BLKÖ:Siegl, Johann
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 34 (1877), ab Seite: 250. (Quelle) | |||
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Koch, Händel u. A. sich bekannt und so in gediegener Weise sich selbst fortbildend, trug er das Durchgearbeitete auch seinen zahlreichen Schülern vor und wirkte so als Lehrer in wohlthätigster, fördernder Weise. Denn die Muße seines Berufes als Organist benützt S., um Clavierstunden zu geben, und bald war S. der gesuchteste, weil gediegenste Clavierlehrer Brünn’s. Aber nichts weniger als einseitig, lernte er nicht allein die alten Meister kennen, auch die neueren unterzog er seinem sorgfältigen Studium, dabei sammelte er fleißig die Meisterwerke der Tonkunst aus den Gebieten der Kirchen- und Kammermusiken, ferner die wichtigsten, auf seine Kunst Bezug habenden theoretischen und geschichtlichen Werke, so daß er in seiner musikalischen Bibliothek einen bei Privaten nicht häufigen Schatz besitzt. Als Organist steht S., wie sein Biograph schreibt, in Brünn ohne Rivalen da, aber auch unter den bedeutenderen Orgelspielern Oesterreichs und Deutschlands behauptet er einen hervorragenden Platz. Alljährlich in der Fastenzeit führt er in der St. Jacobskirche eine Reihe großer berühmter Orgelstücke vor, bewahrt so das lebendige Andenken der großen Meister seiner Kunst und ist für Pflege und Förderung guter Kirchenmusik hochverdient. Aber auch in der Hausmusik stellt er seinen Meister und ist in Brünn allgemein bekannt als einer der tüchtigsten Repräsentanten und Förderer gediegener Kammermusik. S. ist auch als Componist geschätzt, wenngleich seine Werke nicht durch den Stich veröffentlicht sind. Er hat Mehreres für sein Lieblingsinstrument, die Orgel, u. z. theils für sie allein, theils aber für dieselbe mit Gesang componirt und wiederholt zur Aufführung gebracht, was, wie sein Biograph bemerkt, „von seiner gediegenen musikalischen Bildung und höchst achtbarer Schöpfungsgabe zeugt“.
Siegl, Joh. (Organist und Compositeur, geb. zu Mährisch-Neustadt im Jahre 1821). Sein Vater gleichfalls Johann, war Schullehrer und zugleich ein tüchtiger Musicus, der den ersten musikalischen Unterricht seines Sohnes persönlich leitete. Später ging dieser nach Wien, wo er sich in der Kunst des Orgelspiels theoretisch und praktisch ausbildete. So tüchtig geschult, erhielt er im Jahre 1846, nach vorangegangener Concursprüfung, in welcher er über alle anderen Mitbewerber den Sieg davongetragen, an der Stadtpfarrkirche zu St. Jacob in Brünn die Organistenstelle. Auf diesem Posten wirkt er zur Stunde noch im Geiste eines Mannes, der keinen Stillstand kennt, sondern auch in der bescheidensten Stellung, die er einnimmt, mit der Zeit fortschreitet und alles, was in sein Fach einschlägt, mit Eifer und Sachkenntniß verfolgt und verarbeitet. War schon seine Jugend eben keine rosige, da er, nachdem er das Vaterhaus verlassen, sich durch Drangsale und Entbehrungen durchkämpfen mußte, so hatte dieß seinen Geist nicht niedergebeugt, vielmehr seinen Sinn gestählt und ihn die Wahrheit der alten Devise: „Durch Kampf zum Licht“ erkunden lassen. Ging er auch dem Broderwerbe nach, bloßes Handwerkern war nicht seine Art, er studirte fleißig weiter und machte systematisch mit den classischen Werken eines- d’Elvert (Christian Ritter), Geschichte der Musik in Mähren und Oesterreichisch-Schlesien (Brünn 1873, gr. 8°.) Anhang, S. 174.