BLKÖ:Łobarzewski, Hyacinth
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
---|---|---|---|
korrigiert | |||
<<<Vorheriger
Ljubić |
Nächster>>>
Guldener von Lobes, Vincenz Eduard (Nachtrag) | ||
Band: 15 (1866), ab Seite: 302. (Quelle) | |||
[[| bei Wikisource]] | |||
in der Wikipedia | |||
Hiacynt Jan Łobarzewski in Wikidata | |||
GND-Eintrag: 1019787082, SeeAlso | |||
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
| |||
|
[303] war, wie es am Schlusse des Nekrologes heißt, Professor der Botanik an der Lemberger Universität und Director des botanischen Universitätsgartens. L. betrieb das Studium der Botanik in einer von der gewöhnlichen Methode, welche im Aufsuchen und Beschreiben der Pflanzen und Bestimmen der Gattung besteht, abweichenden Weise. Ihm war die Pflanze so zu sagen die Seele, der in Blumen und Blättern gefaßte Ausdruck des Bodens, auf dem sie wuchs, und von diesem Gesichtspuncte aus diente sie ihm als geo- und ethnographisches Moment, welches natürlich in seiner ganzen Tiefe erfaßt, zu merkwürdigen, ja überraschenden Resultaten führen mag. Nach dieser Richtung hin entwarf er auch eine ganz neue, ihm allein eigene Theorie des botanischen Studiums. Dabei ließ er sich nicht etwa von einer lebhaften, für seine Idee begeisterten Phantasie hinreißen, sondern vielmehr gestützt auf die reichen und mannigfaltigen Erfahrungen der früheren Forscher und Beobachter, ging er nur einen Schritt weiter, aber einen Schritt, den aber vor ihm Keiner noch gethan. Sein Nekrologist sagt in dieser Beziehung ausdrücklich: „Wenn Alexander Humboldt, der Begründer der botanischen Geographie, die geniale Methode und Theorie Łobarzewski’s gekannt haben würde, so hätte er ihn als den vielleicht einzigen Forscher begrüßt, der den von ihm angefangenen Bau, selbstständig um ein beträchtliches vorwärts gebracht und so seiner Vollendung näher gerückt hat. Wenn Alexander Humboldt die botanische Geographie begründet hat, so schuf Łobarzewski die Geschichte, oder richtiger gesagt, die Geologie des heutigen Gewächsreiches, indem er mit seinem Scharfblick nicht gerade nur den eben eintretenden Moment des Lebens einer Pflanze, sondern alle bereits entschwundenen und längst vergangenen Stufen ihrer Entwickelung beobachtet, da es nur auf diesem Wege die verborgenen Zwecke der heutigen Vegetation zu entwickeln und zu verstehen möglich wird. So lebte L. ganz seiner Wissenschaft hingegeben und widmete ihr, so viel es ihm seine leidende Gesundheit gestattete, alle Zeit der sorgfältigsten eigenen Beobachtung der heimischen Gewächse. In früherer Zeit bereiste er in Gesellschaft des polnischen Dichters Vincenz Pol, später aber allein das Land Galizien nach verschiedenen Richtungen, und von jeder neuen Reise brachte er vielfältige neue Bestätigungen seiner Wahrnehmungen und Ideen heim. Auf Liesganig’s [s. d. S. 179] Karte Galiziens notirte er seine Beobachtungen mit graphischen Zeichen; über seine botanischen Ausflüge, die auf demselben gemachten Funde, Entdeckungen u. dgl. m. führte er ausführliche Tagebücher, die er mit großer Gewissenhaftigkeit, aber eben nur im Hinblicke auf seine botanischen Zwecke niederschrieb. Diese reichen Materialien zu einem geordneten Ganzen zu verarbeiten, war L. bedacht, als mitten in dieser Beschäftigung der Tod seine Hand für immer lähmte und so die Wissenschaft um die gewiß seltene Frucht eines rastlos thätigen Forscherlebens brachte. Eben diese umfassende und mühevolle Arbeit ist auch Ursache, daß L. nur sonst wenig mehr veröffentlicht hat. So sind von ihm zwei lateinische Abhandlungen über neue und seltene Gattungen galizischer Moose im Drucke erschienen, eine größere Arbeit über alle in Galizien vorkommenden bisher bekannten Moose, befindet sich aber druckfertig im Manuscripte; in [304] früherer Zeit noch brachten die Schriften der Leopoldinisch-Karolinischen Akademie Naturae Curiosorum eine Abhandlung seiner Beobachtungen in Hinblick auf die Physiologie der Pflanzen; dem Herausgeber ist aber noch ein Schriftchen Łobarzewski’s: „Pojęcie geografii roślin i rzut oka na roślinność kuli ziemkiéj“, d. i. Entwurf einer Geographie der Gewächse und ein Blick auf das Gewächsreich der Erde (Lemberg 1849, 8°.), bekannt, welches ohne seinen Namen erschienen und wie es scheint, der Abdruck einer stenographischen Vorlesung L.’s ist. Wie oben bemerkt worden, war L. Director des botanischen Gartens der Lemberger Universität, der durch ihn eine musterhafte Einrichtung erhalten hatte; auch hat er die botanischen Sammlungen der Universität mit schönen Exemplaren der heimischen und ausländischen Flora bereichert. Außer der Botanik trug L. auch über Mineralogie an der Lemberger Hochschule vor.
Łobarzewski, Hyacinth (Botaniker, geb. in Galizien, gest. zu Lemberg im Jahre 1862). Ein über ihn in polnischer Sprache erschienener ziemlich ausführlicher Nekrolog, die einzige uns zu Gebote stehende Quelle, läßt uns über Alles zu einer Biographie Gehörige, als Geburtsort, Jahr, Bildungsgang u. dgl. m. im Dunkeln. Hingegen die wissenschaftliche Richtung des Verstorbenen in verdienter Ausführlichkeit behandelnd, entwirft der Nekrologist von demselben ein sehr interessantes Bild, welches hier nur in seinen Hauptzügen nachgezeichnet werden kann. Łobarzewski- Dziennik literacki, d. i. Literarisches Wochenblatt (Lemberg, gedruckt im gräflich Ossolinski’schen Institute, 4°.) Jahrg. 1862, S. 79 (fälschlich 75) und 87: Nachruf von J. Cz. ...