BLKÖ:Leithner, Joseph Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Leithner, Eduard
Band: 14 (1865), ab Seite: 338. (Quelle)
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Leithner, Joseph Freiherr (Vice-Präsident der montanistischen Abtheilung der k. k. allgem. Hofkammer, geb. zu Arad in Ungarn im Jahre 1743, gest. zu Wien 27. Februar 1822). Ein um das Bergwesen in Oesterreich hochverdienter Staatsmann. Sein Vater war Feldarzt zu Arad und dort besuchte der Sohn das Gymnasium. 17 Jahre alt, trat er bei dem Quecksilber-Bergwerke in Idria als Bergjunge ein, hörte später auf der Bergakademie zu Schemnitz den Curs, wurde 1769 Schachtmeister zu Idria und rückte in Anerkennung seiner Tüchtigkeit in verhältnißmäßig kurzer Zeit zum Oberbergamts-Assessor vor, in welcher Eigenschaft er im Jahre 1780 zu einer sowohl in bergmännisch-technischer als staatswirthschaftlicher Hinsicht wichtigen Sendung auf die pfalzbayerischen und nassauischen Steinkohlen- und Quecksilber-Bergwerke beordert wurde. Nach seiner Rückkehr wurde L. Administrator des Eisenwerkes und der Fiscalherrschaft Vajda-Hunyad in Siebenbürgen. Dort die alte Baumanipulation ganz verwerfend, gab er dem Eisenschmelzwesen eine neue Gestalt, führte den Hochofenbetrieb und die deutsche Hammermanipulation ein und errichtete eine neue Sensenfabrik. Besonders that sich L. hervor bei dem Ausbruche des furchtbaren Horjah-Klocska’schen Bauernaufruhres [Bd. IX, S. 272, u. Bd. XII, S. 111]. indem seine unerschütterliche Festigkeit und Umsicht die vollkommene Ruhe im Vajda-Hunyader Districte aufrecht erhielt und er überdieß 185 Personen, welche mit ihrem Hab und Gut Zuflucht bei ihm gesucht, in Vajda-Hunyad aufnahm und so lange beschützte, bis dieser entsetzliche Aufstand bewältigt war. In Anerkennung dieser wackeren That haben auch die siebenbürgischen Stände L. und seiner Familie das Indigenat verliehen. Im Jahre 1785 ging L. als Hofkammer-Commissär nach Idria, es galt dort wegen der mit dem spanischen Hofe über die Quecksilberlieferung abgeschlossenen Verträge eine Vermehrung dieses Metalls zu erzielen. L. gelangte zum Ziele und erzeugte ohne Gefährdung des Werkes eine fünfmal größere Menge, als bisher erzeugt wurde, construirte neue Quecksilber-Brennöfen und erzielte einerseits Vereinfachungen in der Manipulation, [339] andererseits Ersparungen. Auch errichtete er, ohne sich durch die bisher vergeblich gemachten Versuche abschrecken zu lassen, eine Präcipitat-Sublimat- und eine Zinnoberfabrik, deren Erzeugnisse er in solcher Vollkommenheit herstellte, daß sie an Schönheit und Güte mit dem holländischen wetteiferten und Oesterreich nunmehr von einem onerosen Tribute befreiten, den es bisher an Holland bezahlte, von wo es diesen Artikel um schweres Geld in seine Staaten einführen mußte. Während L. in Idria diese Geschäfte durchführte, wurde er (1786) Thesaurariatsrath, und nach der 1787 erfolgten Auflösung dieser Stelle siebenbürgischer Gubernialrath. Nach des berühmten Born [Bd. II, S. 71] Tode wurde L. im Jahre 1791 zum Nachfolger in dessen Stelle, als Hofrath bei der k. k. Hofkammer im Münz- und Bergwesen ernannt. Während der 15jährigen Wirksamkeit auf diesem Posten ist eine Reihe der wichtigsten Einrichtungen, Reformen und Regulirungen zu verzeichnen, welche durch L. veranlaßt wurden. Er verbesserte das Salz-Bergbau-, Sud- und Verschleißwesen in Tirol, das Bergwesen in Vorderösterreich, das Berg-, Hütten-, Forst- und Wirthschaftswesen im oberungarischen Bergdistricte zu Schmöllnitz und im niederungarischen zu Schemnitz. Später wurden ihm auf ausdrücklichen Befehl des Kaisers das krainische Bergwesen, die ärarischen Fabriken und das Referat in Münzsachen übertragen, wo er überall, mit seinem Scharfblick die Mängel durchschauend, nützliche und wichtige Reformen einführte. Um nur einiger seiner chemischen und technischen Erfindungen zu gedenken, sei hier erwähnt: Die von ihm eingeführte Ausscheidung des Kupfers aus dem Kanonenmetall durch einen einfachen Abdarrungsproceß, der früher schon in Frankreich vergebens versucht und dann nach der Leithner’schen Methode dort nachgeahmt wurde; dann seine Methode, eine Münzgattung nach einem anderen Münzfüße und Nennwerthe umzuprägen und sie nicht erst umzuschmelzen und noch die übrigen Münz-Manipulationsarbeiten durchlaufen zu lassen. Diese Erfindung wurde später von Bolton zur Umprägung der Piaster in englische Münzen benützt und Bolton dafür mit 10.000 Pfund Sterling belohnt. Die Hebung und Vermehrung der k. k. Fabriken, welche Chemikalien erzeugen, ließ er sich sehr angelegen sein, so wurden auf seinen Vorschlag die k. k. Salmiak-, Vitriolöl- und chemische Productenfabrik zu Nußdorf, die Glasfabrik zu Sagor in Unterkrain errichtet, in der Messingfabrik zu Frauenthal in Steiermark solche Verbesserungen angebracht, daß die Erzeugung der Products verdoppelt, der Gewinn sogar verdreifacht wurde. Als im Jahre 1803 der furchtbare Grubenbrand in Idria stattfand, wurde L. dahin mit unumschränkter Vollmacht entsendet, und durch seine vortrefflichen Maßnahmen wurde dem verheerenden Elemente alsbald ein Ziel gesetzt. Als zur Zeit der feindlichen Einfälle im Jahre 1805 die montanistische Hofkammer nach Neusohl übersiedelte, traf L., dem das Vicepräsidium war übertragen worden, die trefflichsten Verfügungen zur Rettung und zum Schutze der Aerarialgüter und zum ungestörten Betriebe der Berg-, Hütten- und Münzwerke in den vom Feinde nicht besetzten Provinzen, dann jener montanistischen Fabriken, welche für die Bedürfnisse der k. k. Armeen arbeiteten. Diese vielfältigen Verdienste L.’s um den Staat und einen seiner wichtigsten Verwaltungszweige wurden auch mehrfach gewürdigt; schon im Jahre [340] 1790 wurde L. noch von Kaiser Joseph in seinen letzten Tagen in den Reichsadel erhoben, im Jahre 1806 erhielt er die geheime Rathswürde und im Jahre 1812 das Freiherrndiplom. L. war Mitglied vieler gelehrter und gemeinnütziger Gesellschaften, stand im hohen Alter noch im brieflichen Verkehr mit mehreren Gelehrten im Fache des Münz-, Berg- und Forstwesens, schenkte dem Fortschritte auf diesem Gebiete ununterbrochene Aufmerksamkeit und führte, was zweckentsprechend war, in den seiner Leitung und Aufsicht unterstehenden Anstalten und Fabriken geräuschlos ein, seinen größten Lohn in den günstigen Ergebnissen, die angestrebt wurden, erblickend. L. erreichte nahezu das 80. Lebensjahr. – Sein Sohn Franz Xav. Freiherr von L. trat in die Fußtapfen seines Vaters und wurde Director der Salmiak-, Vitriolöl- und chemischen Productenfabrik zu Nußdorf bei Wien.

Adelstands-Diplom vom 27. Jänner 1790. – Freiherrnstands- Diplom vom 6. April 1813. – Wappen. Gevierteter Schild. 1 u. 4: in Gold ein ausgebreiteter schwarzer Adler, dessen Brust mit der goldenen Chiffre J. II. (d. i. Josephus secundus) belegt ist; 2 u. 3: in Blau ein aufgerichteter goldener Löwe, der in der vorgeworfenen rechten Pranke einen Bergschlägel und Eisen in’s Kreuz gelegt trägt. Auf dem Schilde ruht die Freiherrnkrone, auf der sich drei gekrönte Turnierhelme erheben. Auf der Krone des rechten Helms steht einwärts gekehrt der Lowe von 2 u 3; auf jener des linken Helms ein goldener Mercursstab, auf jener des mittleren der Adler von 1 u. 4. Die Helmdecken der beiden äußeren Helme sind blau mit Gold, des mittleren in’s Visir gestellten Helms schwarz mit Gold belegt. Die Schildhalter sind zwei Bergknappen, und zwar der rechtsstehende in deutscher, der linksstehende in ungarischer Tracht.