BLKÖ:Szukiewicz, Nicolaus

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Szujski, Joseph
Band: 42 (1880), ab Seite: 281. (Quelle)
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Szukiewicz, Nicolaus (Estandartführer und Veteran, geb. 1797 zu Mariampol im Königreiche Polen). Als Sohn eines alten Kriegers gleichfalls zum Soldaten erzogen, trat er nach kurzem Schulbesuche zu Lida (Weißrußland) im Jahre 1812 in das kaiserlich russische 11. Tataren-Regiment ein, machte in demselben die Feldzüge von 1812 und 1813 mit, sowie den berühmten Marsch der russischen Armee von Moskau bis Paris, und kehrte 18153 nach Beendigung des europäischen Riesenkampfes nach Rußland zurück. 1826 focht er in den russischen Reihen gegen die Perser, 1828 bis zum Frieden von Adrianopel gegen die Türken. 1831 nahm er Theil an der Insurrection seiner Landsleute und schlug sich für sein Vaterland gegen die Russen. Im Corps des polnischen Generals Ramorino, theilte er mit demselben beim Uebertritte auf österreichischen Boden das Loos der Entwaffnung bei Zalesie in Galizien. Nun trat er als Gemeiner in das damals in Debreczin garnisonirende k. k. 3. Uhlanen-Regiment Erzherzog Karl, machte in diesem die Feldzüge 1847 und 1849 als Corporal in Italien mit, ward 1853 Estandartführer, erhielt 1865 die Dienstesalterszulage und fand als Magazinsaufseher in seinem Regimente Verwendung. Kaum aber war im Mai 1866 der Befehl zur Kriegsbereitschaft erlassen, als sich auch in dem 69jährigen Manne die alte echte Soldatennatur regte, er meldete sich um sein Pferd und trat seinen Dienst als Führer des Regimentsbanners wieder an. Die Standarte im Bügel, marschirte der alte Uhlane am 19. Mai mit dem Regimente von Siebenbürgen ab, dem Kriegsschauplatze [282] in Böhmen, mit Ausnahme einer kurzen Rast im Marchfelde, ununterbrochen zu. Im Lager und auf dem Marsche stets heiter, durch keine Entbehrungen herabgestimmt, eiferte er die jüngeren Kameraden durch spannende Erzählungen aus seinen Kämpfen in beinahe aller Herren Ländern unverdrossen an. Am blutigen Tage von Problus (3. Juli 1866) wurde sein Regiment zur Attaque commandirt, eine Escadron, als Reserve dem Flügel angehängt, folgte mit ihrer Estandarte der vorrückenden Fronte. Der Feind empfing das Regiment mit dem mörderischen Feuer seiner Hinterlader, gleichzeitig weichen Cürassiere nach einer mißlungenen Attake zurück, Verwundete, herrenlose Pferde in Rudeln mit sich reißend und Infanterie-Abtheilungen zertretend, streifte dieser Choc die genannte Escadron. Ein Theil derselben, darunter Szukiewicz, wurde überritten, viele stürzten, gleichzeitig sandten die preußischen Batterien unzählige tödtliche Geschosse in die Reihen unserer Uhlanen, deren Attaque jedoch den besten Erfolg hatte, indem sie den Rückzug des Feindes in einen Wald bewirkte. Das Regiment stand unerschüttert zwischen dem Doppelfeuer, doch die Standarte und ein Zug schwebten in größter Gefahr. Da bewährte sich Szukiewicz als alte harte Soldatennatur, der Greis wankte nicht im Sattel, mit jugendlichem Feuer brach er sich Bahn aus dem wirren Knäuel von Menschen und scheu gewordenen Pferden; seine Uhlanen um sich sammelnd und das Panier des Regiments mit fester Hand emporhaltend, erscheint er vor der Fronte desselben, von jauchzendem Jubel empfangen. Die silberne Tapferkeitsmedaille erster Classe war der Lohn des Helden.

Lorbeeren und Cypressen von 1866. Nordarmee (Wien, Verlag von August Prandel 1868) S. 125. – Thürheim (Andreas Graf), Gedenkblätter aus der Kriegsgeschichte der k. k. österreichisch-ungarischen Armee (Teschen 1880, Prochaska, gr. 8°.) Bd. II, S. 289 unter Jahr 1866.