BLKÖ:Schaidinger (Tiroler Landesvertheidiger)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schainowitz, Johann
Band: 29 (1875), ab Seite: 90. (Quelle)
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Schaidinger, ... (Tiroler Landesvertheidiger, Geburtsjahr unbekannt, gefallen für’s Vaterland in der Nähe von Albl an einem der ersten Novembertage des Jahres 1805). Es war anfangs November 1805, als Marschall Ney Alles daran setzte, die Tiroler Veste Scharnitz in seine Gewalt zu bekommen und sich dadurch den Eingang in Tirol zu erzwingen. Der Commandant derselben, Swinburne, wies mit Hilfe des auf den umliegenden Bergen aufgestellten Landsturmes alle Angriffe der Franzosen tapfer zurück. Zur Verstärkung der Landesvertheidiger mußte eiligst eine neue Compagnie nachgeschickt werden. Diese, 120 Mann stark, führte Hauptmann Schaidinger aus Oberperfuß. Sofort rückte die Compagnie an ihre Bestimmung ab, kam über Seefeld in die obere Leutasch, wo man bereits Geschützdonner vernahm, denn die Franzosen beschossen das „Schanzl“. Auf dem Wege begegnete die Compagnie dem k. k. Major von Kraus, der an der Spitze einer Kanone mit der dazu gehörigen Bespannung und Bedienung der oberen Leutasch zumarschirte. Schaidinger’s Compagnie hielt an und wollte von der eben ankommenden k. k. Artillerie Erkundigungen über den Stand der Dinge einziehen. Major Kraus fand es aber nicht angezeigt, auf die Anfragen entsprechenden Bescheid zu geben. Die Compagnie setzte nun ihren Marsch fort, als sie plötzlich gewahrte, wie eine starke, noch ziemlich ferne Colonne in Eilschritten auf ihre linke Flanke losmarschirte. Die grauen Mäntel, welche die Leute der Colonne trugen, ließen nicht erkennen, ob die Anrückenden Freunde oder Feinde waren. Hätten die von Major Kraus geführten Kanoniere ordentlich mitgetheilt, was sie wissen mußten, so wäre das Folgende nicht geschehen. Hauptmann Schaidinger, nicht ahnend, den Feinden entgegenzugehen, marschirte immer an der Spitze der Seinen. Plötzlich sprang ein Mann aus dem Dickicht hervor, schlug an, und Schaidinger, durch die Brust getroffen, sank todt nieder. Als der Franzose sich nun auf S.’s Leichnam stürzte, um ihn zu plündern, kracht ein zweiter Schuß aus Schaidinger’s Compagnie, und der Franzose lag in seinem Blute neben seinem Opfer. Bartlmé Meßner von Ranggen hatte durch diesen Schuß seinen Hauptmann gerächt. Die ihres Hauptmannes beraubte Compagnie trat unter Michael Niederkircher’s, des 17jährigen Lieutenants derselben, Führung den Rückmarsch an, um der Gefangenschaft zu entgehen. Durch diese planlose Eifersüchtelei der kaiserlichen Truppen gegenüber den Landesvertheidigern ging aber auch die Veste Scharnitz verloren.

Volks- und Schützen-Zeitung (Innsbruck, 4°.) 1853, Nr. 123: „Episode aus dem Jahre 1805“.