BLKÖ:Wackerbarth, die Grafen von, Genealogie

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Waclawicek
Band: 52 (1885), ab Seite: 49. (Quelle)
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Zur Genealogie der Grafen von Wackerbarth. Die Grafen Wackerbarth sind ein altes aus Mecklenburg stammendes Geschlecht, das schon im dreizehnten Jahrhundert im Lauenburgischen begütert war. Für uns hat es nur insoweit Interesse, als einzelne seiner Sprossen unter den Fahnen Oesterreichs oder sonst zu demselben in näheren Beziehungen standen. So dienten in der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts ein Detlev von Wackerbarth und sein Bruder Georg als Rittmeister im kaiserlichen Heere. – August Christoph[WS 1] (geb. 1679[WS 2], gest. 14. August 1734), von Kaiser Joseph I. am 26. August 1705 in den Grafenstand erhoben, ging 1707 in der Eigenschaft eines polnischen Generallieutenants als außerordentlicher Gesandter an den kaiserlichen Hof in Wien, wo er im Namen seines Königs am 9. August desselben Jahres die kursächsischen Reichs- und am 14. August die königlich böhmischen Lehen vor dem kaiserlichen Throne empfing. Anfang 1710 wieder als Gesandter seines Souveräns nach Wien entsendet, blieb er daselbst bis zu Kaiser Josephs I. am 17. April 1711 erfolgtem Tode. Juni 1717 kam er zum dritten Male als Gesandter nach Wien, um die Heiratsverhandlungen zwischen dem sächsischen Kurprinzen Friedrich August und der Erzherzogin Maria Josepha zu führen, und er brachte diese Angelegenheit auch zu glücklichem Abschlusse. Der Graf erfreute sich der besonderen Gunst der drei Kaiser Karl VI., Joseph I. und Leopold I., an deren Hofe er als Gesandter fungirte. Kaiser Joseph ließ ihm als ein Zeichen ganz besonderer Huld 1723 sein Porträt, reich mit Diamanten eingefaßt, überreichen. Interessant ist die Heiratsgeschichte seiner Gattin. Diese, eine sardinische Dame, Katharina Balbiani[WS 3], die in [50] früher Jugend einen sardinischen Dragonercapitän Grafen Salmour geheiratet, verlor denselben bald nach der Geburt des zweiten Kindes durch den Tod. Ihre Schönheit zog die Aufmerksamkeit des Markgrafen Karl Wilhelm von Brandenburg auf sich, als dieser 1691 von seinem Stiefbruder, Kurfürsten Friedrich III., mit einigen brandenburgischen Regimentern nach Piemont geschickt worden war. Der junge Prinz faßte eine so warme Liebe für die schöne Witwe, daß er sich 1691 heimlich mit ihr trauen ließ. Der Kurfürst schickte aber 1695 einen Officier nach Turin und ließ diese Verbindung gewaltsam trennen! Die Dame wurde in ein Kloster gebracht, und der Prinz starb im Juli 1695 vor Basel an einem hitzigen Fieber, dessen Grund man in Gram und Aufregung suchte. Nach der Markgräfin von Baireuth hätte sein Stiefbruder ihn vergiften lassen. Mit des Gatten Tode hörten die Gründe auf, die Freiheit der Witwe länger zu beschränken. Sie nannte sich unter Widerspruch des Berliner Hofes Madame de Brandenbourg, und ansehnliche Summen, welche man ihr preußischerseits bot, damit sie diesem Titel entsage, lehnte sie mit der Entgegnung ab, „daß nichts in der Welt sie bestimmen werde, ihrer Ehre nahe zu treten, und daß sie lieber weniger Vermögen besitzen, als sich des ihr zukommenden Namens einer Gemalin des Markgrafen von Brandenburg begeben wolle“. Sie widmete sich ganz der Erziehung ihrer zwei Söhne aus erster Ehe und lebte in Wien, wo Graf Wackerbarth 1707 sie kennen lernte, sie heiratete und, da er mit ihr keine Kinder zeugte, einen ihrer Söhne, Joseph Anton Gabaleon Grafen Salmour[WS 4] adoptirte, der sich fortan Graf Wackerbarth-Salmour nannte. Das Leben des Grafen August Christoph hat ein gewisser Frigander in der Schrift „Leben und Thaten des chursächsischen General-Feldmarschalls A. C. Grafen von Wackerbarth“ (Eisenach 1738 und 1739, 8°.) in zwei Bänden beschrieben. Auch Graf Wackerbarth-Salmour war Gesandter in Wien, und zwar von 1728–1730. Er wurde 1733 sächsischer Cabinetsminister, aber die Gegnerschaft des allmächtigen Brühl, der mit einer alle Grenzen übersteigenden Willkür vorging, bereitete ihm üble Stunden. Und als der Krieg mit Preußen ausbrach, erhielt der 72jährige Graf am 9. April 1757, in Folge einer Denunciation, durch den preußischen Generalmajor von Bornstädt Stubenarrest, wurde dann nach Kufstein gebracht und erst Anfangs Jänner 1758 wieder .frei gelassen. Er starb zu Nymphenburg bei München am 8. Jänner 1761. – Ueber die Familie Wackerbarth gibt Zedler’s „Universallexikon“ im 52. Bd., Sp. 382 eine reiche Literatur an.

Anmerkungen (Wikisource)