BLKÖ:Brausewetter, Victor

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Braunthal
Band: 2 (1857), ab Seite: 126. (Quelle)
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Brausewetter, Victor (Industrieller). Zeitgenosse. Victor B. übernahm im J. 1843 den Betrieb der Freiherr v. Dobblhof’schen k. k. priv. Thonwaaren-Fabrik zu Wagram, deren technischer Leiter und Gesellschafter er ist. Von diesem Zeitpuncte beginnt der Ruhm der Wagramer Fabrik. Ihre geschlemmten Ziegel, Fußbodenplatten, Bauornamente u. Terracotten wurden von den ersten Architekten der Residenz verwendet; sie lieferte die ersten geschlemmten Verkleidungsziegel, welche 1845 bei der Capelle des Matzleinsdorfer Friedhofes zum ersten Male angewendet, allgemein gefielen. Nun lieferte die Fabrik die Terracotten für die beiden merkwürdigsten Gebäude, welche das Wien der Gegenwart aufrichtet, für die Ornamentirung der Altlerchenfelderkirche, und für das k. k. Arsenal vor dem Belvedere. Auf der Pariser Ausstellung war diese Fabrik durch 272 Bau-Ornamente, 50 Statuen aller Größen, bis zur Höhe von 6 W. Sch., eben so viele Vasen, Büsten, im Ganzen durch 469 verschiedene Terracotta-Objecte vertreten. Der Modellenvorrath der Anstalt beläuft sich auf 6000 Formen, wovon 800 allein dem Kunstfache angehören. Der Katalog weist 3200 Nummern fertiger Terracottawaaren nach. Die Fabrik beschäftigt 130 Arbeiter im Sommer, 60 zur Winterszeit, und ununterbrochen 6–8 Modellier. Ihr Umsatz kommt der Summe von 80. 000 fl. nahe; welcher einerseits niedere Betrag sich aus der Thatsache erklärt, daß die Wagramer Fabrik um die Hälfte geringere Preise als die deutschen u. französischen Terracotten-Fabriken stellt, dabei aber eine Waare liefert, welche denen der genannten den Vorrang abläuft. Schon im J. 1845 wurde die Wagramer Fabrik auf der Wiener Ausstellung ausgezeichnet, in München erhielt sie die große Denkmünze. Unter ihren Terracotten besitzt sie ebensowohl Gebilde von Antiken, wie von Kunstschöpfungen neuerer Meister als Canova, Thorwaldsen, Meißner, Fernkorn u. A. Die Wagramer Fabrik arbeitet nicht blos für das Inland, sondern hat auch einen umfassenden Export nach Italien, England, Schweden, Rußland, der Türkei und Amerika.

„Presse“ [ein Wiener Blatt] 1855, Nr. vom 15. Juli: „Aus den östr. Abtheilungen des Pariser Industrie-Palastes.“