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BLKÖ:Schöpf, Albin Franz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 31 (1876), ab Seite: 175. (Quelle)
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Schöpf, Albin Franz (amerikanischer General, geb. in Oesterreich im Jahre 1822). Ueber die Jugendzeit und häuslichen Verhältnisse S.’s ist nichts Näheres bekannt. Er diente in der kaiserlichen Armee, und zwar bei der Artillerie, in welcher er zuletzt die Stelle eines Lieutenants bekleidet haben soll. Bei Ausbruch der Bewegung im Jahre 1848 trat S. als Gemeiner in die ungarische Revolutionsarmee, in welcher er Bem’s Adjutant ward und durch seine Tapferkeit es zum Major brachte. Nach Bewältigung der Revolution floh er, um dem traurigen Geschicke zu entgehen, das so viele Fahnenflüchtige ereilt hatte, in die Türkei, nahm dort den mohammedanischen Glauben an und lebte 1849 als Lehrer in Aleppo. Wie lange er in der Türkei geblieben, ist nicht bekannt. Im Jahre 1851 befand er sich bereits in Amerika, wo er seine Laufbahn als Hausknecht in einem der größeren amerikanischen Hôtels begann, allmälig aber seine Kenntnisse zur Geltung zu bringen verstand und in der Küsten-Vermessungs-Commission zuletzt als Examinator im Patent office angestellt wurde. Im Herbste 1861 wurde S. durch den Einfluß des früheren Kriegsministers Holt an die Spitze eines Commando’s gestellt, welches als Avantgarde gegen Cumberland Gap ausrückte und eine etwa 3000 Mann starke Brigade Ohio-Truppen bildete. Ueber diese Ernennung eines „österreichischen Unterofficiers“, wie S. allgemein genannt wurde, gab sich in den amerikanischen Kreisen, namentlich aber unter den Deutschen eine nicht geringe Entrüstung kund, die aber doch nichts half, da S. trotzdem mit dem ihm übertragenen Commando an den Ort seiner Bestimmung nach Somerset in Kentuky abrückte. Als er im Camp Wild Cat eingetroffen, erschien auch bald ein überlegenes südunionistisches Corps unter Befehl des Generals Zollikofer, der mit leichter Mühe das Lager, das Schöpf mit seinen Leuten bezogen hatte, zu stürmen gedachte. Aber in diesem Puncte hatte der feindliche General sich verrechnet. Schöpf und seine Truppen stellten ihm in einem mörderischen Kampfe so entschiedenen Widerstand entgegen, daß Zollikofer gänzlich geschlagen sich zurückziehen mußte. Schöpf wollte nun den durch den Sieg gewonnenen Vortheil auch ausnützen und den geschlagenen Gegner verfolgen und gänzlich aufreiben, aber ein unbegreiflicher Befehl seines Vorgesetzten verhinderte ihn daran. Nun aber war S., der früher geschmähte Gegenstand allgemeiner Entrüstung, mit einem Male der Held des Tages geworden und wurde später zum Brigade-General ernannt. Seine ferneren Schicksale sind unbekannt.

Presse (Wiener polit. Blatt) 1862, Nr. 47: „General Schöpf“. – Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1862, Nr. 38: „Ein österreichischer Bombardier – amerikanischer General“. – Pest-Ofner Zeitung 1861, Nr. 278: [176] „Ein österreichischer Unterofficier als amerikanischer General“. – Breslauer Zeitung 1862, Nr. 81: „Ueber den nordamerikanischen General Schöpf“.