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BLKÖ:Schubart Ritter von Kleefeld, Johann Christian

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 32 (1876), ab Seite: 23. (Quelle)
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Schubart Ritter von Kleefeld, Johann Christian (Landwirth, geb. zu Zeitz in Sachsen 24. Februar 1734, gest. 23. April 1787). Obwohl erst kurz vor seinem Tode nach Oesterreich berufen, so hat er doch durch seine gemeinnützigen, ökonomischen Schriften und durch Ausbildung vieler Oekonomen, die von österreichischen Herrschaftsbesitzern auf seine Oekonomien geschickt wurden, um das verbesserte landwirtschaftliche System in der österreichischen Monarchie, namentlich, um den durch ihn in Böhmen, Mähren und im Erzherzogthum seit 1744 eingeführten Kleebau und zum Theile auch die Stallfütterung und den Fruchtwechsel sich so wesentliche Verdienste erworben, daß ihn Kaiser Joseph II. mit der Ritterwürde und dem Prädicate von Kleefeld auszeichnete und als Director der kaiserlichen Domänen unter den vortheilhaftesten Bedingungen in österreichische Dienste berief und daß ihm wohl auch ein Platz in diesem Werke gebührt. Sein Vater war Bürger und Zeugfabrikant in Zeitz. Da es ihm seine Vermögensverhältnisse nicht gestatteten, seinen Sohn studiren zu lassen, so wurde S., nachdem er bis in’s 15. Jahr die Stadtschule besucht, nun Zeugmachergeselle, was ihm aber nicht sehr behagte. Da er eine sehr schöne Schrift besaß und auch sonst es verstand, seine Gedanken bündig und gut in Schrift auszudrücken, ging er 1750 als Copist in das Amt Lauchstädt im Stifte Merseburg und 1751 in gleicher [24] Eigenschaft in das Amt Rammelburg in Thüringen. Noch im Herbste d. J. begab er sich nach Leipzig, wo er sich in sehr kümmerlicher Weise durch Abschreiben fortbrachte, bis er zu Hirschberg in Schlesien bei einem preußischen Justitiär eine Bedienstung fand. 1753 verfügte er sich nach Wien und erhielt bei dem Reichshofraths-Agenten Fischer von Ehrenbach eine Anstellung als Kanzlist, in welcher er vier Jahre verblieb. Nun wechselte er wieder und in rascher Folge seinen Dienst, unterstützte seinen durch Kriegslasten schwer bedrückten Vater, wurde Secretär bei General Thadden, später bei General Werner; begab sich dann nach Berlin und wurde nach einiger Zeit als kön. großbritannischer Kriegs- und Marschcommissär bei der englischen Armee in Hildesheim angestellt. Nach erfolgtem Frieden 1763 machte er durch mehrere Jahre bis 1767 Reisen nach England, Schweden, Rußland, Dänemark, Holland, Italien und den größten Theil von Deutschland, auf welchen er sein Hauptaugenmerk auf die Industrie und Landwirthschaft der genannten Länder richtete. Nach einem kürzeren Aufenthalte an den Höfen der Markgrafen von Anspach und Schwedt ging er an den Hof von Darmstadt, wo er das Hofraths-Patent erhielt. Eine im Jahre 1769 in Leipzig geschlossene Heirath mit einem wohlhabenden Mädchen setzte ihn in die Lage, das im Stifte Zeitz gelegene Rittergut Würchwitz zu kaufen, das nun durch seine von ihm eingeführte Bewirthschaftung die Quelle seines Reichthums[WS 1] und Ruhmes als Oekonom wurde. Den bisherigen Schlendrian, unter dem das Gut, das bis dahin ein Pächter bewirthschaftet und ausgesogen hatte, verbannend, begann er, auf die auf seinen Reisen gemachten Erfahrungen gestützt, seine landwirthschaftlichen Reformen, vornehmlich im Geiste der englischen Landwirthschaft, durch Abschaffung der Brache, Hutung und Trift, Einführung der Stallfütterung und Anbau der vorzüglichsten Futterkräuter, namentlich des Wiesen- und Luzerner Klee’s und der Esparsette, und dann durch bessere Cultur des Bodens und Veredlung des Schafviehes. Aehnliches war schon vor ihm hie und da, namentlich in der industriösen Pfalz und mit Glück versucht worden, in Sachsen aber war Schubart der Erste, der diesen gedeihlichen Weg einschlug, von wo aus derselbe sich mit ungemein glücklichem Erfolge über Böhmen und die Erzherzogthümer fortsetzte. Vorzüglich war es der so segensreich sich bewährende Anbau des Klee’s, der sich über ganz Böhmen, Mähren, Oesterreich und selbst in Ungarn, in welch letzterem Lande Georg Graf Festetics und Samuel Tschedik in Schubart’s Fußtapfen traten, verbreitete und den Wohlstand so vieler Landwirthe und Gutsbesitzer begründete. Aber so leicht gelang es S. nicht, seine neuen landwirthschaftlichen Lehren und Anweisungen durchzubringen. Insbesondere gegen die Abschaffung der Hut und Trift eiferten die Anhänger des alten Systems, an deren Spitze Riem, der Secretär der Leipziger ökonomischen Gesellschaft, stand, der Schubart’s größter Gegner war. Aber eben aus diesem Kampfe entwickelten sich S.’s Ideen immer sieghafter und sein Anhang wuchs mit seinen Erfolgen. Im Jahre 1774 kaufte er die beiden Rittergüter Pobles mit Großgörschen und Kreische in Sachsen, wo er seine Ideen im Großen in Praxis setzte. Während des Krieges Englands mit seinen nordamerikanischen Colonien[WS 2] baute S. im Großen auf seinen Gütern Tabak und später Krapp (Färberröthe), zu dessen [25] Verarbeitung er in Würchwitz ein Fabrikshaus anlegte. In welchem Ansehen S. als Landwirth bereits stand, dieß erhellet aus dem ihm in jener Zeit von Rußland gestellten Antrage. Die Kaiserin Katharina II. bot ihm 12 deutsche Meilen Land, als eine Reichsbaronie erb- und eigenthümlich, die Baumaterialien für alle nöthigen Bauten auf zehn Jahre, die Anschaffung alles nöthigen Arbeits- und Zuchtviehes auf kaiserliche Kosten, 50.000 Rubel als Geschenk, 50.000 Rubel auf zehn Jahre ohne Interessen und 100.000 Rubel gegen billige Interessen. Aus Liebe zu seiner deutschen Heimat lehnte S. ab. Einen zweiten, höchst vortheilhaften, vom Berliner Hofe an ihn gerichteten Antrag zur Uebersiedelung in preußische Lande lehnte er gleichfalls ab. Bisher war S. nur als praktischer Landwirth thätig gewesen; sein Freund Professor Leske in Leipzig bewog ihn, 1781 als ökonomischer Schriftsteller aufzutreten und im Leipziger „Magazin für Naturkunde und Oekonomie“ veröffentlichte S. seine, ersten dießbezüglichen Arbeiten. Als im genannten Jahre die kön. Akademie der Wissenschaften in Berlin auf die Beantwortung der Frage: „über die verschiedenen Eigenschaften und den vortheilhaftesten Anbau der Futterkräuter“ eine große goldene Preismedaille setzte, wurde S.’s Arbeit der Preis zuerkannt. Dieser aber verwendete denselben dazu, daß er mehrere Tausend Exemplare seiner Schrift: „Zuruf an alle Bauern, die Fruchtmangel leiden“, auflegen und unter die Landbevölkerung unentgeltlich vertheilen ließ. Viele seiner landwirthschaftlichen Aufsätze, welche im Leipziger Magazin erschienen, wurden in’s Französische, Dänische und Böhmische übersetzt. Im Jahre 1783 veranstaltete S. eine Herausgäbe seiner Arbeiten unter dem Titel: „Oekonomisch-kameralistische Schriften“, 6 Theile (Leipzig, Müller, 8°.), wovon bereits im Jahre 1786 eine dritte Auflage erschien. Dazu gesellten sich noch drei Hefte seines ausgewählten ökonomischen Briefwechsels, welcher mit einem vierten, nach seinem Tode ausgegebenen Hefte seinen Abschluß erhielt. Welchen Einfluß Schubart in Oesterreich geübt, ergibt sich aus folgenden zwei Thatsachen: Buchhändler Mößle in Wien gab bald nach Schubart’s Tode, 1790, dessen ökonomisch-kameralistische Schriften in einem zum Gebrauche der österreichischen Staaten bearbeiteten Nachdrucke heraus, in dessen Vorrede ausgesprochen wird: „Die Geschichte der noch nicht seit einem halben Jahrhunderte in Deutschland glücklich angefangenen Verbesserung der Landesökononne lehre, daß S.’s Schriften auch in den Erbstaaten[WS 3] des durchl. Erzhauses von Oesterreich ausgebreiteten Segen, besonders im Königreiche Böhmen gestiftet haben“. Und noch im Todesjahre Schubart’s, 1787, machte die Schönfeld’sche Buchhandlung zu Prag und Wien mit einem: „Kern der sämmtlichen ökonomischen Schriften des H. Geheimen Rath Schubart’s von Kleefeld zum Dienste des gemeinen Mannes in alphabetischer Ordnung“ betitelten Auszuge derselben eine einträgliche Speculation. Im Jahre 1784 hatte der Herzog von Sachsen-Coburg Schubart in Anerkennung des aus Befolgung seines Wirthschaftssystems in den herzoglichen Landen entstandenen Nutzens zum geheimen Rathe ernannt; Kaiser Joseph II. aber ihn aus eigenem Antriebe wegen seiner Verdienste um die Oekonomie in den kaiserlichen Staaten in den Reichsadelstand mit dem bezeichnenden Prädicate von Kleefeld erhoben. Im Jahre 1785 reiste S. über höhere Veranlassung [26] nach Prag und Wien, hatte Audienz beim Kaiser, wurde von diesem zur kaiserlichen Tafel gezogen und von fürstlichen und anderen Personen ersten Ranges in auszeichnendster Weise empfangen. Den interessanten Bericht über diese Reise nach Prag und Wien enthält die Prager Oberpostamts-Zeitung (1785, Nr. 96 u. 105). Im folgenden Jahre stellte Kaiser Joseph ihm den ehren vollen Antrag, in den österreichischen Staaten sich niederzulassen, Andere zur Nachfolge, die Landwirthschaft nach seinen Grundsätzen auszuüben, aufzumuntern und in dieser Absicht auf den kaiserlichen Domänen das Directorium zu übernehmen. Der Umstand, daß S. im Vaterlande vielfach mit Neid und Verfolgung zu kämpfen hatte, die so weit gingen, ihn als Aufwiegler der Bauern zu denunciren, worauf seine Feinde beim churfürstlichen Hofe antrugen, ihn in Inquisition zu ziehen, wogegen ihn freilich der hellsehende Minister von Gersdorf schützte, dieß brachte S. zum Entschlusse, seine Güter in Sachsen zu verkaufen und den Antrag des Kaisers, in seine unmittelbaren Dienste zu treten, anzunehmen. Bevor er aber seinen neuen Dienst antrat, ereilte ihn im Alter von erst 54 Jahren der Tod. Während seiner Krankheit holten Fürst Karl Egon von Fürstenberg, Fürst Colloredo, die Grafen Berchtold, Kuefstein, Lamberg, Fürst Schwarzenberg posttäglich Berichte über sein Befinden ein und erhielten durch Staffette das Gutachten seines Arztes Dr. Maier, und während dieß von einer Seite geschah, zündeten boshafte Menschen kurz vor seinem Tode, kaum ein halbes Hundert Schritte von seiner Wohnung, eine Kleefeime, worin ein Vorrath von 740 Centnern Klee sich befand, mit Schießpulver an und seine Gegner ließen in der Becker’schen Jugendzeitung verbreiten, sein Vaterland habe ihm ein ehrliches Begräbniß, versagt, und doch ruht der verdienstvolle S. in seiner Familiengruft zu Pobles und ein nach des Malers Oeser, eines gebürtigen Preßburgers, Zeichnung ausgeführtes Marmordenkmal bezeichnet seine Ruhestätte. Im Hinblicke auf S.’s Einfluß auf die Entwickelung und Umgestaltung der landwirthschaftlichen Verhältnisse in Oesterreich sei noch erwähnt, daß Fürst Schwarzenberg, Graf Lamberg und Baron Spielmann jeder einen Wirthschaftsbeamten zum Unterrichte auf S.’s Güter entsendet hatten und daß Schubart’s Wirthschaftssystem in Oesterreich von Fürst Karl Egon Fürstenberg und Fürst Schwarzenberg, von den Grafen Künigl, Clam-Gallas, Czernin, Kolowrat, Morzin, Clary, Woracziczky, den Baronen Spielmann, Hilprandt, Bellotti, Puteani, von Dr. Habermann, dem Leibarzte des Kaisers Joseph II., und von 1600 ländlichen Besitzern, deren Namen in einem Berichte der böhmisch-österreichischen Hofkanzlei ddo. 5. März 1792 verzeichnet sind, auf ihren Herrschaften, Gütern und Besitzungen eingeführt worden sei.

Ritterstands-Diplom ddo. 7. December 1784. – Archiv der teutschen Landwirthschaft, herausg. von Professor Pohl, 1823, September und November. – Porträte. 1) Sack del., Geyser sc. (8°.); – 2) Sack del., J. G. Mansfeld sc. (8°.); – 3) Lithographie (Dresden, Grimm, gr. 4°.). – Wappen. Quadrirter Schild. Im ersten Felde: in Silber ein rechtsschreitender rother Löwe mit aufgeschlagenem Schweife und rothausgeschlagener Zunge; im zweiten: ein leeres rothes, im dritten: ein leeres grünes Feld; das vierte ist in drei Reihen schwarz und Gold geschacht.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Reichsthums
  2. Vorlage: Eolonien
  3. Vorlage: Erbstaaaten