BLKÖ:Masjon, J. A.

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Mascon
Nächster>>>
Maß, Ferdinand
Band: 17 (1867), ab Seite: 83. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
J. A. Masjon in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Masjon, J. A.|17|83|}}

Masjon, J. A. (Techniker, geb. zu Dortrecht in Holland 7. Februar 1817, gest. zu Pesth im September 1858). Der Vater, ein Schiffer, erzog den Sohn für seinen Beruf. Bei der Tüchtigkeit und Anstelligkeit, die der junge M. an den Tag legte, geschah es, daß er im Alter von 19 Jahren bereits das Diplom eines holländischen Schiffscapitäns erhielt. Nach dem Tode seines Vaters wendete sich M. der Dampfschifffahrt zu und wurde bei der niederländischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft, deren Ruf ein ausgezeichneter war, als Capitän angestellt. In dieser Stellung richtete M. sein besonderes Augenmerk auf die Maschinenfabrikation und die Schiffsbaukunst, und machte namentlich auf dem großartigen Werfte der Gesellschaft zu Tynoord bei Rotterdam die eindringlichsten Studien. Seine Tüchtigkeit hatte ihn bald so bekannt gemacht, daß Stephan Graf Széchényi, dem Ungarn in materieller Wohlfahrt so vieles zu verdanken hat, sein Augenmerk auf den jungen Capitän richtete und durch seinen Einfluß es dahin brachte, daß M. zu der damals eben im Entstehen begriffenen Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft berufen wurde. Ebenso Masjon’s energisches, sich seiner Ziele bewußtes Auftreten, wie seines einflußreichen Mäcens Vertrauen und Beachtung förderten den jungen unternehmenden Mann mächtig in seiner Stellung und in Lösung der ihm übergebenen Aufgaben. Sein Name wurde zunächst in weiteren Kreisen durch den Umstand bekannt, daß er im Jahre 1838 zur Zeit der großen Donau-Ueberschwemmung den Dampfer Nádor führte, der eben zur Rettung der sich Flüchtenden die Verbindung zwischen Ofen und Pesth unterhielt, und daß er bei dieser ersten lebensgefährlichen Dienstleistung in der neuen Heimat mehrere Tausend Pesther in die sicheren Wohnungen Ofens überschiffte. Ebenso half er die Bewohner Altofens in Nachen nach Klein-Maria-Zell bringen. Im Jahre 1838 wurde ihm von der Direction die Linie Wien und Linz zugewiesen, auf der es so mancherlei Schwierigkeiten zu überwinden [84] gab. Aber M. schreckte vor nichts zurück, seine Energie faßte die Dinge stets von der rechten Seite an und wie er es verstand, die ihm übertragene Aufgabe in entsprechender Weise zu lösen, dafür spricht die Thatsache: daß er die Fahrt auf der bezeichneten Strecke, die vor ihm 60 Stunden in Anspruch nahm, nunmehr in 16, ja nach den Umständen innerhalb 12 Stunden zurücklegte. Im Jahre 1840 übertrug ihm die Gesellschaft den Bau des ersten eisernen Schiffes und zu Ende der 50ger Jahre besaß sie deren bereits an Sechshundert. Im folgenden Jahre wurde ihm die Aufgabe, die durch das eiserne Thor führende Stromlinie zu untersuchen und was bisher für unausführbar gehalten, hat M. ausgeführt und ohne Schiffszug und andere Mittel befuhr er mit den Dampfern István und Károly in den folgenden Jahren 1842 und 1843 diese gefährliche Linie. Im Jahre 1844 wurde M. zum Director des Alt-Ofner Schiffswerfts ernannt, welches bis dahin wenig bekannte Etablissement M. zu solcher Bedeutung hob, daß es bald europäischen Ruf erlangte. Die ihm daselbst gebotene Gelegenheit, seine beiden Lieblingswissenschaften, Mechanik und Schiffsbaukunde, in großartigem Maßstabe und zur Durchführung ebenso kühngedachter als praktisch-wichtiger und nützlicher Probleme anzuwenden. nützte M. zum Besten der Gesellschaft. Auch hat dieselbe zunächst seiner Energie und Umsicht es zu danken, daß dieses große Institut in den denkwürdigen Revolutionsjahren 1848 und 1849 inmitten der Greuel und Verwüstungen des Bürgerkrieges ungeschädigt geblieben war. Im Jahre 1849 übertrug ihm die Gesellschaft die technische Leitung aller ihrer Schiffe auf allen in ihrem Besitze befindlichen Linien. Diese Leitung hatte M. bis zum Jahre 1856 inne. Den Beweis von M.’s umfassender administrativer Thätigkeit auf dem letzgenannten Posten mögen folgende Zahlen geben: unter ihm wurden 70 Dampfer mit ungefähr 10.000 Pferdekraft, 300 eiserne Schiffe, jedes mit einer Tragfähigkeit von 5000 Centnern. 25 Schweintransportschiffe fertig und das Fabrikspersonale von 400 auf 2700 Personen vermehrt. Ungeachtet einer solchen umfassenden Thätigkeit ließ er doch keine Gelegenheit vorübergehen, um sich auf Reisen nach Deutschland, Frankreich, England und Nordamerika mit den Fortschritten aller in sein Gebiet gehörigen Wissenszweige genau bekannt zu machen, und sie nach seiner Rückkehr zum Nutzen der Gesellschaft anzuwenden. So verschaffte er dem Schiffswerfte zahllose Hilfsmaschinen, errichtete eine besondere Maschinenwerkstätte, eine Gießerei, einen Dampfhammer, Säge- und Hobelmaschinen, Vorrichtungen zum Trocknen des Holzes u. dgl. m. Auch wurden auf seine Veranlassung innerhalb der Jahre 1853–1857 die Propeller eingeführt, die im Transporte der Waaren und Producte einen großen Umschwung herbeiführten. Zu Ende des Jahres 1856 legte M. die Stelle eines Directors des Schiffswerfts, welche er durch 12 Jahre mit so glänzendem Erfolge bekleidet hatte, nieder, bei dieser Gelegenheit gaben ihm seine Collegen und Untergebenen die Beweise der Theilnahme über sein Ausscheiden, indem sie ihm am 1. August 1857 durch eine Deputation ein Kunstalbum und einen silbernen Ehrenpokal überreichen ließen [siehe die Quellen]. Nach seinem Ausscheiden aus der vorerwähnten Stellung übernahm M. im Auftrage des kais. Handelsministeriums die Leitung der Theißregulirung. Mit [85] großer Befriedigung wurde seine Ernennung nicht nur von den Bewohnern der Theißgegend, sondern von Seite des ganzen Landes vernommen, aber nicht lange war es ihm gegönnt, auf diesem Posten zu wirken, denn schon im folgenden Jahre raffte der Tod diesen energischen strebsamen Pionnier der Cultur in Ungarn im schönsten Mannesalter von 41 Jahren dahin.

Sonntags-Zeitung (Pesther illustrirtes Journal, 4°.) 1857, Nr. 11: „J. A. Masjon“; dieselbe, Nr. 49: der ihm dargebrachte Ehrenpokal [nebst Abbildung]. – Pester Lloyd (polit. Journal, gr. Fol.) 1858, Nr. 217: „Das Leichenbegängniß Masjon’s“. – Vasárnapi ujság, d. i. Sonntagszeitung (Pesth, 4°.) Jahrg. 1857, Nr. 3; – dieselbe, S. 521: „Masjon J. A. emlékbillikoma“, d. i. Masjon’s Ehrengeschenk. – Porträt. Holzschnitt, ohne Angabe des Zeichners und Xylographen, in Nr. 11 des Jahrganges 1857 der „Sonntags-Zeitung“ und in Nr. 3 des Jahrganges 1857 der „Vasárnapi ujság“. – Die Masjon dar gebrachten Ehrengeschenke, deren oben in der Lebensskizze Erwähnung geschah, bestanden aus einem Kunstalbum und einem Ehrenpokal. Das Kunstalbum ist eine Folge von Blättern, welche die am Altofner Werfte bestehenden Werkstätten nebst ihren Unterabtheilungen darstellen. Die Embleme jeder betreffenden Werkstätte sind in den kunstvollem Randzeichnungen angebracht, in denen auch die Namen der Beamten, Werkführer und Arbeiter verzeichnet stehen. Das Kunstwerk in kalligraphischer Weise ausgeführt, ist eine Arbeit des Kalligraphen Indriko. – Der silberne Ehrenpokal ist 22 Zoll hoch und wiegt 231/4 Mark dreizehnlöthiges Silber. Das Piedestal bilden vier sitzende Gnomen, auf deren Nacken der Kelch ruht. Den unteren Theil des Kelches bilden acht gothische Bogen, durch welche vier Schiffsvordertheile hervorragen. An denselben sind ähnliche Figuren angebracht, wie sie sich an den Schiffen „Franz“, „Maria Dorothea“, „Radetzky“ und „Hildegarde“ befinden, und mit großer Zartheit ausgeführt. Diese vier Fluß-Fahrzeuge stellen den allmäligen Fortschritt in der Construction der unter Masjon’s Leitung erbauten Schiffe dar. Oberhalb dieser Schiffe erblickt man zwischen gothischen Verzierungen sechs Nischen, in welchen kleine in Relief gegossene Figürchen die verschiedenen Zweige der am Werft bestehenden Werkstätten vorstellen. Zwischen diesen befindet sich auf der einen Seite das ungarische Wappen und unter demselben auf einem wellenförmigen Bändchen der Name J. A. Masjon; auf der anderen Seite das Wappen der Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft mit dem k. k. Adler, unterhalb der Ort seiner erfolgreichen Wirksamkeit: „Schiffswerfte“, eingegraben. Nach innen bildet der Kelch die Form eines gewöhnlichen Kessels und mißt nach der Tiefe senkrecht 41/2, im Durchmesser 7 Zoll. Auf dem eine Krone bildenden Deckel erhebt sich in der Mitte – an der Stelle des Knaufs – ein niedlich gearbeitetes Postament, worauf Danubia auf einem Delphin in sitzender Stellung angebracht ist, mit der Linken stützt sie sich auf das Wappen Buda-Pesths, mit der Rechten hält sie ein Steuerruder. Das Ehrengeschenk ist durchwegs ein Werk heimischer (ungarischer) Künstler mit deutschen Namen. Die Zeichnung hat Architekt F. Fessel entworfen; das Modell haben F. Weber und Kramarž verfertigt, und den Guß der Vorsteher der Gießerei am Alt-Ofner Werft J. Schlick, ausgeführt.