Aus den ersten Tagen des Krieges

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Aus den ersten Tagen des Krieges
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 1, S. 20
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1871
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[9]

Der Bürgermeister von Riedselz und sein Sohn im Verhör.
Nach der Natur aufgenommen von Prof. P. Thumann.

[20] Aus den ersten Tagen des Krieges bringen wir nachträglich noch eine Illustration des Professor Thumann, welcher uns dazu schreibt: „Am Tage nach der Einnahme von Weißenburg kam ich auf der Besichtigung des Gefechtsterrains nach dem südlich der Stadt gelegenen Bahnhofe, der wie sämmtliche vom deutschen Thore her vor der Mauer gelegenen Gärten die Spuren des erbittertsten Handgemenges trug. Der Kampf hatte hier besonders gewüthet und die Zerstörung sämmtlicher Räume herbeigeführt. Jetzt war der Bahnhof belebt von Gefangenen, Verwundeten, die auf Beförderung warteten, Aerzten und Krankenpflegern, und in diesem Chaos spielte eine kurze ergreifende Gerichtsscene.

In einem der Gepäckräume saßen gut bewacht drei Gefangene, ein französischer Soldat und zwei Civilisten, von denen die zuletzt genannten lebhaft mit unseren Soldaten verhandelten. Ein dazukommender Johanniter v. P. bedeutete letztere, ihre cameradschaftlichen Gefühle gefangenen Soldaten, nicht aber zwei so Elenden, wie diese hier, die trotz ihrer deutschen Sprache sich an unsern Verwundeten vergriffen hätten, zuzuwenden. Unsere Soldaten zogen sich scheu von den beiden Verbrechern zurück, und ich vernahm nun, daß die beiden Männer angeschuldigt waren, aus Fanatismus einen verwundeten hülflosen Baier auf dem Schlachtfelde mit Gewehr und Sichel ermordet zu haben. Kurz darauf erschienen zwei baierische Officiere und stellten mit kurzen Fragen die Persönlichkeiten der beiden Verbrecher, des Bürgermeisters aus Riedselz (Namen habe ich nicht behalten) und seines Sohnes, fest. Die Antworten, welche die Angeklagten gaben, waren kaum zu vernehmen; eine Krankenpflegerin aber, welche die Unthat auf dem Schlachtfelde mit angesehen und auch die Gefangennahme der beiden Männer veranlaßt hatte, bezeichnete sie mit aller Bestimmtheit als die Mörder. Damit war die Verhandlung geschlossen; den weiteren Verlauf wartete ich nicht ab; wenige Tage darauf aber war in allen Blättern zu lesen, daß der Bürgermeister aus Riedselz mit seinem Sohne wegen Ermordung eines verwundeten baierischen Jägern erschossen worden sei.“