BLKÖ:Neuhaus (Bildschnitzer)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Neuhain, G. |
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Band: 20 (1869), ab Seite: 253. (Quelle) | |||
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Ferdinand, welche er nach der Büste eines Wiener Künstlers arbeitete und die nach ihrer Vollendung der Originalbüste vollkommen ähnlich war. In gleicher Weise schnitzte er die Büste einer Frau aus seiner Verwandtschaft, die er, obgleich er das Angesicht der Frau nur befühlen konnte, ganz ähnlich ausgeführt hat. Bis zum Jahre 1845, in welchem Marmier über ihn berichtet, hatte er 350 Crucifixe von verschiedener Größe, eine Statue des heiligen Johann Nepomuk und hundert Madonnen- und andere Heiligenköpfe gearbeitet. In seiner Werkstätte befand sich zu jener Zeit ein drei Fuß hohes Crucifix, in welchem N. einen von ihm [254] selbst erfundenen Mechanismus angebracht hat, vermöge welchem sich der Kopf des Gekreuzigten allmälig heben, die Augen und Lippen öffnen und dann ebenso wieder schließen konnten. Der blinde Bildschnitzer ist nebenbei Dichter und Componist und hat ein auf seine Blindheit geschriebenes rührendes Gedicht selbst in Musik gesetzt. Wie die unten bezeichnete Quelle berichtet: „soll für den Armen leider wenig gethan worden sein, obgleich ihm vielleicht nach seinem Tode ein Denkmal gesetzt wird. Spätere Nachrichten über diesen merkwürdigen Blinden – der wohl kaum mehr lebt – er müßte jetzt 94 Jahre alt sein – habe ich nirgends auffinden können.
Neuhaus, .... (blinder Bildschnitzer, geb. in Tirol um das Jahr 1775). Ueber diesen merkwürdigen Künstler, der seit dem fünften Jahre blind ist und im Jahre 1845 etwa 70 Jahre alt war, schöpfen wir erst auf Umwegen – über Frankreich – und wieder nicht aus tirolischen, sondern aus deutschen Quellen. Marmier in einem Briefe aus Innsbruck berichtet über ihn, daß Neuhaus, obgleich seit seinem fünften Jahre blind, doch ganz vortreffliche Arbeiten liefere. Das Gefühl hat sich bei diesem merkwürdigen Manne dermaßen ausgebildet, daß es vollkommen das Gesicht ersetze. Dieß geht so weit, daß er durch das Gefühl die Züge eines Gesichtes sich einprägt und sie mit vollkommener Aehnlichkeit wieder gibt. Das Innsbrucker Museum bewahrt von Neuhaus eine aus Holz geschnitzte Büste des Kaisers- Allgemeine Moden-Zeitung (Leipzig, Industrie-Comptoir, 4°.) Jahrg. 1845, S. 38.