BLKÖ:Przepiczky Freiherr von Richenburg, Johann Wenzel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 24 (1872), ab Seite: 30. (Quelle) | |||
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[31] besser gelingen“, bei diesen Worten überreichte er ihm eine Börse mit 3000 Ducaten und fügte hinzu: „ihre Krankheit sind Schulden, dieses Pflaster wird wirken; eine Recitive aber werde ich nicht mehr curiren“, und der Schieber schloß sich. In solcher Weise verlebte er mit seinen beiden großen englischen Doggen, die seine einzige Gesellschaft bildeten, mehr als 30 Jahre. Der Schmutz hatte sich indessen auf nahezu eine halbe Elle angehäuft und ein festes Erdreich gebildet. Am 12. September 1765 bemerkten die Bewohner des Marktes Ewanowitz, daß die Zugbrücke herabgelassen sei, erschreckt eilte der Verwalter in das Schloß vor die Thüre des Freiherrn, fand dieselbe erbrochen, den Freiherrn mit zerschmettertem Haupte, die beiden Doggen todt und die Casse, welche viele Tausende (man sprach von 70.000 fl.) enthielt, leer. Es war kein Zweifel, daß ein Raubmord begangen worden. Der Jäger sowie ein alter polnischer Jude, auf denen dringender Verdacht des Mordes lag, wurden eingezogen, gestanden aber beide nichts, obgleich sie die ganze Folter ausgehalten hatten. Alle Bemühungen, den Mörder zu entdecken, blieben erfolglos.
Przepiczky Freiherr von Richenburg, Johann Wenzel (Sonderling, geb. in Böhmen um 1700, gest. zu Ewanowitz 12. September 1765). Der letzte eines ansehnlichen böhmischen Adelsgeschlechtes. Nachdem er seine Studien an der Olmützer Universität beendet, machte er zur weiteren Ausbildung große Reisen und übernahm nach dem Tode seines Vaters ein sehr verschuldetes Gut. Nachdem er dieses verkauft, kaufte er von der Gräfin Maria Beatrix von Rottal die Herrschaft Ewanowitz bei Wischau. Obwohl ihm seine Kenntnisse und Familienverbindungen eine schöne Zukunft im Staatsdienste in Aussicht stellten, so entsagte er doch allem Ehrgeize und begnügte sich damit, persönlich sein Besitzthum zu bewirthschaften. Dieß that er aber auch mit aller Sorgfalt, so daß er sein Wirthschaftswesen auf eine hohe Stufe gehoben hatte. Dabei war er ein Sonderling eigenster Art. Die Räumlichkeiten des Schlosses, das er bewohnte, waren schlecht und elend eingerichtet; mit Menschen hatte er fast gar keinen Umgang; die Zugbrücke seines Schlosses war beständig aufgezogen; für den Verwalter und die Unterthanen, gegen die er sich jedoch stets billig, ja oft sehr edelmüthig bewies, war er nur einmal in der Woche zu sprechen; der Koch mußte sich immer auf acht Tage mit Vorrath versehen. Als er 34 Jahre alt war, heirathete er ein armes hübsches Mädchen aus der Nachbarschaft und beging die Hochzeit mit großer Pracht; am folgenden Morgen schickte er seine Gemalin mit einer jährlichen Apanage von 1000 fl. wieder fort und verbot ihr bei dem Verluste dieser Rente, sich ferner um ihn zu bekümmern. Von nun an schloß er sich von der Außenwelt vollends ab. Durch ein kleines, mit einem Schieber versehenes Loch, welches an der Thüre seines stets abgeschlossenen Wohnzimmers angebracht war, verkehrte er mit seinen Dienern und dem Verwalter, sonst ließ er Niemand vor sich. Einem Vetter, dem es doch gelungen war, bis zu seiner Zimmerthür zu dringen, und der durch allerlei Vorstellungen ihn von dieser Lebensart abzubringen versuchte, entgegnete er, nachdem er ihn eine Weile mit Ruhe angehört: „Vergebens versuchen sie es mich zu curiren; mir wird es bei ihnen- (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) Jahrg. 1818, S. 358: „Mährische Sonderlinge“. – Der Freyschütz (Hamburg, 4°.) 1835, Nr. 21.