BLKÖ:Perger, Katharina

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 22 (1870), ab Seite: 16. (Quelle)
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5. Katharina Perger (Einsiedlerin, geb. in der Gemeinde Pütten bei Wiener-Neustadt 29. April 1801). Dieses als Einsiedlerin am Türkensturz bei Gleißenheim in Niederösterreich bekannte Frauenzimmer war im Jahre 1856 Gegenstand zahlreicher journalistischer Mittheilungen, in denen dasselbe zu einem psychologischen Räthsel u. dgl. gemacht wurde. Auch der Geschichtsforscher Feil hat im 2. Hefte (1856) der „Berichte und Mittheilungen des Alterthumsvereins in Wien“ einen kurzen Aufsatz über diese Einsiedlerin gebracht. Da nun Feil durch den antiquarischen Schein, mit dem sich dieses Weib zu umgeben und zu verhüllen verstand, getäuscht, dasselbe in nicht richtigem Lichte darstellt, so geschieht in diesem Lexikon einer nicht unwichtigen Berichtigung halber dieser Person Erwähnung. Katharina Perger ist weder ein psychologisches Räthsel noch sonst in irgend einer Hinsicht merkwürdig. Sie ist die Tochter des ehemaligen Wiener-Neustädter Gemeindehirten, eines rohen, etwas blödsinnigen Menschen. In physischer Beziehung vernachlässigt, blieb sie auch in der Schule zurück und ging nun in Dienst, blieb aber ihrer Faulheit und sonstigen üblen Eigenschaften wegen nirgends lange. Sie wurde nun Handlangerin bei einem Baue und hatte das Unglück, von einem Gerüste zu stürzen. Die dadurch verursachte leichte Gehirnerschütterung hatte eine Geistesstörung geringeren Grades zur Folge, die sich später in einer pietistischen Manie kundgab. Sie [17] durchwanderte nun den ganzen Kaiserstaat, die Schweiz, Italien, soll sogar nach Rom gekommen sein. Nach ihrer Rückkehr nahm sie ihre bleibende Wohnung in einer Höhle des steilen Felsens, des sogenannten Türkensturzes bei Gleißenfeld. Man wollte zwar ihren Aufenthalt daselbst nicht gestatten, da sie aber, so oft man sie entfernte, doch immer wieder dahin zurückkehrte, beließ man sie zuletzt daselbst. Nach genauerer Beobachtung stellte sie sich als eine verschmitzte, arbeitsscheue Abenteurerin dar. Zu ihrem besseren Schutze in der Höhle, welche sie nun einmal nicht verlassen wollte, ließ die regierende Fürstin von Liechtenstein, die Einsiedlerin als eine bedauernswerthe Irrsinnige betrachtend, einen hölzernen Vorsprung vor dem Eingange in die Höhle bauen. Eine historisch treue, jedes phantastischen Schmuckes bare Darstellung gibt die folgende Quelle. [Donau (Wiener politisches Blatt, Fol.) 1856, Nr. 242, Morgenblatt, im Feuilleton: „Noch einmal die Einsiedlerin am Türkensturz“.]