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Ave Melitta!

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Frank Wedekind
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Titel: Ave Melitta!
Untertitel:
aus: Die Fackel. Jg. 7 (1905), Nr. 182, S. 23-24
Herausgeber: Karl Kraus
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 9.6.1905
Verlag: Verlag „Die Fackel“
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Erscheinungsort: Wien
Übersetzer:
Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Die Fackel und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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Bild
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Bearbeitungsstand
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[23] Ave Melitta!*

Ave Melitta!
Schwere Träume plagen
Mich so manche Nacht
Und es ist die Pein,

5
Die mein Blut empört,

Nicht mehr zu ertragen:
Achtzehn Jahre alt
Und noch Jungfrau sein!
Ave Melitta!

10
Trost und Freude kannst

Nimmer du verwehren,
Einen braven Mann
Mußt du mir bescheren,
Einen braven Mann,

15
Der gut lieben kann!


[24] Ave Melitta!
An dem braven Gatten
Freu ich mch gewiiß
Bis zum Überdruß;

20
Herren, die nicht gleich

Ihm Bericht erstatten,
Gönn’ ich darum gern
Manchmal einen Kuß.
Ave Melitta!

25
Doch wenn einer mich

Wirklich liebt, erhöre
Stets ich all sein Flehn,
Ohne daß ich störe
Meinen braven Mann,

30
Der gut lieben kann.


Ave Melitta!
Wird mir nun zur Plage
Dieser Brave, der
Mich gesetzlich liebt,

35
Dann stell ich sofort

Eine Scheidungsklage
Wenn – aus gutem Grund –
Er den Anlaß gibt.
Ave Melitta!

40
Droht mein Gatte, sich

Geistig zu verklären,
Dann als Nächsten mußt
Gleich du mir bescheren
Einen braven Mann,

45
Der gut lieben kann.

* Melitta, eine babylonische Gottheit, an die sich die jungen Damen in Liebesangelegenheiten wandten.