BLKÖ:Novak (Professor)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 20 (1869), ab Seite: 409. (Quelle) | |||
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[410] bei, daß Novak folgende Sätze lehre: 1) Die Ohrenbeichte ist keine Einsetzung Christi; – 2) Vielleicht ist keine Spur von jener Religion mehr vorhanden, welche Christus gelehrt hat; – 3) Die Welt steht vielleicht schon Millionen Jahre; – 4) Die Kirche besteht aus einzelnen Menschen, welche nicht unfehlbar sind, wir sind also nicht sicher, ob sie uns den wahren Sinn der Schrift angibt. Auf diese Anzeige hin wurde eine Commission angeordnet, in welcher mehrere Schüler Novak’s einvernommen wurden. Nachdem dieß geschehen, sollte Novak auf Grund dieser Aussagen seiner eigenen Schüler! vernommen werden. Diese zweite Commission wurde auf den 14. Juni 1785 anberaumt, zu welcher, wie zur ersten, Linhart, der berühmte Historiker [Bd. XV, S. 213], als Actuar beigezogen wurde. Novak erschien aber nicht, sondern schickte eine schriftliche Verantwortung ein, in welcher er Krankheit vorschützte, sowie, „daß er eine Gewaltthat fürchte.“ Auf dieß hin sprach der Kreishauptmann ohne Weiteres Novak’s Suspendirung aus und Ambschel übernahm die Supplirung der Lehrkanzel. Aber nicht lange dauerte dieselbe. In zehn Tagen schon erhielt derselbe von dem Gouverneur aus Gratz in einem Privatbriefe die Weisung, Novak unverweilt in sein Lehramt wieder einzusetzen. Da aber der ganze Vorfall schon seinen amtlichen Verlauf genommen, so mußte auch amtlicher Seits eine Entscheidung erfolgen und diese lautete mit Allerh. Entschließung vom 18. October 1785: „daß Se. Majestät ihre Allerh. Unzufriedenheit über das Benehmen des Laibacher Kreisamtes gegen den Professor der Logik und Metaphysik Novak zu erkennen gegeben und daher befohlen: 1) Sei dem Kreishauptmann schärfstens zu verweisen, daß er einen öffentlichen und unbescholtenen Lehrer überhaupt auf so ungebührliche Art behandelt, in einer bloß wissenschaftlichen Angelegenheit eine kreisamtliche Untersuchung vorgenommen, Schüler gegen Lehrer als Ankläger und Zeugen auftreten und bei dem ganzen Vorfalle die für einen öffentlichen Staatsbeamten immer nöthige Vorsicht und Mäßigung außer Acht gelassen habe; 2) Sei zur Vermeidung ähnlicher Auftritte das philosophische Studium in Laibach aufzuheben, der Professor Novak, den Se. Majestät vollkommen gerechtfertigt anerkennen, zur Wiederholung der Philosophie an der Theresianisch-Savoyischen Akademie, der Professor Jell als außerordentlicher Lehrer der praktischen Mathematik nach Lemberg zu übersetzen, der Lehrer Ambschel aber seines Lehramts zu entsetzen. – Dieser ganze Vorfall, eine interessante Illustration der Bildungsverhältnisse zu Ende der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts ist ein Vorläufer der denkwürdigen Affaire Bolzano’s, welche in den Dreißiger-Jahren an der Prager Hochschule stattfand und einen wesentlich anderen Verlauf nahm [vergl. Bolzano’s Biographie Bd. II, S. 35]. Laibach verlor aber durch diese überraschende Lösung des Conflicts die philosophische Lehrkanzel. „Die Philosophie ging, wie die unten citirte Quelle treffend bemerkt, als Siegerin hervor und mußte doch die Waffe des Wortes strecken.“ Bemerkenswerth ist noch, daß später der ständische Ausschuß um Wiederherstellung des philosophischen Studiums einschritt und, um dem ganzen Vorgange die Krone aufzusetzen, die kaiserliche Entschließung gleichsam beanständend, den Director Ambschel in Schutz nahm und sich weitläufig über die Gefährlichkeit der Lehre Novak’s verbreitete! [Tagespost (Großer polit. Blatt) 1864, Nr. 146, im Feuilleton: „Die Aufhebung der philosophischen Facultät in Laibach. Ein Curiosum aus der Josephinischen Zeit“, mitgetheilt von A. D.] –
6. Novak, im Jahre 1785 Professor der Philosophie an der philosophischen Lehranstalt des erzherzoglichen Jesuiten-Collegiums in Laibach. Diese Lehranstalt wurde im Jahre 1703 von einem Verein angesehener Patrioten durch Subscription, welche die für jene Zeit ansehnliche Summe von 10.800 fl. ergab, in’s Leben gerufen. An dieser Anstalt wirkten im Jahre 1785 ein Exjesuit, Namens Ambschel, als Director und Novak als Professor der Philosophie. Mit einem Male wurde Novak von einem seiner Schüler bei Director Ambschel denuncirt, Irrlehren vorzutragen. Unter anderen war eine der von Novak vorgetragenen Lehren die Behauptung: „Die Ansicht: die Seele sei einfach, ist falsch“. Ambschel machte die Anzeige davon bei dem Kreisamte, und dem auf Grund der Aussagen des Schülers entworfenen Memoire fügte er noch