BLKÖ:Kraiatz, Martin Lucas Edler von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Krafft, Martin
Nächster>>>
Krajčík, Johann
Band: 13 (1865), ab Seite: 112. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Martin Lucas von Kraiatz in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Kraiatz, Martin Lucas Edler von|13|112|}}

Kraiatz, Martin Lucas Edler von (k. k. Artillerie-Capitän, geb. zu Iglau in Mähren 17. September 1785, Todesjahr unbekannt). Sohn sehr armer Eltern, der die Iglauer Trivialschule besuchte, dann aber, weil der Vater die Auslagen für das Studium nicht zu bestreiten im Stande war, zu einem Tuchmacher in die Lehre kam. Im Jahre 1805 wurde er aber assentirt und kam in das Infanterie-Regiment Erzherzog Ludwig Nr. 8. Anfangs Jänner 1807 wurde er zum 3. Feldartillerie-Regimente, im August 1808 zum Bombardier-Corps übersetzt, am 16. December 1818 zum Unterlieutenant im 5. Feldartillerie-Regimente, am 18. Juli 1823 zum Oberlieutenant im 2. Feldartillerie-Regimente und am 16. September 1835 zum Capitän in demselben befördert. Er focht in den Feldzügen der Jahre 1805, 1813, 1814 und 1815, und machte die Expedition nach Piemont im Jahre 1821 mit. Bei mehreren Gelegenheiten gab K. Beweise seltener Bravour und Herzhaftigkeit. Im Feldzuge des Jahres 1814 zeichnete er sich als Feuerwerker bei der Blockade von Betfort besonders aus; im Feldzuge des Jahres 1815 erbeutete er am 19. August bei der Belagerung von Hüningen unter dem Kartätschenfeuer des Feindes in 48 Stunden eine Mörserbatterie, aus welcher er das feindliche Feuer zum Schweigen brachte, und nunmehr das Vorwerk Apatury selbst, aus welchem der Feind die Stadt Basel stark bedroht hatte, genommen werden konnte. Am 23. August d. J. commandirte er eine Batterie mit solchem Erfolge, daß der Feind sein Feuer einzustellen gezwungen war, und eine zweite kurz zuvor demontirte Batterie wieder hergestellt werden konnte. Auch verhütete seine Geistesgegenwart bei dieser Gelegenheit noch ferneres großes Unglück. Eine feindliche Bombe hatte neben dem Pulvermagazine knapp vor einem vollen Pulverfaß eingeschlagen; in diesem Augenblicke sprang K. herzu, ergriff das Faß und warf es über die Vertiefung der Batterie, und verhütete so dessen Explosion. K. war ein tüchtiger, sehr unterrichteter Officier und besonders ein ausgezeichneter Mathematiker; wurde auch im Jahre 1829 zum Lehrer der Mathematik bei der kön. ungarischen Leibgarde, im Jahre 1831 in gleicher Eigenschaft in seinem Regimente ernannt und zugleich mit dem Schulcommando betraut. Er hat die Höhenpuncte mehrerer Orte in und um Wien bestimmt, und die Ergebnisse seiner Messungen in den Ebersberg’schen „Feierstunden“ 1834, S. 51 u. 1422, mitgetheilt. Auch enthält das genannte Blatt viele seiner mathematischen Probleme, welche sich durch wissenschaftlichen Werth auszeichnen. K., welcher für seine persönliche Tapferkeit im Felde, als er noch Feuerwerker war, mit der silbernen Tapferkeits-Medaille ausgezeichnet worden, wurde [113] in Anerkennung seiner Verdienste im Jahre 1838 in den österreichischen Adelstand mit dem Ehrenworte Edler von erhoben. Von seinen Söhnen dienen zwei noch zur Zeit als Officiere in der kais. Armee: der eine Hugo als Hauptmann im Infanterie-Regimente Nr. 59, der andere Theodor als Hauptmann im General-Quartiermeisterstabe.

Feierstunden. Herausg. von J. S. Ebersberg (Wien, 8°.) 1835, S. 661: „Alles gelingt dem Talente, der Mühe und dem Fleiße“. – Adelstands-Diplom vom 16. Juli 1838. – Wappen. Quergetheilter Schild, dessen untere Hälfte wieder in die Länge getheilt ist. In der oberen silbernen Schildeshälfte ein auf der Schildestheilung mit den Hinterpranken schreitender Löwe von natürlicher Farbe mit ausgeschlagener rother Zunge, in der rechten Vorderpranke ein blankes Schwert am goldenen Gefäße zum Streiche erhebend. Im unteren rechten Felde in Blau auf einem aus dem Fußrande hervorgehenden Rasengrunde ein aus natürlichem Gestein erbauter runder Thurm mit drei Zinnen, verschlossenem Thore und zwei über diesem angebrachten Fenstern. Im unteren linken Felde in Roth drei eiserne Kugeln, eine über zwei gestellt. Auf dem Schilde ruht ein rechtsgekehrter gekrönter Turnierhelm, aus dessen Krone der Löwe mit dem Schwerte der oberen Schildeshälfte hervorsteigt. Die Helmdecken sind rechts blau mit Silber, links roth mit Gold belegt.