BLKÖ:Stöger, Bernhard

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 39 (1879), ab Seite: 104. (Quelle)
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Stöger, Bernhard, früher Anton (gelehrter Benedictiner, geb. zu Passau 12. Jänner 1757, gest. ebd. 6. Mai 1815). In seiner Geburtsstadt Passau besuchte Stöger die Studienanstalten und hörte daselbst auch die philosophischen Vorträge. Bei seiner Vorliebe für die Wissenschaften und von der Ueberzeugung erfüllt, daß das Klosterleben in seiner Abgeschiedenheit von allem weltlichen Treiben zunächst diesen Drang entsprechend zu erfüllen vermöge, trat er in das Benedictinerstift Oberaltaich, wo er mit besonderer Lust mathematische Disciplinen und orientalische Sprachen trieb. Daselbst erhielt er an Stelle seines bisherigen Taufnamens Anton den Klosternamen Bernhard. Zur weiteren Vervollkommnung in den Wissenschaften schickte ihn sein damaliger Abt nach St. Emmeran in Regensburg, wo er unter dem Fürstabt Cölestin und Pater Augustin Ler glänzende Fortschritte machte. Nun war sein Entschluß gefaßt, sich dem Lehramte zu widmen, aber vorher mußte er doch in die Seelsorge treten und kam auch, nachdem er anfangs October 1780 primicirt hatte, zunächst als Pfarrer nach Bogenberg. Das aber war nur eine Uebergangsstufe zur Professur, denn thatsächlich wurde er schon im Jahre 1782 in sein Kloster zurückberufen, um seinen jüngeren Mitbrüdern zunächst Mathematik und orientalische Sprachen, von 1784 ab Mathematik und Logik vorzutragen. Im Jahre 1785 erhielt er einen Ruf als Professor der Logik an die Hochschule zu Salzburg. Neben der Professur versah er seit 1792 auch noch das Secretariat der Hochschule und seit 1797 die akademische Predigerkanzel. So wirkte Stöger daselbst durch volle siebzehn Jahre, bis 1801, wo ihm der Wunsch, einige Zeit in seinem Kloster ausruhen zu dürfen, gewährt wurde. Nach seiner Rückkehr dahin erhielt er die einträgliche Klosterpropstei Gassersstorf, wo er neben Seelsorge und ökonomischem Berufe der Pflege der Wissenschaften treu oblag. Aber nicht lange sollte er daselbst bleiben. Nachdem in Folge der Säcularisation auch sein Stift aufgehoben worden, drang er auf seine Enthebung und verließ Gassersstorf, um sich einstweilen in Bogen, einer Ortschaft im bayerischen Unterdonaukreise privat aufzuhalten. Nach einiger Zeit, 1804, erhielt er die Professur der classischen lateinischen und griechischen Literatur und im folgenden Jahre das Rectorat an der Studienanstalt zu Dillingen. Nach vierjähriger Wirksamkeit in diesem Amte kam er in gleicher Eigenschaft nach Straubing, wo er aber nur zwei Jahre lehrte, da auch das dortige Studium aufgehoben wurde. Nach kurzer Ruhe, die ihm bei seinem kränklichen Zustande mehr als von nöthen gewesen, übernahm er noch im Jahre 1811 das Rectoramt der Studienanstalt zu Passau, wo ihn aber schon nach einiger Zeit ein Schlaganfall hinderte, seines Amtes weiter zu walten. Nun nahm er auf ein Jahr Urlaub, in der Hoffnung, nach Verlauf [105] desselben sein Amt wieder antreten zu können. Doch diese Hoffnung erfüllt sich nicht. Schon war ihm daher als Sinecure ein Canonicat im salzburgischen Chorherrenstift Mattsee zugedacht, als er, im Alter von 58 Jahren, zur ewigen Ruhe einging. Stöger war nach verschiedenen Richtungen, vornehmlich aber auf philosophischem Gebiete schriftstellerisch thätig. Die Titel seiner Schriften sind in chronologischer Folge: „Tentamen finale ex linguis Hebrea et Graeca“ (Straubing 1783, 4°.); – „Sätze aus der reinen Mathematik, zur öffentlichen Prüfung im Stifte Oberaltaich vorgelegt“ (Straubing 1783, 4°.); – „Positiones ex Hermeneutica sacra V. et N. Testamenti“ (Ratisbonae 1784, 8°.); – „Synopsis institutionum philosophicarum ...“ (Ratisbonae 1785, 8°.); – „Tentamen finale publicum ex Logica et Metaphysica ...“ (Salisburgi 1786, 4°.); – „Synopsis institutionum biennalium ex universa Philosophia theoretica ...“ (ibidem 1787, 8°.); – „Anleitung zum Studium der theoretischen Philosophie“ drei Theile (Salzburg 1788–95, 8°.); – „Anhang zum 1. Theil: Skizze einer allgemeinen reinen Logik“ (ebd. 1792); – „Positiones ex Logica et Metaphysica ...“ (Salisburgi 1788, 4°.); – „Ueber die Frage: welcher Lehrvortrag in der Philosophie ist auf deutschen Universitäten der nützlichere – der deutsche oder der lateinische? Eine Vorlesung bei Eröffnung der öffentlichen Collegien gehalten“ (ebd. 1790, 8°.); – „Harmonie der wahren Grundsätze der Kirche, der Moral und der Vernunft .... mit der bürgerlichen Verfassung des französischen Clerus. Aus dem Französischen übersetzt“ (ebd. 1792, 8°.); – „Stoff einer öffentlichen Prüfung“ (ebd. 1793, 8°.); – „Kant’s Prolegomena zu jeder künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können“ (ebd. 1794, 8°.); – „De eo utrum Kantiana Kategoriarum tabula sit omnibus numeris absoluta?“ (ib. 1795, 8°.); – „Oratio in Anniversariis Electionis Solennis Rev. Archiepiscopi pro literis dicta“ (ib. 1796, 4°.); – „Kantische Kritik der reinen Vernunft in einem gedrängten Auszuge“ (ebenda, 1797, 8°.); – „Compendium institutionum logicarum“ (ib. 1798, 8°.); – „Ueber die beste Art, den öffentlichen Lehrvortrag auf Akademien zu benützen. Eine Rede ...“ (ebd. 1799, 8°.); – „Geistliche Reden, gehalten bei dem akademischen Gottesdienste zu Salzburg“ zwei Bände (Straubing 1803, 8°.), auch unter dem Titel: „Predigten über wichtige Gegenstände der christlichen Religion und Moral“; – „Rede über die gegenwärtige Einrichtung der vaterländischen Gymnasial-Institute und Studienschulen überhaupt und den Zustand der Lehranstalten in Dillingen insonderheit..“ (Dillingen 1809, 4°.). Außerdem erstattete Stöger, nachdem er im Jahre 1809 das Rectorat der kaiserlichen Studienanstalt in Straubing übernommen hatte, die Jahresberichte über dieselbe für 1810 und 1811. Auch schrieb er für die oberdeutsche Literatur-Zeitung verschiedene Recensionen. Stöger’s umfassende Kenntnisse in den verschiedenen Disciplinen des menschlichen Wissens befähigten ihn ganz besonders für das Lehrfach und die Ruhe und Klarheit seines Gedankenganges vornehmlich für das philosophische. Sein Vortrag ohne Schullehrer-Pathos war natürlich und fließend. Seine schriftstellerische Thätigkeit erfuhr mannigfache Angriffe, doch eigentlich nur von jener Seite, auf der man es nicht begreifen konnte oder wollte, daß ein katholischer Priester auch ein consequenter Denker sein könne. Als sein Kloster der Säcularisation anheimfiel, [106] ging ihm das sehr, ja so nahe, daß er in seinem Unmuth auch seine Propste! zu Gassersstorf niederlegte, die zum Stifte gehörte. Während er zu jener Zeit privatisirte, dachten wohl Wenige, daß ihn dieser Vorfall so empfindlich getroffen, und doch hatte seine Gesundheit dabei den ersten Stoß erlitten. Sein Rectorat zu Dillingen entbehrte auch nicht mancher Reibungen, die ihm die Versetzung auf einen anderen Posten wünschenswerth machten, welche denn auch erfolgte, aber leider wieder an eine Anstalt – die Studienschule zu Straubing – die schon zwei Jahre danach aufgehoben wurde. Dieser sich öfter wiederholende Wechsel in seiner Lebensstellung, der ihn noch dazu in späteren Jahren getroffen, und besonders der Schmerz über die Auflösung der renommirten Hochschule, an welcher er durch zwei Decennien in ruhmvoller Weise gewirkt, war nicht ohne nachhaltigen Einfluß auf sein körperliches Befinden geblieben und hatte wohl zumeist sein frühes Ableben veranlaßt.

Kayser (Christian Gottlob), Vollständiges Bücher-Lexikon, enthaltend alle von 1750 bis zu Ende des Jahres 1832 in Deutschland und in den angrenzenden Ländern gedruckten Bücher (Leipzig 1835, Ludwig Schumann, 4°) Bd. V, S. 340.