BLKÖ:Schießwald, Jacob

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Schiffer, Anton
Band: 29 (1875), ab Seite: 289. (Quelle)
[[{{{9}}}|{{{9}}} bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Jacob Schießwald in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Schießwald, Jacob|29|289|}}

Schießwald, Jacob (Pfarrer, Landwirth und Humanist, geb. zu Rastenfeld im V. O. M. B. im Jahre 1744, gest. zu Neukirchen in Niederösterreich 2. August 1819). Der Sohn eines Mühlenbesitzers am Kamp zu Rastenfeld, widmete sich dem geistlichen Stande und trat nach erlangten h. Weihen in die Seelsorge, in welcher er vier Jahre auf der Localie zu St. Bernhard wirkte, bis er im Juni 1772 Pfarrer zu Neukirchen wurde, wo er durch 47 Jahre bis an seinen Sterbetag in so segensreicher Weise gewaltet, daß sein Andenken in der Gemeinde noch heute ungeschwächt fortlebt, wie Verfasser dieses Lexikons dieß aus Mittheilungen des gegenwärtigen Pfarrers, des hochw. Herrn Joseph Koller, zu entnehmen vermag. S.’s Wirken in der Gemeinde, in der Schule, auf der Kanzel, am Krankenbette war über alles Lob erhaben. Die Muße seines Berufes aber widmete er der Landwirthschaft, u. z. der Obstcultur und der Bienenzucht. Die Pfarre Neukirchen ist keine Wirthschaftspfarre; Schießwald, von Haus aus an Feldwirthschaft gewöhnt und in dieser Richtung mit einem ungewöhnlichen Talent begabt, zudem von seinen Eltern aus vermögend, kaufte nach und nach eine beträchtliche Menge freier Ueberlandsgründe, baute neben dem Pfarrhaufe eine ansehnliche Scheuer, kaufte Pferde und Wagen und zuletzt auch noch im Jahre 1804 im nahen eingepfarrten Orte Poigen ein Wirthschaftshaus mit einem fruchtbaren Grasgarten und dazugehörigen Weingärten und repräsentirte so in seiner Pfarre nicht nur den Seelsorger, sondern was bei den Bauern nicht wenig Geltung hat, einen ganz ansehnlichen Wirthschaftsbesitzer. Die Muße seines Berufes widmete er der Obstcultur und der Bienenzucht. Er betrieb beides in gründlicher und sorgfältiger Weise; er kannte genau die einschlägige Literatur, setzte sich mit Fachmännern von Ruf in brieflichen Verkehr und knüpfte überseeische Verbindungen an, um in Besitz von Obstseltenheiten zu gelangen, mit deren Acclimatisirung er sorgfältige Versuche machte. Dabei war seine nächste Sorge dahin gerichtet, seine Nachbarn in Poigen zu der Einsicht zu bringen, daß die vielen Weingärten an den Abhängen des Kailingberges, deren Product mit den anderen österreichischen Weinen keine Concurrenz aushalten konnte und nur als schlechter Haustrunk zu verwenden war, die daran gewendete Mühe, Arbeit und [290] Steuern nicht lohne und es weit vortheilhafter wäre, wenn diese Gründe mit Fruchtbäumen bepflanzt wären. Er machte mit dieser Umgestaltung in seinen eigenen Weinparcellen den Anfang, legte in seinem Hausgarten zu Poigen eine große Baumschule an, unterrichtete die jungen Leute im Veredeln der Wildlinge, zeigte ihnen die Vorzüge des guten und Dauerobstes vor dem gemeinen Landobste, ermunterte zum Handel und Obstbau im Großen, gab mit Vergnügen aus seiner Baumschule Jedem, der ihn darum ersuchte, edles Kern- und Steinobst, und so wurden bald sämmtliche Weingärten ausgerodet und noch gegenwärtig sieht man in der Länge von fast zwei Stunden an den südwärts gelegenen Bergwänden tausende von Fruchtbäumen blühen, wovon nur allein die Kirschenbäume in mittelmäßig fruchtbaren Jahren den Eigenthümern mehrere tausend Gulden einbringen. So hat Pfarrer S. durch Lehre und Beispiel, Ermunterung und Hilfe innerhalb fünfthalb Decennien in so ersprießlicher Weise in seiner Pfarre gewirkt, daß die ökonomische Vervollkommnung der ganzen Gegend so zu sagen sein Werk ist. Nebstbei war S. ein Bienenfreund und hatte sowohl in Neukirchen als in dem gegen den Wind mehr geschützten, den Wäldern näher gelegenen Orte Poigen sehr viele Bienenstöcke aufgestellt, worin ihm mehrere Landwirthe folgten, so daß noch gegenwärtig in vielen Häusern große Bienenstöcke mit 30 und mehr Körben zu sehen sind. Auch förderte er in den letzten Decennien des vorigen Jahrhunderts den Erdäpfelbau in der dortigen Gegend, führte den Anbau des Klee’s, namentlich des rothen Steirer- und Luzerner-Klee’s ein, den er aus der Gegend von Strengberg, V. O. W. W., hieher kommen ließ und bewirkte so nicht nur, daß bei dem hiesigen Mangel an Wiesen in den meisten Häusern zweimal so viel Nutzvieh gehalten und um so mehr Dünger erzeugt werden konnte, sondern auch, daß die hiesigen matten und todten Lehmgründe, welche bis dahin kaum eine spärliche Kornernte gaben, nunmehr in fruchtbare Weizenäcker umgewandelt wurden. Diese Verdienste S.’s um das Gemeindewesen fanden auch ah. Ortes Würdigung, und S. wurde von Kaiser Franz mit der goldenen Civil-Verdienstmedaille ausgezeichnet, aber das Ehrenzeichen gelangte erst an S., nachdem er bereits den ewigen Schlaf des Gerechten schlief. Aber auch noch in seinen letztwilligen Anordnungen zeigte sich ebenso der gottesfürchtige Priester, wie der edle Menschenfreund. Selbst wenige Bedürfnisse kennend und ungemein einfach lebend, hatte er durch seine Obstcultur und weise Sparsamkeit ein nicht unansehnliches Vermögen erübrigt, welches er letztwillig in folgender Weise vertheilte: Nachdem an mehrere Blutsverwandte, Pfarrkinder (namentlich an viele seiner Firmlinge und an Dienstleute) mehr oder weniger bedeutende Legate in Geld, Grundstücken, Pretiosen und an Bienenfreunde in Bienenstöcken gemacht, setzte er die Kirche, an welcher er so viele Jahre in segensreicher Weise gewirkt, zur Universalerbin ein und hinterließ ihr mehrere tausend Gulden; ein nicht unansehnliches Legat widmete er dem Armeninstitute seines Geburtsortes, eine Summe von 900 fl. stiftete er zu dem Zwecke, daß von den Interessen derselben armen Pfarrkindern jährlich Schulbücher gekauft und für sie das Schulgeld bezahlt werde. Der Gemeinde Poigen, wo er seine große Baumschule gepflanzt, legirte er ein werthvolles Grundstück, damit jährlich zu seinem Gedächtniß in [291] der dortigen Pfarrkirche ein Seelenamt gelesen werde.

Ehrentempel der katholischen Geistlichen u. s. w. (Wien 1845, Dirnböck, 8°.) S. 108.