BLKÖ:Reitz, Constantin

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 25 (1873), ab Seite: 264. (Quelle)
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Reitz, Constantin (k. k. österreichischer Consul, geb. zu Dieburg im Darmstädtischen im Jahre 1816, gest. zu Doko in Inner-Afrika 26. Mai 1853). Sein Vater war Oberforstmeister und ließ den Sohn durch einen Hauslehrer unterrichten. Im Jahre 1835 bezog R. die Landes-Universität Gießen, wo er sich dem Studium der Forstwissenschaft widmete, dabei fleißig die Klinge handhabte und durch seinen gesunden unverwüstlichen Humor in allen Kreisen beliebt machte. Als sich ihm aber die Aussichten, welche sein Brotstudium ihm darbot, wenig erquicklich zeigten, gab er es auf, erwarb zu Gießen den Doctorhut der Philosophie und privatisirte einige Jahre zu Gießen, indem er zugleich Unterricht theils an Privatpersonen, theils in öffentlichen Lehranstalten ertheilte. Aus einer Fußwanderung, welche er im Sommer 1843 in die Schweiz und in das südliche Frankreich unternahm, wurde wider Erwarten ein Ausflug in die weite Welt. Durch ein zufälliges Zusammentreffen mit dem damaligen englischen Consul in Mailand geschah es, daß er, ohne nach Gießen oder in seine Heimat zurückzukehren, sofort die Stelle als Hofmeister bei den Kindern desselben annahm. In diesem Verhältniß verbrachte er mehrere Jahre in Mailand unter den angenehmsten Umständen, da er ja im Hause wie ein Familienglied lieb und werth gehalten wurde. Von Mailand begab er sich nach Neapel, wo er als Privatgelehrter lebte und sich eine angenehme Existenz dadurch gründete, daß er jungen Leuten aus höheren Standen Unterricht ertheilte. So kam er in die höheren Kreise der Neapolitaner Gesellschaft, deren Liebling er bald wurde. Aber bald änderten sich die Verhältnisse des dortigen geselligen Lebens. Im Sommer 1847 begannen sich die politischen Zustände Neapels immer schlimmer zu gestalten; nach der dem päpstlichen Nuntius dargebrachten Serenade wurden Verhaftungen vorgenommen, wodurch auch einige Jünglinge aus den Familien, mit denen R. im Verkehre stand, auf das Castell St. Elmo kamen. In Folge dieser unerquicklichen Verhältnisse, die ja auch für ihn bedrohlich werden konnten, schloß sich R. zwei Landsleuten an, die zu jener Zeit in Neapel verweilten und eben im Begriffe standen, Sicilien und Egypten zu bereisen. Als Vierter gesellte sich noch der Naturforscher und Reisende Rüppel aus Frankfurt zu ihnen. R. ging nun mit seiner Reisegesellschaft nach Alexandria, von da nach Cairo, wo er im Secretariat des dortigen k. k. österreichischen Consuls eine Anstellung erhielt. Auf diesem Posten entwickelte er solche Umsicht und Geschäftstüchtigkeit, daß er zum Secretär des österreichischen Consulats in Alexandria ernannt wurde, wo er sich gleichfalls durch seine Gewandtheit und Dienstbeflissenheit die Anerkennung seiner Vorgesetzten erwarb. Als er bald darauf zum Viceconsul in Chartum befördert worden war – der eigentliche Consul Dr. von Müller war gar nie auf seinen Posten gegangen – riefen ihn im Jahre 1850 die Verhandlungen über dieses neuerrichtete Consulat für einige Zeit nach Europa zurück, welche Gelegenheit er auch zu einem Besuche seiner Heimat benützte. Ende Sommer genannten Jahres begab sich R. über Wien und Triest auf seinen neuen Posten. Auf demselben entwickelte er eine höchst verdienstliche Wirksamkeit, zu welcher ihn geistige wie körperliche Energie, heller Verstand, große Gewandtheit, mit den Menschen umzugehen, und endlich die Bekanntschaft mit den Verhältnissen und Sprachen der [265] südlichen Länder vorzugsweise eigneten. Ueber seine Reisen von Chartum nach Gondor in Abyssinien erstattete er ausführliche Berichte, von denen selbst die Wissenschaft Kenntniß nahm. In den Sitzungsberichten der mathem. naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien erschienen von ihm: „Ueber die von ihm eingesammelten Nilfische“ und „Berichte über Abyssinien“, beide auch in Separatabdrücken ausgegeben und ersteres bereits vergriffen. Leider ereilte ihn auf seiner letzten Reise der Tod, der ihn im kräftigsten Mannesalter von erst 37 Jahren einem Berufe entriß, dem er mit Leib und Seele ergeben war, und auf welchem er noch das Ersprießlichste hätte leisten können. Reitz hat auf dieser beschwerlichen Reise in das noch unenthüllte Innere Afrika’s den Beweis geliefert, daß er weder die übergroßen Beschwerden noch die augenscheinlichsten Gefahren scheute, um dem Namen und Einfluß Oesterreichs allenthalben und selbst im fernen Abyssinien Geltung zu verschaffen und der österreichischen Industrie neue Handels- und Verkehrswege zu eröffnen.

Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) Beilage zur Nummer vom 16. August 1853: „Der Tod des Dr. Const. Reitz, österreichischen Consuls für Central-Afrika“. – Triester Zeitung 1856, Nr. 246. – Bibliothèque universelle de Genève 1856, Juliheft.