht, heute sind es deren 60 bis 70; der Verein hat ein großes Haus in der Türkenstraße gemiethet und veranstaltet jetzt alljährlich eine Schulausstellung, welche sich neben derjenigen der Kunstakademie sehen lassen darf und von den jungen männlichen „Kollegen“ mit vielem Eifer besucht und studiert wird. Besonders die heurige stellte den Hauptlehrern Herterich[WS 1], Simm und Tina Blau[WS 2], sowie einem großen Theil der Schülerinnen ein glänzendes Zeugniß aus, es waren geradezu mustergültige Sachen unter den Aktfiguren und Kopfzeichnungen.

Ein Ausschuß von wenigen Damen, an dessen Spitze Frau Professor Dahn-Fries[WS 3] steht, leitet das Ganze, wählt die Lehrer, bestimmt die Schulordnung und weiß mit einer glücklichen Mischung von Energie und süddeutscher Gemüthlichkeit Frieden, Eintracht und frische Lernlust in dem großen Atelierhause zu erhalten. – Auch hier wieder bietet sich uns ein Beweis für die Erfahrung, daß zunächst am besten einfache Selbsthilfe die Aufgaben, die ihrer Lösuug harren, in Angriff nimmt. Bn.     

Anmerkungen (Wikisource)